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topplus Preise über 150 €/rm

Rekordpreise für Brennholz: Viele Kaminholzhändler ausverkauft

Die massiv gestiegenen Preise für Gas, Heizöl und Strom haben die Brennholznachfrage angeheizt und die Preise steigen lassen. Der Brennholzboom stellt Erzeuger und Händler vor Herausforderungen.

Lesezeit: 5 Minuten

Wir sind ausverkauft!“, „Bestellungen erst wieder ab Ende Oktober“, „Warteliste nur noch für Stammkunden!“ „Bitte rufen Sie uns nicht an!“ Solche Antworten bekommt man derzeit nicht nur beim Brennholzhändler seines Vertrauens, sondern fast überall. Denn trotz Rekordsommer sind die Kaminholzerzeuger und -händler bereits in den vergangenen Monaten von der Nachfrage der Holzofenbesitzer überrannt und leergekauft worden.

Rekordnachfrage und Höchstpreise

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Die Folge: Zum Start der Brennholzsaison sind viele Anbieter ausverkauft, obwohl die Lager jetzt eigentlich gut gefüllt sein müssten. Zugleich sind die Preise für Scheitholz gegenüber dem Vorjahr teils um hundert Prozent gestiegen.

Trockenes Buchenscheitholz kostet beispielsweise inzwischen verbreitet mehr als 150 € pro Raummeter (rm, Spaltholz sauber gestapelt), selbst Nadelbrennholz wurde zuletzt verbreitet für mehr als 100 €/rm gehandelt.

Pro Schüttraummeter (srm), z. B. als lose gekippte Lkw-Ladung, kostete Buchenscheitholz zuletzt verbreitet über 110 €/srm und Nadelholz 75 bis 95 €/srm und um die Ballungsgebiete wurden Ende August für Laub-Kaminholz bereits bis zu 180 €/rm kolportiert – Tendenz: steigend.

Der Sturm der Ofenbesitzer auf die Brennholzreserven begann mit den massiven Anstieg der Gas- und Ölpreise schon vor dem Sommer. Bereits damals schnellten die Bestellungen in die Höhe.

Trotz des Rekordniveaus bei den Preisen können sich viele Brennholzerzeuger und -händler weiter kaum vor der massiv gestiegenen Nachfrage retten: Etliche berichten, bereits seit Wochen aus­verkauft zu sein, während die Kundenanfragen weiter zunähmen. Nicht wenige Anbieter haben inzwischen die Reißleine gezogen und bedienen nur noch Stammkunden, und selbst diese landen häufig auf Wartelisten. Aber nicht nur die massiv gestiegene Nachfrage der Ofenbesitzer nach Scheitholz treibt die Preise.

Rundholz ebenfalls knapp

Auch auf der Rohstoffseite stehen viele Brennholzerzeuger vor einem knappen Angebot. Derzeit ist vergleichsweise wenig Laubrundholz verfügbar:

  • Viele Forstunternehmer haben in den vergangenen Jahren die käfergeschädigten Fichtenbestände aufgearbeitet und weniger Laubholz eingeschlagen.
  • Waldbesitzer zögern mit dem Laubholzeinschlag, da sie weiterhin große Mengen Käferholz vermarkten müssen.

Nicht wenige Brennholzerzeuger bieten inzwischen auch Kaminholz aus Nadelholz an, da die Stämme dafür besser verfügbar sind. Generell stehen Brennholzerzeuger allerdings weiter vor dem Problem, kaum noch trockenes Scheitholz für die kommende Heizsaison anbieten zu können.

Zusätzlich kurbeln außerdem die zahlreichen Hausbesitzer die Holznachfrage an, die über den Sommer spontan einen Holzofen bestellt haben – auch wenn nicht alle bestellten Öfen in den kommenden Monaten in Betrieb gehen.

Wir haben zwei Brennholzerzeuger beziehungsweise -händler besucht und nach ihren Erfahrungen gefragt und wie sie auf die außergewöhnliche Marktlage reagieren.

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R e p o r t a g e 1

„Zum Saisonstart quasi ausverkauft“

Auf dem Holzhof in Steinfurt (NRW) sind die Lagerboxen zum Herbstanfang bereits größtenteils leer.

Jan-Henrik Schulz und Forstlohnunternehmer Reinhard Stöppler betreiben in einer Kooperation den „Holzhof Steinfurt“. Auf Schulz’s landwirtschaftlichem Betrieb dreht sich seit fünf Jahren alles ums Holz: Mit zwei Spaltautomaten, Kammertrocknung, mobilem Sägewerk und Auslieferungs-Lkw sind drei Angestellte und einige Aushilfen beschäftigt.

Rund 1.000 Stammkunden beziehen vom Holzhof im Schnitt 4 bis 5 srm Kaminholz. Die Vermarktungssaison würde normalerweise in diesen Tagen starten, und die Hallen des Betriebes wären zum Herbstanfang gut gefüllt mit den unterschiedlichen Scheitholz-Sortimenten.

Doch auch auf dem Holzhof ist in diesem Jahr alles anders. Der Großteil des trockenen Buchen- und Nadelbrennholzes ist längst ausgeliefert. „Seit dem Frühjahr bestellen und kaufen die Kunden so viel Holz, dass wir inzwischen eine lange Warteliste führen und Neukunden ganz absagen müssen“, schildert Jan-Henrik Schulz die aktuelle Lage.

Entsprechend „aufgeräumt“ präsentieren sich die Lagerfächer in der Brennholzhalle des Betriebes. Die rund 1.000 Stammkunden des Holzhofes haben bereits über den Sommer so viel Holz eingekauft, dass Schulz und Stöppler derzeit überwiegend nur noch frische, nicht trockene Scheite und Ware aus Nadelholz anbieten.

Die Brennholzprofis haben die Preise für Scheitholz gegenüber dem Vorjahr deutlich erhöht. Kostete trockenes Buchenscheitholz vor 12 Monaten noch 75 €/srm, (ab Hof), müssen Kunden derzeit 110 € bezahlen. Für Fichtenscheite setzen die beiden 70 €/srm an. Damit liegen die Preise noch unter dem Durchschnitt und unter Spitzenpreisen, wie sie z. B. im Ruhrgebiet verlangt werden. „Unsere Preise sind größtenteils auf Basis der Langholzpreise kalkuliert, und die Partien, aus denen wir momentan noch Brennholz verkaufen, waren damals noch deutlich günstiger“, erklärt Stöppler.

Die aktuellen Preise seien zudem ein Entgegenkommen an die Stammkunden. Für den Herbst planen Schulz uns Stöppler allerdings eine Preiserhöhung um 20 € pro Schüttraummeter, da die Kosten für die Produktion, Trocknung und Transport deutlich gestiegen seien.

Um den Preisanstieg für ihre Kunden noch halbwegs erträglich zu machen, setzen Stöppler und Schulz zwei Maßnahmen um: Zum einen bieten sie derzeit verstärkt Nadelbrennholz an, das zum niedrigeren Preis angeboten wird. „Pro Schüttraummeter ist der Heizwert zwar geringer, insgesamt sind die Scheite aus Fichte, Lärche und Co. aber günstiger, man braucht jedoch mehr Lagerfläche“, erklärt Schulz.

Zum anderen bieten die beiden Frischholz an. Schulz hat festgestellt, dass selbst Buchenholz bei optimaler Lagerung eher trocken ist als viele Kunden glauben „Frische Scheite, rechtzeitig im Frühjahr luftig und unter Dach eingelagert, trocknen bis zum Herbst ausreichend und können schon verfeuert werden.“

Zudem sparen Schulz und Stöppler Kapazitäten und Energie in ihrer Kammertrocknung. „Wer einen trocken-luftigen Lagerplatz hat, kann bei einer Lieferung (bis zu 6 srm, per Schubboden-Lkw geliefert) so bis zu 100 € sparen“, rechnet Jan-Henrik Schulz vor. Das nähmen viele Brennholzkunden derzeit gerne mit.

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