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20 Cent mehr für Grünland-Kühe

Lesezeit: 5 Minuten

Die VVG Oberbayern-Schwaben eG bezahlt einen Bonus für Schlachtkühe, die GVO-frei gefüttert werden und in Grünlandbetrieben stehen. Wir haben uns das Programm angeschaut.


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Noch ein weiteres Siegelprogramm, noch mehr Kriterien, um einen guten Preis für die Schlachttiere zu erzielen? Passt das noch in die Zeit – und in den Markt? Sebastian Brandmaier, Geschäftsführer der VVG Ober- bayern-Schwaben eG mit Sitz in Waldkraiburg (LK Mühldorf) ist von seinem neuen Bonus-Programm „Grünland- kuh“ für Schlachtkühe überzeugt: „Wir haben ein Qualitätsprogramm von der Erzeugerseite aus aufgebaut, das die Landwirte zu nichts zwingt und relativ wenig zusätzlichen Aufwand erfordert.


Trotzdem lässt das Programm den Mehrwert der Kühe erkennen – Voraussetzung, um bei der Vermarktung den ausgelobten Bonus zu erlösen. Die teilnehmenden Landwirte erhalten für ihre Schlachtkühe 20 Cent/kg Schlachtgewicht (SG) Aufschlag auf den Basispreis, und zwar über alle Klassifizierungsstufen und Fettklassen. Rund 400 Betriebe machen seit dem Start im Sommer 2017 mit. Weitere 150 Landwirte stehen kurz vor der Aufnahme, weil bestehende Zertifizierungen noch auf die Schlachttiere erweitert bzw. umgeschrieben werden müssen (s.u.).


Erfüllbare Kriterien:

„Die Einstiegshürden für die Milchviehhalter haben wir bewusst niedrig gehalten“, betont Brandmaier. Möglichst viele VVG-Mitgliedsbetriebe aus Bayern und Baden-Württemberg sollen mitmachen können. Folgende Kriterien müssen sie bzw. die Tiere für die Teilnahme erfüllen:


  • Herkunft der Tiere aus Bayern oder Baden-Württemberg,
  • mindestens 40% Grünlandanteil (Dauergrünland) im Betrieb,
  • Fütterung GVO-frei nach VLOG und
  • Zertifizierung nach QM oder QS und
  • VVG-Mitgliedschaft.


Diese Rahmenbedingungen sind für die Landwirte relativ einfach zu erfüllen bzw. mit wenig Aufwand nachzuweisen. „Uns ist wichtig, dass möglichst viele Kühe aus den Grünlandgebieten in das Programm passen“, erklärt Brandmaier. Denn für dieses Qualitätsmerkmal gebe es bislang keine Förderung der Schlachtkühe. Mit den 20 Ct/kg Mehrerlös wolle man diese Qualität auch sichern. Daher ist der Anteil von 40% Dauergrünland im Betrieb auch das absolute Minimum für die Grünlandkuh, er soll keinesfalls unterschritten werden. „Darunter kämen wir schnell in Erklärungsnot gegenüber den Abnehmern und dem Handel“, glaubt der Geschäftsführer. Von den VVG-Mitgliedsbetrieben erfüllen rund 70% das Grünlandkriterium. Kompliziert wird es bei knapper Über- oder Unterschreitung der Hürde. „Diese Schwierigkeit hätten wir bei 35% oder 45% Anteil aber auch“, erklärt er.


Das zweite wesentliche Kriterium für die Grünlandkühe ist die gentechnikfreie Fütterung. Notwendig ist dafür eine Zertifizierung des Betriebes durch den „Verband Lebensmittel ohne Gentechnik“ (VLOG). Viele Betriebe haben ihre Milcherzeugung bereits nach VLOG gentechnikfrei zertifizieren lassen. Die Zertifizierung ist laut Brandmaier einfach auf „VLOG Fleisch“ übertragbar. Der Landwirt muss dem Zertifizierer nur eine Datenüberlassungserklärung unterschreiben. Damit kann der Betrieb nach „VLOG Fleisch“ anerkannt werden. In anderen GVO-freien Programmen muss jede einzelne Kuh mindestens drei Viertel ihres Lebens gentechnikfrei gefüttert worden sein. Das ist aber keine Bedingung für die Grünlandkuh“, betont Brandmaier. So oder so wird sich seiner Meinung nach die GVO-Freiheit im Süden sehr schnell vollständig durchgesetzt haben: „Bereits heute füttern rund 70% der Kuhbetriebe wegen der Milch GVO-frei. Ich glaube, dass in spätestens zwei Jahren auch die restlichen Betriebe gefolgt sein werden.“


QM- und QS-zertifiziert sind viele Betriebe ebenfalls durch die Abnahmekriterien der Molkereien.


Auch die VVG profitiert:

20 Cent/kg machen bei den relativ schweren süddeutschen Fleckviehkühen schnell einen Mehrerlös für die Landwirte von 80 bis 90 € aus, vor allem wenn die abgehenden Tiere vor dem Verkauf noch einige Zeit ausgemästet werden.


Aber auch die VVG will und kann vom Gründlandkuh-Programm profitieren. „Wir wollen mittelfristig gerne 10 bis 15% mehr Schlachtkühe aus der Region vermarkten. Das Angebot schrumpft aber jedes Jahr leicht, sodass wir uns etwas überlegen mussten“, erklärt Brandmaier. Auf der Abnahmeseite suchten viele Schlachter regelrecht nach Kühen. „Das Programm ist jetzt unsere Chance, Marktanteile bei den Schlachtern zu halten, oder diese sogar auszubauen. Selbst unsere Geschäfte mit Schlachtbullen und sogar -schweinen können von den Schlachtkühen profitieren“, betont Brandmaier.


Bislang stammen rund 20% der in Bayern geschlachteten Bullen und Kühen von der VVG Oberbayern-Schwaben. „Ziel ist es, den Anteil in den nächsten Jahren zu vergrößern. Dass die Grünlandkühe besondere Qulitätsmerkmale haben, versucht Brandmaier den Schlachtern zusätzlich zu vermitteln. Diese zeigen sich durchaus interessiert.


Handel sucht Tierwohl:

Brandmaier ist aber noch eine Stufe weiter gegangen und hat auch schon im Lebensmittelhandel für die Grünlandkühe geworben. Sowohl die GVO-Freiheit als auch die Herkunft von grünlandstarken Betrieben stoßen bei den Abnehmern offenbar auf Interesse. „Diese Eigenschaften zählen in Zeiten von Tierwohl und Mehrwert eine ganze Menge“, hat er in Gesprächen festgestellt.


Ein fester Abnehmer oder gar eine Produktlinie „Grünlandkuh“ in der Ladentheke ist kurz nach dem Start allerdings noch nicht gefunden.


Trotzdem bekommt jeder der schon teilnehmenden Landwirte den vollen Bonus seit dem Start ausgezahlt. Denn die Belohnung der Landwirte für eine besondere Qualität ohne zusätzlichen Aufwand ist das erklärte wichtigste Ziel des Programms.Christian Brüggemann

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