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topplus Globaler Düngermarkt​

USDA rechnet weiterhin mit hohen Düngerpreisen​

Die Versorgung mit N-, P- und Kali-Dünger ist unsicher. Russland quotiert Exporte und Alternativen gibt es kaum. Immerhin sinken mittelfristig die Energiekosten für die Hersteller.​

Lesezeit: 5 Minuten

Bis zum Ende des Krieges zwischen der Ukraine und Russland ist angesichts des knappen Angebots am Weltmarkt mit weiterhin hohen Preisen für Stickstoff-, Phosphor- und Kalidünger zu rechnen. Davon geht zumindest das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) in einer aktuellen Analyse aus. Nach Einschätzung der Washingtoner Fachleute ist der geopolitische Konflikt maßgeblich für den Verlauf der kommenden Anbausaison und damit auch für die künftige weltweite Versorgung mit Düngemitteln und Lebensmitteln.

Dem USDA zufolge hatte Russland seine Ausfuhren an Stickstoff-, Phosphat- und Kalidüngemitteln bis Ende Mai 2022 beschränkt. Dadurch seien fast 15 % des globalen Angebots entfallen. Im Mai habe Moskau dann aber die für sechs Monate geltenden Quoten für einige Düngemittelausfuhren aufgestockt, nämlich für Stickstoffdünger um 231 000 t auf 5,7 Mio. t und für stickstoffhaltige Mehrnährstoffdünger um 466 000 t auf 5,6 Mio. t. Nach einem am 1. Juni 2022 veröffentlichten Erlass werden die Düngerausfuhren bis Ende 2022 weiterhin gedeckelt.

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Derweil veröffentliche Russland keine Handelsdaten mehr. Viele Nationen, darunter die USA selbst und Brasilien, hätten nur noch bis April 2022 Düngemittelimporte aus Russland gemeldet. Das Marktforschungsunternehmen Trade Data Monitor habe aber seit Januar keine Aufzeichnungen mehr über russische Düngemittelausfuhren publiziert.

EU beschränkt Einfuhr

Nach Einschätzung der US-Beamten dürfte es drei bis fünf Jahre dauern, die Düngerproduktion in anderen Ländern hochzufahren, um die fehlenden Mengen aus Russland auszugleichen. Allerdings seien die dafür erforderlichen Phosphat- und Kalireserven in vielen Ländern recht begrenzt. Erschwerend komme hinzu, dass einige Länder Einfuhrembargos für russische Düngemittel verhängt hätten.

Wie dem Amtsblatt der EU zu entnehmen ist, beschränkt die Gemeinschaft den Import von Kaliumchlorid aus Russland seit vergangenem Sonntag (10.7.) für die Dauer eines Jahres auf etwa 837 570 t und den von Mehrnährstoffdüngern und anderen kaliumhaltigen Düngemitteln entsprechend auf insgesamt 1,578 Mio. t.

Dagegen haben die USA nach Angaben des USDA den Import von russischen Düngemitteln nicht sanktioniert, dafür aber - wie auch die EU - Einfuhren dieser Warengruppe aus Belarus. Auf Russland und Weißrussland entfielen nach Angaben der International Fertilizer Association (IFA) im Mittel der Jahre 2017 bis 2019 fast 25 % der weltweiten Exportmengen an Düngemitteln insgesamt und mehr als ein Drittel der globalen Kaliausfuhren.

Düngerproduktion in der Ukraine steht still

Unterdessen steht die Düngemittelproduktion in der Ukraine nach Angaben des USDA kriegsbedingt still. Das Land sei zwar im globalen Vergleich nur ein kleiner Düngemittelerzeuger. Laut IFA wurden dort aber 2019 mit einer Produktion von 1,58 Mio. t Düngemitteln mehr als 75 % des eigenen Stickstoffverbrauchs gedeckt. Außerdem seien 2021 etwa 65 % der ukrainischen Düngerimporte aus Russland und Weißrussland bezogen worden.

Vor diesem Hintergrund geht das US-Ministerium davon aus, dass die Düngemittelengpässe in der Ukraine die globale Ernährungssicherheit zusätzlich beeinträchtigen dürften; das Land ist ein wichtiger Getreide- und Ölsaatenexporteur.

US-Farmer haben sich früh eingedeckt

Laut USDA erzeugen die Vereinigten Staaten zwar eine beträchtliche Menge an Stickstoff und Phosphat, sind aber auch auf umfangreiche Importe und hier vor allem von Kalidüngern angewiesen. Deshalb sei auch im eigenen Land mit einem anhaltend hohen Niveau der Düngemittelpreise zu rechnen.

Viele US-Farmer hätten für die diesjährige Anbausaison bereits im vergangenen Jahr Dünger gekauft. Andere hätten sich erst 2022 mit deutlich teurerer Ware eingedeckt. Angesichts der derzeit relativ hohen Erzeugerpreise für Mais, Weizen und Sojabohnen seien aber im laufenden Jahr immer noch Gewinnspannen möglich.

Mehr oder weniger Dünger für Brasilien?

In anderen Ländern stünden die Bauern nun vor Entscheidungen zur Düngestrategie, stellt das US-Agrarressort weiter fest. Die Düngemittelimporte Brasiliens seien im ersten Quartal 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 15 % zurückgegangen. Dies könnte sich negativ auf die dortige zweite Maisernte 2022 auswirken, so das USDA. Dagegen hatte das Wirtschaftsministerium in Brasília kürzlich berichtet, dass die Düngemitteleinfuhren trotz Ukraine-Krieg im Zeitraum 1. Januar bis 20. Juni 2022 im Vergleich zur Vorjahresperiode um 1,1 Mio. t auf 17,5 Mio. t gestiegen seien.

China drosselt Phosphatausfuhr

Das USDA erinnert daran, dass der Anstieg der Düngerpreise bereits 2020 durch pandemiebedingte Unterbrechungen der Lieferkette begonnen und seit etwa Mitte 2021 durch die Verteuerung von Energie weiteren Rückenwind erhalten habe. Wegen der deutlichen Gaspreiserhöhungen sei die Erzeugung von Ammoniak eingeschränkt worden, der ein wichtiger Rohstoff für die Herstellung von Stickstoffdünger sei.

Außerdem habe der Anstieg der Kohlepreise in China zu einer Rationierung des Stromverbrauchs geführt, woraufhin dort einige Düngemittelproduzenten ihre Erzeugung gedrosselt hätten. In der Folge habe das „Reich der Mitte“ seine Exporte von Düngern und insbesondere von Phosphaten bis Juni 2022 eingeschränkt, um die Verfügbarkeit und damit die Ernährungssicherheit am Binnenmarkt zu gewährleisten. Auch dadurch habe sich das weltweite Angebot an Düngemitteln erheblich verknappt.

Unterdessen deuten nach Einschätzung von Analysten zumindest die Gasfutureskurse auf eine Entspannung am Energiemarkt in den kommenden zwölf Monaten und damit auf rückläufige Kosten für die Düngerhersteller hin. Der niederländische TTF-Gaskontrakt zur Lieferung im August 2022 wurde am vergangenen Mittwochmorgen (6.7.) gegen 10.30 Uhr für 157 Euro/MWh gehandelt. Der Future mit Fälligkeit im August 2023 kostete dagegen lediglich 105 Euro/MWh. AgE

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