Drei Tage vor der mit Spannung erwarteten Abstimmung in Brüssel über eine Verlängerung des Pflanzenschutzmittels Glyphosat, ist das Votum der Bundesregierung weiter offen.
Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt sieht ungeachtet der deutschen Position eine große Anzahl von EU-Mitgliedstaaten, die sich für eine Verlängerung aussprechen wollen, Diese Einschätzung gab der Minister vor Beginn des heutigen EU-Agrarministerrates in Brüssel.
„Wir sind da noch in der Abstimmung. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht wie auf einem südländischen Bazar Jahreszahlen einer möglichen Verlängerung hin und her schieben. Wichtig ist, dass die klare Aussage sein muss, es gibt einen Anspruch auf Verlängerung, wenn die wissenschaftliche Grundlage da ist“, sagte Schmidt in Brüssel. Gleichzeitig betonte der Bundeslandwirtschaftsminister, wenn sich die wissenschaftliche Grundlage verändern würde, hiesse dies auch ein „sofortiger Stopp der Ausbringung von Glyphosat und einer Zulassung“.
„Ob sich das in drei, fünf oder sieben Jahren entwickelt, das ist eine andere Frage. Wir dürfen hier nicht Bilderstürmerei betreiben, sondern müssen ganz nüchtern sein“, sagte Schmidt auf Frage von topagar.
Integrierter Pflanzenschutz ist keine Erfindung von Jamaika
Mit Blick auf die laufenden Verhandlungen für eine mögliche Jamaika-Koalition sieht Schmidt beim Thema Glyphosat keine unüberbrückbaren Positionen zwischen den Grünen und der Unionsfraktion: „Ich bin dankbar, dass wir in den ersten Gesprächen der Sondierung der möglichen Jamaika-Koalition darüber ganz vernünftig gesprochen haben. Wir wollen den Pestizideinsatz Vernunft orientiert beschränken“.
Aber gleichzeitig sollten auch neue Mittel erforscht werden, damit neue wirksamere und in ihren Mengen und ihren Eigenschaften besser geeignete Substanzen für den Einsatz in der Landwirtschaft entwickelt werden. „Das ist ein Bekenntnis zu einer rationalen nachhaltigen Landwirtschaft und Agrarstruktur“.
EU-Agrarkommissar Phil Hogan diskutierte am Montag mit den europäischen Landwirtschaftsministern den von der EU-Kommission unlängst vorgelegten Bericht für einen „nachhaltigen Einsatz von Pestiziden“ in der Landwirtschaft Die EU-Kommission bemängelt, dass in den zurückliegenden Jahren die EU-Staaten zu zögerlich die zugelassenen biologischen Pflanzenschutzmittel in der Agrarproduktion bisher auf den Feldern zum Einsatz gebracht hätten.
Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt unterstützt ausdrücklich das Anliegen der EU-Kommission für einen stärkeren Einsatz von biologischen Pflanzenschutzmitteln. „Der integrale Pflanzenschutz ist keine Erfindung von Jamaika-Sondierungen, sondern ist eigentlich in dem von der Großen Koalition erarbeiteten Nationalen Aktionsplan Pflanzenschutz bereits beinhaltet. Er kam leider nicht so zur Wahrnehmung, wie es hätte sein sollen“, sagte Schmidt gegenüber top agrar.