Die Bauernproteste eskalieren in Teilen Europas. Es wird protestiert und teilweise randaliert. In Österreich sorgt vor allem das neue „freiwillige“ Gütesiegel „Tierhaltung Plus“ bei den Milchbauern für Aufregung. Freiwillig unterschreiben die Bauern die neuen Auflagen kaum. Doch es fehlt an Alternativen, denn ohne „Tierhaltung Plus“ wollen die meisten Molkereien die Milch offenbar nicht mehr abholen: Die Milchverarbeiter können ohne diese Tierhaltungskennzeichnung nicht mehr nach Deutschland liefern (sieheBeitrag Tierhaltung'Plus).
Die Parolen lassen fast vermuten, dass die österreichische Milchproduktion ohne die deutschen Lebensmittelhändler nicht mehr lebensfähig sei. Der Großteil der Betroffenen hat die Anpassungen der Verträge bereits unterzeichnet. An den Tierwohlvorgaben stoßen sich die wenigsten Landwirte. Wie unsere Recherchen zeigen, kritisieren sie vor allem die Vorgehensweise mancher Molkereien sowie die zusätzlichen jährlichen Kontrollen und neue Aufzeichnungspflichten, wie für den Antibiotika-Einsatz.
Kritik kommt auch vonseiten der Tierärzte. Da Bauern in den Vertragsanpassungen ihr Einverständnis für Maßnahmen geben, die noch gar nicht richtig verhandelt sind, wie das Antibiotika-Monitoring. Die Molkereien sammeln Blanko-Unterschriften für einen Datenabgleich ein.
„Das Siegel ,Tierhaltung Plus‘
bringt mehr Aufwand
und Bürokratie, aber den
Bauern kein Geld.“
Bei einer Tatsache sind sich alle einig: Das Modul „Tierhaltung Plus“ bringt mehr Aufwand und Bürokratie. Forderungen nach 5 Cent mehr von vielen Bauern akzeptierten die Verarbeiter nicht. In keiner Branche würde so etwas mit Wohlwollen aufgenommen. Trotzdem hält sich der Widerstand dagegen in Grenzen. Ist die Abhängigkeit von den Molkereien zu groß?
Die Unberechenbarkeit und die Geschwindigkeit, mit der neue Maßnahmen umgesetzt werden, die noch gar nicht ausgegoren sind, lässt die Wogen hochgehen. „Was kommt da noch alles auf uns zu?“, fragen sich viele Bauern.
Hier braucht es Sicherheit und die „bäuerlichen“ Interessensvertreter sind gefordert, stärker für die Landwirte Partei zu ergreifen. Schließlich fordert auch Bauernbundpräsident Georg Strasser immer wieder, dass Mehrleistungen abgegolten werden müssen. Höchste Standards in Österreich zu fordern, die sich gleichzeitig mit Billigimporten aus dem Ausland in den Supermarktregalen messen müssen, schwächen unsere Bauern und beschleunigen das Höfesterben. Kein Landwirt hat etwas gegen mehr Tierwohl, aber bitte mit Preisschild.
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Die Bauernproteste eskalieren in Teilen Europas. Es wird protestiert und teilweise randaliert. In Österreich sorgt vor allem das neue „freiwillige“ Gütesiegel „Tierhaltung Plus“ bei den Milchbauern für Aufregung. Freiwillig unterschreiben die Bauern die neuen Auflagen kaum. Doch es fehlt an Alternativen, denn ohne „Tierhaltung Plus“ wollen die meisten Molkereien die Milch offenbar nicht mehr abholen: Die Milchverarbeiter können ohne diese Tierhaltungskennzeichnung nicht mehr nach Deutschland liefern (sieheBeitrag Tierhaltung'Plus).
Die Parolen lassen fast vermuten, dass die österreichische Milchproduktion ohne die deutschen Lebensmittelhändler nicht mehr lebensfähig sei. Der Großteil der Betroffenen hat die Anpassungen der Verträge bereits unterzeichnet. An den Tierwohlvorgaben stoßen sich die wenigsten Landwirte. Wie unsere Recherchen zeigen, kritisieren sie vor allem die Vorgehensweise mancher Molkereien sowie die zusätzlichen jährlichen Kontrollen und neue Aufzeichnungspflichten, wie für den Antibiotika-Einsatz.
Kritik kommt auch vonseiten der Tierärzte. Da Bauern in den Vertragsanpassungen ihr Einverständnis für Maßnahmen geben, die noch gar nicht richtig verhandelt sind, wie das Antibiotika-Monitoring. Die Molkereien sammeln Blanko-Unterschriften für einen Datenabgleich ein.
„Das Siegel ,Tierhaltung Plus‘
bringt mehr Aufwand
und Bürokratie, aber den
Bauern kein Geld.“
Bei einer Tatsache sind sich alle einig: Das Modul „Tierhaltung Plus“ bringt mehr Aufwand und Bürokratie. Forderungen nach 5 Cent mehr von vielen Bauern akzeptierten die Verarbeiter nicht. In keiner Branche würde so etwas mit Wohlwollen aufgenommen. Trotzdem hält sich der Widerstand dagegen in Grenzen. Ist die Abhängigkeit von den Molkereien zu groß?
Die Unberechenbarkeit und die Geschwindigkeit, mit der neue Maßnahmen umgesetzt werden, die noch gar nicht ausgegoren sind, lässt die Wogen hochgehen. „Was kommt da noch alles auf uns zu?“, fragen sich viele Bauern.
Hier braucht es Sicherheit und die „bäuerlichen“ Interessensvertreter sind gefordert, stärker für die Landwirte Partei zu ergreifen. Schließlich fordert auch Bauernbundpräsident Georg Strasser immer wieder, dass Mehrleistungen abgegolten werden müssen. Höchste Standards in Österreich zu fordern, die sich gleichzeitig mit Billigimporten aus dem Ausland in den Supermarktregalen messen müssen, schwächen unsere Bauern und beschleunigen das Höfesterben. Kein Landwirt hat etwas gegen mehr Tierwohl, aber bitte mit Preisschild.