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Landwirtschaft im Nebenerwerb: „Der Hof bringt uns Lebensqualität"

Mit der Hofübernahme haben Reinhard und Karin Biermeier ihren Betrieb von Milchvieh auf Mutterkühe mit Wagyus und Angus umgestellt. Sie entwickeln ihn nun im Nebenerwerb weiter.

Lesezeit: 4 Minuten

„Die Arbeit auf dem Hof macht uns viel Freude, aber unsere guten Jobs in der Industrie wollten wir nicht aufgeben“, beschreiben Reinhard (45) und Karin Biermeier (43) das Dilemma, als sie vor der Übernahme des Milchviehbetriebes mit 20 ha Grünland standen. Diesen hatten Karins Eltern Johann und Anna Mühlbauer mit 25 bis 30 Kühen und der weiblichen Nachzucht noch im Vollerwerb bewirtschaftet. Reinhard Biermeier ist gelernter Schreiner und arbeitet vormittags als Lagerfacharbeiter. Seine Frau Karin ist halbtags als Verwaltungsangestellte beschäftigt.

Die Hofnachfolger aus Kollnburg im Bayerischen Wald suchten deshalb nach einem Betriebszweig, der arbeitswirtschaftlich zu ihren Hauptberufen passte und mit dem sie die vorhandenen Gebäude nutzen konnten.

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Sie entschieden sich für die Mutterkuhhaltung. Diese wollten sie aber trotz Nebenerwerb so betreiben, das sie dabei eine gute Wertschöpfung erzielen. „Das funktioniert nur mit einer besonderen Fleischqualität und Direktvermarktung“, waren sich Biermeiers sicher. Der Verkauf ihrer Tiere an einen Schlachthof kam für sie deshalb nicht infrage.

Angus und Wagyus

Inspiriert durch Spitzenkoch und Biolandwirt Ludwig Maurer, der im Nachbarort Rattenberg Wagyus züchtet, setzten Biermeiers auch auf diese Rasse, allerdings als Kreuzung. Sie kauften Angus-Kühe zu und belegten diese mit einem Wagyu-Bullen.

Die F1-Kreuzungstiere lassen sie wiederum von einem Angus-Bullen decken. „Die Kreuzungen haben nicht nur eine sehr gute Fleischqualität, sie sind auch großrahmig und nehmen gut zu“, begründet Reinhard Biermeier die Wahl der Rassen.

Den Umbau des ehemaligen Anbindestalls zum Laufstall mit eingestreuter Liegefläche und Fressbereich hat Reinhard Biermeier mit vergleichsweise wenig Aufwand durchgeführt. Die 3,5 m breite Kuhseite hat er auf einer Länge von 25 m mit 4 cm starken Holzbohlen komplett abgedeckt und nutzt diesen Bereich als Liegefläche. Er streut diese täglich ein und entmistet die Mistmatratze, die sich darauf bildet, mehrmals im Jahr mit dem Hoflader. Damit der Harn ablaufen kann, haben die Bretter ein leichtes Gefälle zum Gitterrost auf dem Güllekanal.

Die restliche Länge der Kuhseite von ca. 10 m nutzt Biermeier als Fressbereich. Dabei hat er den Boden des ehemaligen Kurzstandes mit Gitterrost und Gang nicht verändert und lediglich die vorhandene Anbindevorrichtung durch ein gebrauchtes Fressgitter ersetzt. Vom Stall aus haben die Tiere direkt Zugang auf die Weide. Daneben füttert Biermeier nur Grassilage und Heu.

Mischpakete für 17 € pro kg

Pro Jahr lassen Biermeiers zwei bis fünf Ochsen von einem Metzger schlachten und zerlegen. Das Fleisch der Tiere verkaufen sie in 5 kg- und 10 kg-Misch­paketen für 17 €/kg an Stammkunden. Die Kommunikation mit den Kunden läuft per Whatsapp oder am Telefon.

Weil die Nachfrage nach dem Premiumfleisch das Angebot übersteigt, will das Ehepaar die Zahl seiner Mutterkühe von derzeit sieben mittelfristig auf zehn aufstocken.

Wir wollen mit der Mutterkuhhaltung eine gute Wertschöpfung erzielen.
Reinhard Biermeier

Zusätzlich verkaufen Biermeiers seit letztem Jahr Wurst und eigene Fertig­gerichte, wie Saure Lunge, über zwei Regiomaten in einem Holzhäuschen am Hof. So können sie auch die Teile des Schlachtkörpers verwerten, die nicht in die Fleischpakete gehen. Daneben vermarkten sie über die Automaten auch die Eier von ihren 40 Hühnern sowie Wurst- und Fleischwaren des örtlichen Metzgers. Dieser stellt für sie auch die Wurst aus ihren Rindern her. „Der Verkauf läuft gut und der Zeitaufwand dafür hält sich in Grenzen“, freut sich Karin Biermeier. Sie sieht die Automaten als gute Alternative zu einem Hof­laden, der auch zur Diskussion stand.

Um den Nebenerwerbsbetrieb pro­fessionell führen zu können, hat Reinhard Biermeier mehrere Kurse im Rahmen des Bildungsprogramms Landwirtschaft am Landwirtschaftsamt Regen belegt. „Das hat mir sehr geholfen“, lobt der Unternehmer. Dabei wurde er auch auf das Förderprogramm für den Wolfszaun aufmerksam, mit dem er in diesem Jahr 7 ha Weide eingezäunt hat.Auch wenn die Wirtschaftlichkeit des Betriebes noch ausbaufähig ist und es Rückschläge gab, sind Reinhard und Karin Biermeier mit der gefundenen Lösung sehr zufrieden: „Für uns ist die Arbeit auf dem Hof ein guter Ausgleich zu unserer haupt­beruf­lichen Tätigkeit. Und sie bringt uns, unseren Kindern und Eltern ein hohes Maß an Lebensqualität.“

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