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topplus Gegen hohe Inflation

EZB könnte Zinsen im Sommer anheben

Die EZB will den Leitzins im Sommer anheben. Wie Sie jetzt reagieren können, erklärt Christian Solle im Interview.

Lesezeit: 4 Minuten

Um die hohe Inflation zu bremsen, will die Europäische Zentralbank (EZB) nun offenbar mit einer leichten Zinserhöhung gegensteuern. Zuvor hatte die US-Notenbank FED den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte angehoben. Dort liegt er künftig zwischen 0,75 bis 1 %.

Die deutsche EZB-Direktorin Isabel Schnabel plädiert nun auch für eine Zinserhöhung, möglicherweise im Juli. Zuvor sollten die Nettozukäufe von Anleihen eingestellt werden, was Ende Juni geschehen könnte. Es wäre die erste Zinsanhebung im Euro-Raum seit 2011.

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In den Medien wurde am Donnerstag bereits spekuliert, wie hoch die Anhebung ausfallen könnte. Im ARD-Mittagsmagazin war von 0,25 % zum Anfang die Rede. Andere Prognosen gehen davon aus, dass die Leitzinsen Ende des Jahres bei 0,75 % stehen könnten.

Hohe Inflation sorgt Ökonomen

Durch den Ukrainekrieg ist die Kerninflation, also ohne Energie und Lebensmittel, deutlich angezogen und liegt nun bei 3,5 %. In der gesamten Eurozone erreichte die Inflation ein Rekordniveau von 7,5 %.

Schnabel sieht eine Verbreiterung des Inflationsdrucks und befürchtet eine Lohn-Preis-Spirale. Es stehe außer Zweifel, dass höhere Lohnforderungen kommen würden, wenn die Inflation längere Zeit hoch bleibe, sagte sie gegenüber dem Handelsblatt. Deshalb müsse die EZB verhindern, dass sich die hohe Inflation in den Erwartungen festsetzt.

Viele Ökonomen und auch Politiker hatten in den letzten Wochen die Zentralbank dazu gedrängt, endlich die Zinsen zu erhöhen. Bisher hat sich EZB-Chefin Christine Lagarde dagegen gesträubt und erklärt, man wolle weitere Daten abwarten.

Was die Sparer und Anleihe-interessierte Investoren freut, bereitet Hausbesitzern – die ein Darlehen abzahlen – und der Wirtschaft Sorgen. Bauzinsen werden teurer und die Konjunktur wird gebremst, weil die Firmen weniger investieren und produzieren. Dies kann zu einer stagnierenden oder gar schrumpfenden Wirtschaftsleistung führen. Insofern läuft die Notenbank Gefahr, mit ihren Maßnahmen die Gefahr einer Stagflation anzuheizen - einer anhaltenden konjunkturellen Schwäche bei gleichzeitig steigenden Preisen.

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I N T E R V I E W

Für die Zukunft niedrige Zinsen sicher

Wir sprachen mit Christian Solle von der Landwirtschaftskammer NRW.

Die Zinsen steigen. Wie können Landwirte sich noch günstige Zinsen sichern?

Solle: Zunächst ist wichtig, sich einen Überblick über seine Kredite und Zinsbindungen zu verschaffen. Dann wissen Sie, wann eine Anschlussfinanzierung für welche Summen fällig ist. Wie weit die Zinsen noch steigen, ist aber kaum abzuschätzen.

Ein Schweinehalter hat 2012 einen Kredit von 800.000 € mit 3,5 % finanziert. Die Zinsbindung läuft in zwei Monaten aus, die Bank bietet für die Restlaufzeit von 10 Jahren 2,2 %. Was tun?

Solle: Der konkrete Zinssatz hängt vor allem vom Rating und den Sicherheiten ab. Sehen Sie sich hier gut aufgestellt, sollten Sie das aktiv einbringen und mit der Bank auf Augenhöhe verhandeln. Ein bisschen Spielraum gibt es an dieser Stelle immer. Achten Sie aber nicht nur auf den Zinssatz, sondern auch auf z. B. Laufzeit, Zins­bindung und evtl. Sonder­tilgungsoptionen. Angesichts der vielfach angespannten ­Situation lässt sich ggf. auch ein tilgungsfreies Jahr oder eine Streckung der Laufzeit vereinbaren. Das kann in Sachen Liquidität wichtiger sein, als ein etwas niedrigerer Zinssatz.

Für einen Stallbaukredit mit einer Restsumme von 350.000 € läuft die Zinsbindung Anfang 2024 aus. Ist jetzt schon eine Anschluss­finanzierung zum derzeitigen Zinssatz möglich?

Solle: Der Landwirt könnte mit einem Forwarddarlehen bereits heute den Zinssatz für die Anschlussfinanzierung vereinbaren. Für jeden Monat bis zum Ende der Zinsbindung verlangt die Bank dafür einen Zinsaufschlag von ca. 0,03 %/Monat. Würde die Bank dem Landwirt heute eine Finanzierung für z. B. 2,0 % anbieten, würde der Aufschlag etwa 0,6 % kosten (= 20 Monate x ca. 0,03 %/Monat). Insgesamt läge der Zinssatz dann ab Anfang 2024 bei etwa 2,6 %. Ob ein Forwarddar­lehen infrage kommt, hängt im Wesentlichen von der ­Erwartung an die Zins­entwicklung ab. Erst die Zukunft wird zeigen, ob die Entscheidung richtig war.

In welchen Fällen kann es sinnvoll sein, Sondertilgungen zu tätigen?

Solle: Bei ausreichender ­Liquidität können Sondertilgungen dafür sorgen, dass Altkredite früher getilgt sind bzw. am Ende der Zinsbindung eine geringere Summe steht. So reduziert sich das Zinsrisiko der Anschluss­finanzierung. Interessant ist das ganz besonders für Altkredite, die noch mit einem recht hohen Zinssatz laufen. Denn durch den Zinseszins-Effekt können Sie mehr Zinsen sparen, als bei einem Kredit mit niedrigem Zinssatz. Gleichzeitig sollten Sie jedoch zuerst die Liquidität für die nächsten Monate ­planen. Es macht wenig Sinn, heute Sondertilgungen zu ­tätigen und dann in ein paar Monaten festzustellen, dass das Girokonto tief ins ­Minus läuft.

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