Viele Länder Afrikas kämpften in den vergangenen Jahren mit extremen Dürren. Der namibische Farmer Marthinus Louw begann daher Sträucher und Bäume als Rinderfutter zu verwerten.
Marthinus Louw betreibt auf mehr als 7100 ha eine Farm mit Rinderhaltung im Nordosten von Namibia. Rund 550 Fleischrinder grasen auf 200 bis 300 ha großen und hoch eingezäunten Arealen.
Louw ist dafür auf die Sommerregenfälle zwischen November und März angewiesen, die im Schnitt jährlich 400 bis 500 mm Niederschlag bringen. Bleiben diese wie im vergangenen Jahr aus, sind die Folgen für das Land dramatisch: „Während der großen Dürren hatten wir gar kein Gras für die Tiere“, sagt der Farmer. Um die Rinder dann vor dem Verhungern zu retten, setzen er und andere Namibier seit rund sechs Jahren bei Futtermangel auf das System „Bos to Kos“. Das ist Africaans und bedeutet soviel wie „Aus Wald Futter machen“: Die Farmer verarbeiten nicht giftige Bäume und Sträucher zu Rinderfutter.
Hackschnitzel für Rinder
Um bei der Ernte effizienter arbeiten zu können, baute sich Louw eigene Geräte: Der Farmer montierte beispielsweise ein Sägeblatt an seinen Radlader. So kann er größere Äste samt Blättern aus den Bäumen ausschneiden (Bild 1). Anschließend zerkleinern Mitarbeiter die Ernte vor Ort mit einem Holzhäcksler (Bild 2). Die frischen Hackschnitzel liegen für zwei Tage zum trockenen an der Luft. Dafür wenden die Mitarbeiter das Erntegut regelmäßig (Bild 3). Nach der Trocknung quetscht eine Hammermühle die Hackschnitzel auf eine Größe von circa 2 cm. Das verbessert die Verdaulichkeit für die Rinder. Der Betrieb lagert das Futter anschließend in 35 kg-Säcken (Bild 4).
Das Holz-Blättergemisch allein reicht allerdings nicht, um die Rinder mit dem Nötigsten zu versorgen: Louw mischt daher 140 kg Hackschnitzel mit 100 kg Mais, einem Ballen Heu oder Luzerne und je 10 Litern Melasse und Wasser. Zudem ergänzt er die Mischung und das Tränkwasser mit einem Zusatzstoff, der Tannine binden und so Tanninvergiftungen durch das Gehölz vorbeugen soll. Die Notration verteilt der Betrieb lose in den einzelnen Weidearealen oder in den Gattern auf dem Hofgelände (Bild 5).
Durch „Bos to Kos“ konnte der Farmer die Tierverluste während der Dürren verringern. Das war für ihn das Ziel, trotz hoher finanzieller Verluste durch das Zukauffutter und den Arbeitsaufwand.
In diesem namibischen Sommer berichtet Louw derweil zufrieden von ergiebigen Regenfällen, die für einen guten Grasaufwuchs auf den Weideflächen gesorgt haben.
julia.hufelschulte@topagrar.com