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Reicher Ges.m.b.H. in Kapfenstein

Steirischer Geflügelverarbeiter schlittert in Konkurs

Der steirsche Geflügelhof Reicher Ges.m.b.H. in 8353 Kapfenstein ist in den Konkurs geschlittert. Die Passiva betragen 5,1 Mio. €, 58 Dienstnehmer und knapp 90 Gläubiger sind betroffen.

Lesezeit: 3 Minuten

Wie der Kreditschutzverband (KSV) 1870 schreibt, ist der 1989 gegründete Geflügelhof Reicher ist ein familiengeführtes Unternehmen, welches sich seit Jahrzehnten erfolgreich mit der Verarbeitung und dem Handel von Geflügelware beschäftigt. Es beziehe das Fleisch von zwei unterschiedlichen Schlachthöfen und liefere die Ware in weiterer Folge an diverse Handelsketten, Fleischerei- und Gastronomiebetriebe sowie Grill- und Marktstände.

Unzählige Preissenkungen durch Handelsketten mitverantwortlich

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Die COVID19 Pandemie und die darauffolgende Ukrainekrise haben die wirtschaftliche Situation des Unternehmens jedoch zunehmend negativ beeinflusst. Die durch die diversen Krisen ausgelösten Preissteigerungen in unterschiedlichen Bereichen (Rohwarenbeschaffung, Energie, Logistik, etc.) konnten aufgrund verzögerter Preisanpassungen bei den Handelsketten nicht in vollem Umfang ausgeglichen werden, schreibt der KSV 1870 als Begründung. Dadurch habe ein Großteil der Mehrkosten vom Familienunternehmen getragen werden. Darüber hinaus sei der Geflügelhof Reicher mit unzähligen Preissenkungen seitens der zu beliefernden Handelsketten konfrontiert gewesen, welche wiederum zu Umsatzeinbußen bei gleichzeitiger Kostensteigerung geführt hätten.

Weiters sei es in den letzten Jahren zu einem stark wachsenden Ungleichgewicht der Liefermenge zwischen Filetware und den restlichen Fleischwaren (insbesondere Keulen und Flügeln) gekommen. Dies sei einerseits auf die Umstellung der Logistik von Filial- auf Zentralbelieferung der Handelsketten zurückzuführen gewesen. Dadurch sei die Vermarktung des ganzen Huhns immer mehr eingeschränkt worden. Andrerseits verlange der Markt nunmehr größtenteils ausschließlich Filetstücke. Dies habe zur Konsequenz gehabt, dass die Keulenartikel nicht verkaufbar waren und daher bis auf null abgewertet werden mussten.

Anfangs konnte Keulenüberschuss noch exportiert werden

Bis zum Beginn der Ukrainekrise habe die Überproduktion an Keulen durch den Export als Tiefkühlware in Länder wie bspw. Rumänien, Bosnien oder Tschechien oder durch die Weiterverarbeitung zu Verarbeitungsfleisch teilweise ausgeglichen werden können. Zuletzt sei jedoch nur mehr ein eingeschränkter Abnehmerkreis für die Keulenartikel gefunden worden.

Zu der ohnehin angespannten Situation des Familienunternehmens seien nunmehr zusätzlich zwei Zulieferverträge mit einer Großhandelskette nach über 50 Jahren Geschäftsbeziehung überraschend aufgrund der starken Preiskonkurrenz nicht mehr verlängert worden. Um diesen Umsatzausfall auszugleichen, hat es laut KSV 1870 zuletzt vielversprechende Gespräche mit einer weiteren Großhandelskette gegeben. Diese habe der Geflügelhof Reicher GmbH zum einen angeboten, zukünftig eine größere Zahl an Filialen beliefern zu können und zum anderen die bisher nicht verwertbaren Keulenartikel abzunehmen. Eine Aufstockung des Lieferumfangs mit gleichzeitiger Verwertung der Keulenartikel hätte die weggefallenen Zulieferverträge umsatzmäßig beinahe ausgleichen können. Auch hier habe man die unerwartete Absage erhalten, dass der Zuliefervertrag über die Keulenartikel aufgrund der Preiskonkurrenz nicht zustande kommen wird.

Aufgrund dessen und vor dem Hintergrund der ohnehin derzeit angespannten Situation aufgrund der Preissteigerungen werde ein positiver Fortbetrieb mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr möglich sein, weshalb das steirische Familienunternehmen sich nunmehr gezwungen sah, das Konkursverfahren zu beantragen.

Eckdaten:

Geschäftsführer: Elke Reicher-Trummer

Gesellschafterin: Manfred Reicher

Hermine Reicher

Elke Reicher-Trummer

Gläubiger: rd. 88

Dienstnehmer: 58

Passiva

(Liquidationswert) rd. 5,131 Mio. €

Aktiva

(Liquidationswert) rd. 2,430 Mio. €

Der Geflügelhof sei nach wie vor offen. Ob das Unternehmen zumindest kurzfristig fortgeführt werden könne, hänge von der weiteren Warenbelieferung ab. Zum Insolvenzverwalter wurde Dr. Alexander Isola, Rechtsanwalt in Graz, bestellt. Er werde das Ansinnen der Geflügelhof Reiter GmbH zu prüfen haben, ohne dass ein weiterer Ausfall für die Gläubiger drohe. Die Anmeldefrist wurde mit 13.02.2024 bestimmt. Die Berichts- und Prüfungstagsatzung findet am 27.02.2024 statt.

Der KSV1870 bietet allen Gläubigern an, sie in diesem Fall zu vertreten.

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