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"Als Biobetrieb habe ich 40 % Kaufkraftverlust“

Ernst Tschida führt seinen Biobetrieb im Seewinkel und in Ungarn. Die sinkenden Erzeugerpreise und die Inflation lassen kaum Gewinne zu.

Lesezeit: 3 Minuten

Der Unkrautdruck ist heuer schon hoch“, sagt Ernst Tschida aus Pamhagen im nordburgenländischen Seewinkel und zeigt auf seinen Weizen. Der Boden ist Mitte März noch etwas feucht, als er mit dem Striegel im Weizen unterwegs ist. Seit 24 Jahren bewirtschaftet er seinen Heideboden-Hof biologisch und lebt den Biogedanken, wie er sagt. „Wir bearbeiten 585 ha im Umkreis von 15 km rund um Pamhagen, der Großteil der Flächen liegt in Ungarn“, erklärt Tschida, der den Betrieb im Vollerwerb führt und auch Mitarbeiter beschäftigt. In den vergangenen Jahren spürt der Landwirt massive Einkommensverluste, bei immer teureren Betriebs- und Lohnkosten.

Preisverfall bereitet Sorgen

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Waren die Erzeugerpreise 2022 hoch, hat die Trockenheit für eine geringe Ernte gesorgt. „Wir hatten lediglich 380 l Regen im Jahr 2022 und 2021 waren es  360 l“, erzählt Tschida. 2023 war die Ernte gut, aber die Preise sehr niedrig. „Wenn ich diese beiden Jahre mit den durchschnittlichen Preisen berechne und die Inflation einbeziehe, komme ich auf einen Kaufkraftverlust von 40 % für meinem Betrieb“, rechnet Tschida vor. Hinzu zählt er Verluste bei der Förderung durch die neu GAP, höhere Lohnkosten und die Inflation.

Der Preisverfall der Produkte macht ihm Sorgen. „Ich hatte eigentlich Hoffnung gehabt, dass der Green Deal den Biobetrieben helfen wird, aber es läuft in eine andere Richtung. Denn viele Biowaren kommen aus Drittländern und drücken die Preise, damit untergräbt die EU ihre eigene Strategie“, meint Tschida. In seiner Fruchtfolge hat er Weizen, Mais, Soja und Wintererbse. Aber auch Wicke, Hanf, Hirse und Linienmaissorten baut er immer wieder an. Außerdem hat er Holunder als Sonderkultur auf seinen Feldern. Hart trifft die Biobetriebe seiner Meinung nach die gesenkte Bioförderung, sei es bei der Bioprämie selbst oder beim Grundwasserschutz, „hier bekommen konventionelle Betriebe 50 €/ha gefördert, Biobetriebe nur 25 /ha. Hier schafft man keine Anreize“, meint Tschida.

Bei seinen Feldern im Trockengebiet schwankt die Erntemenge etwa zwischen zwei und fünf Tonnen Weizen am ha. „Bei den aktuellen Preisen von 250 € und im Durchschnitt 4 t Bioweizen ist es eine knappe Rechnung, mit einer Pacht von mehr als 300 € ist man schnell aus der Gewinnzone weg“, erklärt der Landwirt. Die Pachtpreise sind im Burgenland besonders hoch, wie auch der Grüne Bericht bestätigt. „Bei uns bezahlen die Bauern im Schnitt 7.280 € pro Jahr Pacht, in Niederösterreich sind es 4.700 € und in Oberösterreich 3.200 €“, sagt Tschida.

Der Kampf um Flächen ist groß, denn unter 140 ha würde sich ein Ackerbaubetrieb im Seewinkel im Vollerwerb kaum rechen. Dazu kommen noch Flächen für PV-Anlagen und den Nationalpark, die die Pachtpreise in die Höhe treiben und viele Landwirte suchen Ausgleichsflächen. 

Regenerative Landwirtschaft als Ziel

„Ich kaufe Rinder- und Pferdemist zu und ich bewirtschafte den ganzen Betrieb regenerativ mit Dauerbegrünungen. Wir machen nur flache Bodenbearbeitung oder sind mit dem Tiefenlockerer unterwegs“, schildert Tschida. Überlegungen konventionell zu werden hat er im Moment nicht: „Doch wenn es so weitergeht und ich die Lohnkosten nicht mehr decken kann, dann müssen wir umstellen.“ Doch mit dem internationalen Markt könne Österreich mit den kleinen Strukturen nicht mithalten. „Hier sind wir nicht ausreichend wettbewerbsfähig, allein schon wegen der Schlaggrößen“, sagt Tschida.

Deshalb ist er froh, mit Bioprodukten noch ein Sonderstellungsmerkmal zu haben. „Es ist auf jeden Fall der nachhaltigere Weg und das sollte auch die Politik anerkennen.“

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