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Risikomanagement für die Milchbranche

In Zeiten von Deregulierung und Internationalisierung wird das Risikomanagement auch für den Milchsektor immer wichtiger. Die Bremer Landesbank (BLB) veranstaltete dazu ihren zweiten Milchwirtschaftstag.

Lesezeit: 5 Minuten

In Zeiten von Deregulierung und Internationalisierung wird das Risikomanagement auch für den Milchsektor immer wichtiger. Die Bremer Landesbank (BLB) veranstaltete ihren zweiten Milchwirtschaftstag, bei dem sich insbesondere Geschäftsführer, Vorstände und Händler der milchverarbeitenden Industrie über die jüngsten Entwicklungen auf dem Milchmarkt informierten. 


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Ein zentrales Thema der Branche sind die zunehmenden Preisvolatilitäten auf dem Milchmarkt, die sowohl für milchproduzierende Betriebe als auch für milchverarbeitende Unternehmen eine Herausforderung darstellen, schreibt die Bank in einer Pressemitteilung. Ein wirksames Instrument für ein aktives Risikomanagement könnte das Absichern von Rohstoffpreisen durch Warentermingeschäfte sein. Michael Lutzke, Spezialist Risikomanagement Agrar bei der BLB, verwies darauf, dass die Anzahl aktiver Unternehmen steige und der Markt erkennbar liquider werde. Generell seien die Einsatzmöglichkeiten von Warentermingeschäften sehr vielfältig und müssten immer auf die individuellen Gegebenheiten vor Ort abgestimmt werden. Lutzke: "Gerade Marktteilnehmer ohne bisherige Erfahrungen in diesem Bereich assoziieren fälschlicherweise schnell Attribute wie 'Spekulation' und 'Risiko' mit Börsengeschäften. Wer näher hinschaut merkt jedoch, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Warenterminmärkte sollen Kalkulationssicherheit geben und Preisrisiken reduzieren. Zudem können sie marktabhängig immer dann eingesetzt werden, wenn der physische Markt nicht so genutzt werden kann, wie man es gerne möchte."


Neue Möglichkeiten für die Absicherung und Vermarktung von Milchprodukten präsentierte Lutzkes Kollegin Hella Otten, Spezialistin Risikomanagement Agrar. Laut Otten stellen der Prämienkontrakt und seine Abwicklung über die Börse eine gute Alternative dar. Die Vertragsparteien könnten unabhängig voneinander ihren Preis an der Börse fixieren. Damit sei eine einfachere Preisfindung gegeben und eine längere Vertragslaufzeit möglich. Die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Wertschöpfungsketten könne weiter intensiviert werden. Otten: "Dabei bietet das Modul Trade Registration eine gute Variante. Auch die Schließung der Kontrakte über den Weg des Cash Settlements ist eine geeignete Möglichkeit."


Zudem zeigte Dr. Henning Brand-Saßen, Spezialist für Ernährungswirtschaft bei der BLB, auf, wie sich Warentermingeschäfte am besten in Molkereien implementieren lassen. Sein Fazit: "Der Aufwand der Implementierung ist sehr unterschiedlich, abhängig von der Intensität und der Zielrichtung des Hedgings, von der Organisationsstruktur sowie von internen (Kontroll-)Vorgaben. Der Beratungsansatz, den die BLB gemeinsam mit der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young entwickelt hat, bietet durch einen modularen Aufbau eine passgenaue und individuelle Lösungsmöglichkeit."


Über die Entwicklungen am Milchmarkt sprachen Monika Wohlfarth, Geschäftsführerin der ZMB Zentrale Markt- und Preisberichtstelle GmbH, und Georg Herbertz, Geschäftsführer der Herbertz Dairy Food Service im Milchwirtschaftlichen Zentrum Bayern. Herbertz zeigte die Bedeutung des Exports zur nachhaltigen Stabilisierung des Michmarktes auf. Für deutsche Molkereien spielten internationale Absatzmärkte eine immer wichtigere Rolle. Fast die Hälfte der hierzulande produzierten Milchmenge werde exportiert. Zukünftige Absatzmärkte seien vor allem China, Nordafrika und der Mittlere Osten. In China müsse man berücksichtigen, dass Milch und Käse praktisch keine Tradition haben. Herbertz: "Viele Chinesen lernen diese Lebensmittel erst in jüngster Zeit kennen, womit natürlich - bei einer Bevölkerung von rund 1,3 Milliarden Menschen - ein erhebliches Potenzial angesprochen ist." Ein weiterer stark wachsender Markt sei Afrika, wo aufgrund des starken Bevölkerungswachstums bis 2050 etwa eine Milliarde zusätzliche Verbraucher zu versorgen seien. "Ohne den Blick auf Bildung, Gesundheit und Arbeit und damit auf eine ausreichende Beschäftigung der Bevölkerung und einen deutlichen Anstieg der Kaufkraft, werden sich unsere Vorstellungen vom Export jedoch nicht tatsächlich realisieren lassen", so Herbertz. Und auch Russland sei als künftiger Absatzmarkt - zumindest mittelfristig - nicht aus dem Rennen, wobei es für deutsche Molkereien auch nach dem Embargo nicht leicht werde, Marktanteile in Russland zurückzugewinnen.


Thomas Brand berät seit mehr als 15 Jahren ausländische Investoren bei ihren Investitionen und Transaktionen in Russland. Der Rechtsanwalt erläuterte den Rechtsrahmen und die Realität für ausländische Milchproduzenten in Russland. Nach der Verordnung der russischen Regierung im August 2014 sei der Markt für deutsche Molkereien in der Regel dicht - zunächst bis 2018, wahrscheinlich auch einige Jahre darüber hinaus. Dass sich Russland - wie angestrebt - bis 2020 aber zu 90 Prozent selbst mit Milch versorgt, bezweifelt Brand, da die russische Milchwirtschaft mit mehreren Problemen zu kämpfen habe, unter anderem mit einem Mangel an Rohmilch, veralteten Stallanlagen und Produktfälschungen. Der Investitionsbedarf in der Milchwirtschaft betrage rund zehn Milliarden Euro. Trotz des Embargos und der derzeitigen politischen Krise zwischen Moskau und Berlin sei das deutsche Know-how in Russland sehr geschätzt. Zudem gebe es für deutsche Investoren keinen Gegenwind. "Investitionen in Russland lohnen sich" - so sein Appell.


Rechtsanwalt und Handelsexperte Claus Meyer gab Einsichten in den Vertrieb des Lebensmitteleinzelhandels. Dabei berichtete er über den Kampf um Kostenoptimierungen, Marktanteile und Rendite und wie die Milchindustrie darauf reagieren sollte. Seine Ratschläge: Sie sollte auf Produkte setzen, die den Endverbraucher überzeugen und die ihr Geld einschließlich auskömmlicher Margen wert sind. Meyer: "Die Frage ist: Welche Waren 'drehen' sich? In der Regel sind das starke Marken. Viele Verbraucher verlangen nach ihnen und kaufen sie regelmäßig ein." Die Konzentration auf starke Marken bedeute auch, den Wildwuchs im Produkt- und Markenportfolio einzudämmen. Der 45. Erdbeerjoghurt im Niedrigpreissegment werde vom Konsumenten nicht mehr wahrgenommen. Außerdem rät der Experte Molkereien dazu, den Kundenstamm im Inland auszubauen und nicht auf einen oder wenige Teilnehmer im LEH zu setzen, den Export zu forcieren, branchenweit zusammenzuarbeiten und nach Synergien und intelligenten Kooperationen zu suchen.

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