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Bio-Milch: Den Weideanteil steigern?

Lesezeit: 5 Minuten

Auch Bio-Milcherzeuger stehen unter Druck. Wie sie günstiger produzieren können, zeigt eine Auswertung von Dr. Edmund Leisen, LK Nordrhein-Westfalen.


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Ökologisch wirtschaftende Milchviehbetriebe setzen deutlich weniger Kraftfutter ein als konventionelle. Mit 13,5 dt/Kuh/Jahr haben die Bio-Betriebe in NRW im letzten Wirtschaftsjahr nur gut die Hälfte der Menge der konventionellen Betriebe (23,0 dt) benötigt.


Dennoch haben in den letzten Jahren viele Öko-Betriebe versucht, die Kraftfuttergaben weiter zu senken. Denn Praxiserfahrungen zeigen, dass es vor allem bei Weidegang noch erhebliche Einsparmöglichkeiten gibt. Der Anstieg der Kraftfutterpreise in den Jahren 2007 und 2008 hat diese Entwicklung beschleunigt.


Doch wie reagieren die Kühe auf eine restriktive Kraftfuttergabe? Sinkt die Jahresmilchleistung? Immerhin liegt sie bei den Bio-Kühen in NRW mit 6 890 kg ohnehin schon ca. 1 300 kg unter der von konventionellen Kühen. Rechnet sich da das Einsparen von Kraftfutter überhaupt?


Die Landwirtschaftskammer Nord-rhein-Westfalen hat dazu fünf Jahre lang 58 Öko-Betriebe untersucht. Übersicht 1 zeigt, wie sich die Kraftfuttermengen und Milchleistungen verändert haben. Die Betriebe wurden dabei in Abhängigkeit vom Weideanteil (mind. 60 %, 40 bis 60 %, max. 35 % Weidefutter im Sommer) in drei Gruppen eingeteilt. Ebenfalls wurde nach der Kraftfuttermenge (mittel, hoch, niedrig) differenziert.


Weidetiere brauchen weniger Kraftfutter


Zwei Drittel der Betriebe haben die Kraftfuttermenge im Unterschuchungszeitraum gesenkt. Pro kg weniger verfüttertem Kraftfutter sank die Milchleistung dabei um durchschnittlich bis zu 1,0 kg ECM (energiekorrigierte Milch). Dabei gab es allerdings Unterschiede zwischen den Gruppen:


Bei einem hohen Weideanteil und einer höheren Kraftfuttermenge (14,4 dt pro Kuh und Jahr) sank die Milchleis-tung bei einer Kraftfutter-Reduktion von 3,4 dt nur gering (-0,4 kg Milch/kg Kraftfutter). Denn wenn die Kühe viel weiden, geben sie weniger Milch und benötigen deshalb auch weniger Kraftfutter.


Gar keine Leistungseinbußen trotz einer Kraftfutter-Reduktion von 5,5 dt pro Kuh und Jahr gab es in der Gruppe mit niedrigem Weideanteil und hohem Kraftfutterniveau (24,3 dt). Dieser Effekt ist auf Luxuskonsum und Grundfutterverdrängung zurückzuführen.


Die im Vergleich höchsten Leistungseinbußen mit 0,7 bis 1,0 kg Milch/kg Kraftfutter gab es in den Gruppen mit niedrigerem Kraftfutterniveau – unabhängig vom Weideanteil. Das ist unter anderem dadurch zu erklären, dass die Betriebe mit ohnehin schon relativ niedrigem Kraftfutterniveau die Menge auch während der Stallfütterung weiter gesenkt haben. Dadurch sank die Milchleistung im Winter rapide ab.


Wurde die Kraftfuttermenge gleich gehalten, veränderte sich die Milchleistung im Untersuchungszeitraum kaum.


Weidebetriebe sind wirtschaftlicher


Im Schnitt fütterten die Betriebe mit hohem Weideanteil mit 12,4 dt Kraftfutter pro Kuh und Jahr 7,3 dt weniger als die Betriebe mit niedrigem Weideanteil. Gleichzeitig erreichten sie mit 6 431 kg ECM eine um 913 kg geringere Milchleistung. Dennoch waren die Betriebe mit hohem Weideanteil wirtschaftlich besser aufgestellt: 75 % von ihnen produzieren kostengünstiger als der Durchschnitt der untersuchten Betriebe. Das heißt, sie erzeugten die Milch bei gleicher Kuhzahl günstiger als die übrigen Betriebe (Übersicht 2). Bei Betrieben mit geringem Weideanteil lag der Anteil nur bei 45 %.


Der Vorteil der Weide liegt vor al-lem darin, dass die Produktionskosten für 10 MJ NEL mit 14,6 Cent nur halb so hoch sind wie für Grassilage (28,5 Cent). Deshalb haben Weidebetriebe auch trotz geringerer Milchleistung und kleinerer Herdengröße keine höheren Produktionskosten und kein schlechteres kalku-latorisches Betriebszweigergebnis als Betriebe mit vorwiegend Stallfütterung (Übersicht 3 Seite R 34).


Empfehlungen für die Praxis


Während der Stallperiode lohnt es sich, die Kühe entsprechend ihrer Leistung auszufüttern. Die Praxiserhebungen zeigen allerdings auch, dass es auf vielen Betrieben noch Optimierungsmöglichkeiten gibt. Bei zuvor hohen Kraftfuttergaben sank die Milchleistung auch durch die Rücknahme der Kraftfuttermenge in der Stallperiode nur gering. Bei schon niedrigem Kraftfutterniveau hatte dagegen auch in Herden mit niedrigerem Leistungsniveau die Kraftfutterreduzierung größere Leistungseinbußen zur Folge.


In der Weideperiode geht die Kraftfutteraufnahme automatisch zurück, weil die Kühe seltener zur Kraftfutterstation gehen. Allerdings bringen bei jungem Weideaufwuchs höhere Kraftfuttergaben auch keine Mehrleistungen. Möglich sind bei hohen Kraftfuttergaben zur Weidezeit sogar Verdauungsprobleme aufgrund unzureichender Strukturversorgung. In Hochleistungsherden kann die nicht leistungsgerechte Versorgung zu Problemen führen. Spitzenleistungen werden nicht erreicht, zudem magern die Kühe stärker ab und Gesundheitsprobleme können auftreten. An die Weide angepasste Herden sind dagegen relativ gesund und haben eine überdurchschnittliche Nutzungsdauer.


Um auch für Hochleistungsherden die Vorteile der Weide zu nutzen, gibt es derzeit zwei Strategien:


Gruppenbildung: Die Herde wird in mehrere Gruppen eingeteilt. Die Hochleistungsgruppe verbleibt im Stall und wird dort ausgefüttert. Die Niederleistenden gehen auf die Weide, die Trockensteher zumindest zeitweise ebenfalls. Auf der Weide wird kein oder nur wenig Kraftfutter gefüttert.


Saisonale Abkalbung: Die Abkalbezeit liegt im Herbst oder Winter. Die Kühe werden im Stall ausgefüttert und kommen erst bei niedrigerer Leistung auf die Weide. Dort erhalten sie kein oder nur wenig Kraftfutter.


Bei Winterabkalbung ist die Milchleistung im Frühjahr noch vergleichsweise hoch. Das nährstoffreiche Weidefutter kann noch gut genutzt werden. Bis zur Sommerhitze sind die Kühe belegt und geben auch nicht mehr so viel Milch. Gesundheitsprobleme sind hier kaum zu erwarten.

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