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Bergbauernhof

Die letzte Bäuerin im Dorf

Vor drei Jahren haben Ramona Sprenger und Christoph Lechleitner die letzte Landwirtschaft in ihrem Heimatort in Tirol übernommen – und für den Bergbauernhof ganz neue Ideen entwickelt.

Lesezeit: 4 Minuten

Gerade mal 21 Einwohner hat Boden, eine Ortschaft der Gemeinde Pfafflar im Bezirk Reutte (Österreich). Und unter ihnen: Nur noch eine einzige Bäuerin. Ramona ist vor acht Jahren, als 25-jährige junge Frau, zu ihrem Mann Christoph auf den Bergbauernhof gekommen. Kennengelernt hatte sie ihn beim Jagdkurs.

Der Hof, mit Tiroler Grauvieh und Bergwiesenwirtschaft, gehörte damals noch der Mutter von Christoph. Viele Jahre lang hatte sie die Landwirtschaft alleine betrieben, während Christoph einen Vollzeitjob im Lechtal hatte und Ramona im Dreischichtbetrieb in einer Metallfabrik in Reutte arbeitete.

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2019 stand das junge Paar vor der Entscheidung: Die Landwirtschaft weiter machen oder den Betrieb auslaufen lassen. „Wir haben es uns nicht leicht gemacht“, sagt Ramona. „Der Hof ist abgelegen, die Landwirtschaft ist klein.“ Dennoch fühlen sich beide sehr verbunden mit dem Betrieb und bedauerten es sehr, dass auch die letzte Landwirtschaft im Ort verloren gehen könnte. Also entschieden sie sich dafür, zu übernehmen: Den Bergbauernhof auf 1 356 Metern Höhe, inmitten der Lechtaler Alpen. Und so kam es, dass Ramona neben ihrer Schwiegermutter zur letzten Bäuerin im Ort wurde.

Traditionen bewahren

Nach der Übernahme mussten sich Ramona und Christoph erst einmal finden, den Hof organisieren und auch an manchen Stellen neu aufstellen. Den Anfang machte ein neuer Name: Berghof Pabulariu steht seither an der Front des Hauses. „Pabulariu“ ist ein rätoromanisches Wort und bedeutet „Futterstadl“.

Andere Dinge hingegen bleiben gleich – und sollen auch gleich bleiben. „Wir haben Tiroler Grauvieh im Betrieb, daran wollen wir festhalten“, sagt Ramona. „Ein Einkreuzen mit anderen Rassen würde sicherlich mehr Fleischleistung bringen, aber wir wollen uns das reine Grauvieh erhalten.“ Acht Mutterkühe halten Ramona und Christoph auf ihrem Hof. Im Sommer auf der Bergweide, im Winter im Stall und dem großzügigen Laufhof. Mit der Nachzucht stehen rund 20 Tiere im Stall. Erweiterungsmöglichkeiten gibt es kaum. Das ist aber nicht schlimm, wie die beiden finden. Man findet andere Möglichkeiten, sich zu vergrößern und zu entwickeln. Dabei muss man eben vor allem findig sein.

Gästezimmer gab es auf dem Hof schon immer. Inzwischen bieten zwei Appartements Feriengästen Platz für erholsame Tage. Dazu gehört, falls gewünscht: Ein Rundum-Paket. „Wir liegen mit unserm Hof so abseits, dass wir den Gästen anbieten, für sie einkaufen zu gehen“, erzählt Ramona. Eier bekommen die Gäste von den hofeigenen Hühnern, Wurst vom Grauvieh, Brot wird selbst gebacken, Milch und Joghurt gibt es vom Milchbauern im Nachbarort. So müssen die Gäste nicht zum Einkaufen ins Tal fahren, sondern können ihren Aufenthalt in Boden unbeschwert genießen.

Die Gäste danken es – und sorgen dafür, dass die Appartements im Sommer nahezu vollständig ausgebucht sind. Und: Mit ihnen kommen spannende Geschäftsideen auf den Hof. „Vor fünf Jahren haben Gäste Bergwiesenheu für ihre Kleintiere mit nach Hause genommen“, erzählt Ramona. „Und dann behauptet, dass ihre Kaninchen, Meerschweinchen und Co. kein anderes Heu mehr fressen. Daraufhin haben wir damit angefangen, Heu zu verschicken.“

Inzwischen hat sich ein Betriebszweig aus der Idee entwickelt. Das Lechtaler Bergwiesenheu geht per Paket als kostbares Futter für Kaninchen, Meerschweinchen, Chinchillas, Degus und andere Kleintiere nach Deutschland. „Wir haben inzwischen einen ganz guten Kundenstamm“, sagt Ramona. „Großproduzenten sind wir aber natürlich nicht. Das Heu, das wir einfahren, ist zu allererst für unser Grauvieh. Den Rest vermarkten wir als Kleintierfutter.“ Das Heu ist durch BIKO Tirol als Qualitätskleintierheu zertifiziert.

Handarbeit und Portokosten

Das Geschäft mit dem Heuversand ist durchaus arbeitsintensiv. Denn die Säcke werden von Hand gepackt, dann in Kartons gelegt und müssen dann ins Tal zur Post gebracht werden. Verpackt wird in 2- oder 4 kg-Säcke – vor allem für Kleintierbesitzer, die keine Möglichkeit zur Vorratshaltung haben, ist der kleinere Sack eine gute Lösung. Zu dem Preis von 14,80 € für 4 kg Bergwiesenheu kommen die Versandkosten, die immer stärker zu Buche schlagen. Denn vor allem die steigenden Preise für Verpackung kommen auf dem Bergbauernhof an.

Ramona und Christoph haben inzwischen einen Onlineshop aufgebaut und verkaufen neben dem Kleintierheu und auf Nachfrage auch Wurst und Fleisch vom Grauvieh und verschiedene Heuartikel. So findet man im Shop neben Heublumen auch Heukissen.

Ein kleines Paradies

Bisher hat Ramona die Entscheidung, auf den Bergbauernhof zu ziehen und dort auch beruflich Fuß zu fassen, nicht bereut. Vielmehr hat sie sich hier ein kleines Paradies geschaffen. Es macht sie und ihren Mann stolz, dass sie den Betrieb und die Familientradition weiterführen dürfen. Für ihren 1,5-jährigen Sohn sehen sie hier ein ideales Umfeld zum Aufwachsen. Ramona hat sich mit den Hühnern, ihrer Schafherde, dem Heugeschäft und ihren Aufgaben bei der Gästebetreuung einen abwechslungsreichen Arbeitsplatz geschaffen.

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