Den Landwirten reicht es langsam: Wenn ein Zusammenleben von Wolf und Mensch möglich sein soll, darf der Abschuss einzelner auffälliger Tiere kein Tabu sein. Das sagte der Landvolk-Vorsitzende im Kreis Diepholz Theo Runge über die Zunahme der Wolfsangriffe. In seinen Augen gehe es bei dem Thema viel zu oft um falsch verstandenen Artenschutz gegenüber dem Wolf.
Das sieht auch Stefan Meyer vom Landvolk so. Shäfer und Nutztierhalter hätten viel für den Schutz ihrer Herden getan: Elektrozäune, die Anschaffung und Haltung von Herdenschutzhunden, Alpakas oder Eseln – Kostenfaktoren, die vielerorts keine Wirkung mehr zeigen, sagte er gegenüber der Kreiszeitung aus Syke.
Beide fordern Möglichkeiten zur Vergrämung des Wolfes und auch den Abschuss von Tieren, die jegliche Scheu vor Schutzmaßnahmen und letztlich auch vor dem Menschen verloren haben. Das dürfe als letztes Mittel nicht kategorisch ausgeschlossen werden. So ähnlich hat es kürzlich auch Ministerpräsident Stephan Weil gesagt. Seinen Worten müssten jetzt allerdings auch Taten folgen.
Der Fokus darf laut den Landvolkvertretern nicht einseitig auf dem Herdenschutz liegen. Die Kosten, nicht nur für die Landwirte, sondern auch für die Gesellschaft, stünden nicht im Verhältnis zum Schutz einzelner Wölfe. „Ich glaube nicht, dass jemand meterhohe Elektrozäune kilometerlang rechts und links am Wegesrand will“, so Runge. Den Landwirten gehe es allerdings nicht darum die Einwanderung des Wolfes rückgängig zu machen.
Pragmatische Lösungen dürften aber nicht unter dem Vorwand des Artenschutzes verhindert werden. Wölfe zu vergrämen, die sich an den Riss von Nutztieren gewöhnt haben, sei wiederum eine Frage des Tierschutzes.
Im Landkreis Diepholz gab es bislang 17 Übergriffe auf Nutztiere. Davon sind neun Angriffe nachweislich dem Wolf zugeordnet worden. In fünf Fällen wird der Wolf als Angreifer ausgeschlossen. „Die Landwirte fragen sich zu Recht, welches Tier dann dafür verantwortlich sein sollte? Wenn es sich um wilde Hunde oder Wolfshybriden handelt, müssen erst recht Schritte unternommen werden, um diese Verursacher für Mensch und Nutztiere unschädlich zu machen, sagte Runge gegenüber der Zeitung.