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Mit eigener Rapspresse den Markt beherrschen

Lesezeit: 5 Minuten

I n Südbaden werden 11 500 ha Raps angebaut,aber um die Vermarktung haben wir uns bislang viel zu wenig gekümmert ,blickt Klaus Hall kritisch zurück. Grund genug für den tatkräftigen Geschäftsführer des Maschinenringes Donaueschingen,das zu ändern. Als sich vor zwei Jahren die Wettbewerbsfähigkeit von Biodiesel massiv verbesserte,ergriff Hall die Initiative und gründete zusammen mit sieben weiteren südbadischen Maschinenringen und dem Landesverband der Maschinenringe in Baden-Württemberg eine Energie GmbH.Um auf dem schnelllebigen Energiemarkt rasch und flexibel handeln zu können,wählten die Gesellschafter als Rechtsform eine einfache GmbH und keine Kommandit-Gesellschaft. Die Ringe wollten vor Ort eigene Verarbeitungskapazitäten für Rapsat aufbauen und dann Rapskuchen,Rapsöl und Biodiesel in der Region Südbaden ver-markten.Ihr Ziel:Die beteiligten Maschinenringe und Rapserzeuger sollten eine möglichst hohe Wertschöpfung erzielen. Zentrale Presse mit 12 000 t Jahreskapazität Die Energie GmbH entschied sich für eine zentrale Anlage in Donaueschingen. Der Standort liegt mitten im Rapsanbaugebiet auf der Baar-Hochebene zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb.Vorteil:Die Transportwege sind relativ kurz und betragen zu den Hauptanbaugebieten Südbadens maximal 50 bis 60 km.Trotzdem führt die Energie GmbH intern noch einen Transportkosten-Ausgleich durch, um Rapserzeuger in weiter entfernt liegenden Regionen nicht zu benachteiligen. Andererseits kann die Anlage,die im Januar 2002 in Betrieb ging,mit einer Jahreskapazität von 12 000 Tonnen bereits wesentlich günstiger produzieren als kleinere Pressen.Die Investitionskosten be-trugen insgesamt 1,8 Mio.E .Davon entfiel etwa ein Drittel auf die zwei Kaltpressen und den Zentrifugalfilter. Zur Anlage gehört noch eine Annahmestelle und Vorratssilos für die Rapssaat,ein Lager für den Rapskuchen,drei 100 000 Liter-Erdtanks und eine leistungsfähige Umladestation für Rapsöl und Biodiesel.In den Lagertanks werden Rapsöl aus Food-Raps,Rapsöl aus Non-FoodRaps und Biodiesel getrennt erfasst.Die Anlage ist technisch so gut ausgestattet, dass sie im Ein-Mann-Betrieb gefahren werden kann.So werden Lohnkosten gespart. Dank einer Förderung durch das baden-württembergische Landwirtschaftministerium konnte das Projekt auch günstig finanziert werden.Der Zuschuss beläuft sich ebenso wie das von den Gesellschaftern eingebrachte Kapital auf 450 000 E . Somit müssen nur 50 %der Investitionskosten fremdfinanziert werden. Direktverträge mit Bauern sind Leitpreise in der Region Die Jahreskapazität der Rapspresse entspricht etwa einem Drittel der gesamten Rapserzeugungsmenge im Regierungsbezirk Südbaden.Um RohstoffEngpässe zu vermeiden,haben die Rapspressen-Betreiber 75 %der benötigten Jahresmenge durch Verträge abgesichert. Ein Drittel davon sind Direktverträge mit Landwirten.Die Energie GmbH lässt dabei die Rapsat von örtlichen Landhändlern oder Genossenschaften im Lohn erfassen und lagert sie dann in angemieteten Hallen.Bereits jetzt haben die Preise der Direktverträge Leitfunktion in der Region.Die GmbH zahlte für Rapsat der Ernte 2001 durchschnittlich 21,50 E pro dt (frei Lager,plus MwSt.).Das allgemeine Preisniveau in Südbaden lag anfangs um 1 bis 1,50 E pro dt niedriger,passte sich aber schnell an. Klaus Hall,der auch die Geschäfte der Energie GmbH führt,will den Anteil der Direktverträge langfristig auf 50 %der Jahreskapazität ausbauen,um möglichst viel von der Wertschöpfung für die Rapserzeuger und die bäuerlichen Rapspressen-Betreiber zu sichern. Wie groß die Wertschöpfung ist,hängt hauptsächlich von der Vermarktung ab. Gegenwärtig lässt die Maschinenring GmbH einen großen Teil des erzeugten Rapsöls im Lohn verestern und vermarktet den Biodiesel selbst oder über die beteilig-ten Maschinenringe.Weitere Schwerpunkte sind die Vermarktung von reinem Rapsöl als Futteröl sowie als Heizöl und Naturdiesel. Geschäftsführer Hall sieht die Verwertung über Biodiesel langfristig nur als Puffer.Deshalb will er,andere Schienen aufbauen,die noch mehr Wertschöpfung bringen.Er denkt dabei vor allem an die Verwertung als Speiseöl,weil die Anlage in Donaueschingen die dafür notwendige Qualität produziert. Ein erster konkreter Schritt ist bereits gemacht.Mit der Bezeichnung BaarGold haben die Rapspressen-Betreiber einen geschützten Begriff kreiert,der einen Bezug zur Herkunft des Öls schafft. Wie beim Biodiesel wollen sie auch das Speiseöl in der Region und möglichst nah an den Endverbraucher vermarkten. Dies gilt auch für den anfallenden Rapskuchen.Voraussetzung für die Di-rektlieferung war jedoch,dass ein Spediteur gefunden wurde,dessen Fahrzeuge den Rapskuchen direkt in die Silos der Landwirte blasen können.Von Vorteil ist, dass der Rapskuchen aus Donaueschingen als Futtermittel im Sinne des regionalen Herkunfts-und Qualitätszeichen für Produkte aus Baden-Württemberg (HQZ)gilt,das von vielen Landwirten genutzt wird. Macht das Modell Schule? Kaum ist die Anlage in Betrieb,denkt man in Donauschingen schon über weitere Projekte nach.Ursprünglich sollte in einem zweiten Schritt eine Veresterungsanlage gebaut werden,mit der man die gesamte Rapsölmenge zu Biodiesel hätte verarbeiten können.Eine Anlage in dieser geringen Größenordnung würde aber vergleichsweise hohe Produktionskosten verursachen.Außerdem wollen die Betreiber neben Biodiesel noch andere Vermarktungsschienen aufbauen. Geschäftsführer Hall überlegt derzeit, die Kapazität der bestehenden Press-und Filteranlage durch eine zweite Anlage zu verdoppeln.Eine Halle hierfür ist bereits vorhanden.Entwickelt sich der Absatz gut,können wir schnell reagieren ,so Hall. Wesentlich größeren Bedarf sieht er zum jetzigen Zeitpunkt aber in anderen Rapsanbau-Regionen Baden-Württembergs.Hall würde es begrüßen,wenn das Südbadener Modell Schule macht und im Verbund mit den anderen Maschinenringen im Ländle weitere Rapspressen in bäuerlicher Hand entstehen. K.Dorsch

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