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Getreidevermarktung: Vom Betrieb direkt aufs Schiff

Lesezeit: 5 Minuten

Die Daberkower Landhof AG in Mecklenburg-Vorpommern bündelt Getreide von rund 5 000 ha Anbaufläche aus insgesamt sechs Marktfruchtbetrieben. Mehr als die Hälfte davon ist Weizen. Zukünftig wird diese Fläche zu Lasten von Roggen und Gerste noch ausgedehnt, erläutert Vorstandsmitglied Thomas Flaschel. Da Weizen wegen fehlender Verarbeitungskapazitäten vor Ort fast ausschließlich exportiert werden muss, hat Flaschel wie andere Berufskollegen auch den zunehmenden Konzentrationsprozess der Vermarkter im Lande mit Sorge beobachtet (siehe Kasten auf Seite 112). Frischen Wind bringt dabei seit Anfang des Jahres die Unicorn GmbH & Co KG aus Demmin in die Handelsszene. Unicorn vermarktet Getreide und Raps, der Schwerpunkt liegt aber eindeutig auf Weizen. Das Unternehmen will sich von der Konkurrenz dadurch abheben, dass es nach dem Discount-Prinzip arbeitet: Konzentration auf wenige Produkte bei niedrigen Festkosten. Die Getreidelieferung und -vermarktung läuft so ab: Das Unternehmen besitzt keinen eigenen Fuhrpark, sondern bedient sich ausgewählter Speditionen. Damit werden hohe Festkosten durch vorgehaltene Maschinen vermieden. Der Vermarkter ist ausschließlich im Streckengeschäft tätig. Damit entfällt eine Mischkalkulation zur Deckung der Fixkosten für Lagerhallen, Personal usw., wie sie der klassische Landhandel mit Erfassung und Zwischenlagerung anstellen muss. Schiffe werden nicht nur im Überseehafen Rostock beliefert, der für hohe Umschlagskosten bekannt ist. Stattdessen liefert Unicorn je nach Bedarf auch in logistisch günstige Ostseehäfen wie Wolgast, Stralsund, Sassnitz u.a. Niedrigerer Aufwand höhere Erzeugerpreisen Auf den ersten Blick fungiert Unicorn als Makler. Doch im Gegensatz zur reinen Vermittlung einzelner Partien kauft das Unternehmen die Ware auf und exportiert sie gleich weiter. Hauptabnehmer sind Südeuropa und Nordafrika. Der niedrige Aufwand für die Erfassung kann dabei in höhere Erzeugerpreise umgemünzt werden. Praktiker berichten von 2 bis 5% Mehrerlös, die sie bei der Vermarktung über Unicorn erzielt haben. Für die Landwirte ergeben sich noch weitere Vorteile mit dieser Vermarktung: Durch seinen direkten Draht zu den Abnehmern und die schlanke Verwaltung ist das Unternehmen in der Lage, den Landwirten einen gewissen Informationsvorsprung zu bieten. Dazu zählen beispielsweise Aussagen darüber, welche Partien bestimmter Sorten oder -qualitäten im Verlauf der jeweiligen Saison am besten vermarktet werden können. Partien aus verschiedenen Betrieben, aber mit der gleichen Qualität, können zu größeren Einheiten zusammengefasst werden. Das bedeutet: Große, für bestimmte Abnehmer maßgeschneiderte Vermarktungsmengen. Schon 17 % Marktanteil Im ersten Quartal des Jahres 2002 hat Unicorn bereits 250 000 t Getreide vermarktet, insgesamt sind rund 800 000 t für 2002 angepeilt. Damit hält Unicorn mittlerweile einen Marktanteil von 17% der Erntemenge in Mecklenburg-Vorpommern und stellt einen ernst zu nehmenden Konkurrenten für den klassischen Getreidehandel dar. Wer über Unicorn vermarkten will, muss sich nicht langfristig binden. Allerdings schließen eine Reihe von Betrieben frühzeitig Terminkontrakte ab, um das Vermarktungsrisiko zu streuen. Für die Vermarktung muss die Ware frei von Lagerschädlingen sein. Außerdem muss jederzeit, auch in der Urlaubszeit, rund um die Uhr verladen werden können. Da immer LKW-weise abgeholt wird, sind 25 t die Mindestmenge je Lieferung. Allerdings werden große Partien mit möglichst einheitlichen Qualitätseigenschaften bevorzugt. Diese Qualität der einzelnen Partien wird nach der Ernte bonitiert. Wir vermarkten jedoch selten die komplette Erntemenge eines Betriebes, sondern oft nur Teilmengen bestimmter Qualität, so Unicorn-Geschäftsführer Detlef Schön. Das trifft auch auf die Erzeugergemeinschaft Pommernland Qualitätsgetreide zu. Die 16 Mitglieder bauen auf ca. 20 000 ha vor allem Getreide und Raps an. Nur Partien aus Betrieben mit eigener Trocknungs- und Lagerkapazität vermarkten wir über Unicorn. Die Preise dafür lagen bis jetzt meist über denen der Mitbewerber, erläutert Geschäftsführer Norbert Henke. Zwischen 2 und 5 E/t mehr als bei anderen Abnehmern hat Roland Marsch von der Heiden-Marsch-GbR in Klein Toitin bei Jarmen durch die spezielle Vermarktung über Unicorn erzielen können. Marsch vermarktet Getreide auch für Nachbarbetriebe. Der Großteil des Weizens geht inzwischen an Unicorn. Neben höheren Erlösen schätzt er bei dem Vermarktungskonzept: Wir haben eine schlagkräftige Spedition zur Hand und können daher franko Handelsplatz liefern. Dadurch sind wir effektiver bei der Auslagerung. Um das Vermarktungsrisiko zu streuen und um sich gegen größere Verluste bei einer möglichen Insolvenz des Abnehmers zu schützen, liefert Marsch die Ware das ganze Jahr über in Mengen von rund 500 bis maximal 1000 t. Zusätzlich sichert er sich mit einem verlängerten Eigentumsvorbehalt ab. Auch die Daberkower Landhof AG vermarktet inzwischen mehr als 12 000 t Weizen über Unicorn. Wegen einer aufwändigen Trocknungsanlage mit mehr als 600 t Trocknungskapazität pro Tag kann die AG ein Großteil der Erntemenge auch bei widrigen Erntebedingungen auf gleichem Qualitätsniveau einlagern. Damit sind wir in der Lage, einheitliche Partien von 3 000 t und mehr zu liefern, die wir auch zu einem höheren Preis vermarkten wollen, macht Thomas Flaschel deutlich. Fazit Der Wettbewerb unter den Getreidevermarktern in Mecklenburg-Vorpommern könnte durch die Unicorn-Aktivitäten angekurbelt werden. Mit niedrigen Erfassungskosten und speziellen Abnehmern bietet es Betrieben mit eigener Trocknungs- und Lagerkapazität neue Absatzalternativen. Die ersten Erfahrungen damit sind bei den Erzeugern positiv. Jetzt wird sich zeigen müssen, ob sich das junge Unternehmen im Markt etablieren und Landwirten Sicherheit bieten kann. Hinrich Neuman

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