Bundeskanzler Karl Nehammer brach am Montag zu einer Afrikareise auf. Gemeinsam mit Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig ging es nach Angola im Südwesten Afrikas. Die Ernährungs- und Gesundheitssituation in dem Land ist prekär, weshalb Totschnig im Gespräch mit dem angolanischen Landwirtschaftsminister Antonio Francisco de Assis Unterstützung in der landwirtschaftlichen Aus- und Fortbildung, in der Forschung sowie in der Lebensmittellabortechnik anbot.
Auch die Rektorin der Universität für Bodenkultur Wien, Eva Schulev-Steindl, begleitete die Reise. "Landwirtschaftliche Bildung ist ein Schlüssel für soziale und wirtschaftliche Stabilität in Afrika. Deshalb setzen wir in Angola diesen Schwerpunkt und besprechen praxistaugliche Kooperationen. Landwirtschaftliches Know-how kann Erträge steigern und trägt damit zur Versorgungssicherheit bei. Der Austausch schafft einen Mehrwert für die landwirtschaftliche Ausbildung auf beiden Seiten - etwa, wenn es um klimaresiliente Praktiken geht", erklärt der Minister.
Erfolgreiches Studium als Karrierestart
Besprochen wurde zudem eine mögliche Teilnahme angolanischer Universitäten am Afrika-Netzwerk der Boku sowie ein Austausch zwischen angolanischen Laboreinrichtungen und der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES)."Die Boku hat eine lange Tradition in der Zusammenarbeit mit afrikanischen Universitäten, sowohl in der Forschung als auch in der Ausbildung von Studierenden. Sie war maßgeblich am Aufbau des österreichisch-afrikanischen Forschungsnetzwerks Africa UniNet beteiligt. Erfahrungen zeigen, dass unsere afrikanischen Alumni in ihren Heimatländern erfolgreiche Karrieren in Wissenschaft, Politik, Kunst oder in der Verwaltung eingeschlagen haben und zu Multiplikatoren und Vorbildern geworden sind", erklärte Schulev-Steindl.
Nachwirkungen des Bürgerkriegs
Angola hat sich von dem 27 Jahre mit Unterbrechungen bis 2002 andauernden Bürgerkrieg nicht wieder erholt. Im ländlichen Raum leben 94% der Haushalte unter der Armutsgrenze (gesamt: 68%). Die Infrastruktur des Landes ist nach wie vor zerstört. Themen sind weiterhin Verminung und die Beseitigung anderer Kriegsschäden. Dabei verfügt die frühere portugiesische Kolonie laut Totschnig über ein enormes landwirtschaftliches Potenzial mit fruchtbaren Böden, reichlich Wasser und einem günstigen Klima.
Auf knapp 125 Mio. ha, davon 35 Mio. ha Ackerland, könnte Landwirtschaft betrieben werden, von denen aktuell nur ein Bruchteil und von der Ackerfläche nur rund 10% bewirtschaftet werden. Auch die Viehzucht auf Weideflächen ist dort noch kaum ein Thema. Aktuell sind zwei Drittel der angolanischen Bevölkerung direkt oder indirekt in der Landwirtschaft tätig, die Produktivität in dem Land ist sehr niedrig und mehr als die Hälfte der Lebensmittel werden nach wie vor importiert.
Angola bezieht landwirtschaftliche Produkte und Lebensmittel vor allem aus Portugal, Brasilien, der Türkei und Südafrika, während Maniok, Bananen, Mais und Süßkartoffeln die wichtigsten Anbauprodukte in dem Land sind. Bis vor dem Bürgerkrieg war Angola ein wichtiger Exporteur von Kaffee, Baumwolle, Tabak und Zuckerrohr. Die Produktion hat sich jedoch seither noch nicht wieder erholt. Derzeit produziert Angola etwa 1% der Menge von Kaffee wie vor dem Krieg.