Höhenverstellbare Melkstandböden verbessern den Arbeitskomfort. Was bieten die Hersteller an? Worauf ist beim Kauf zu achten?
Melkstände mit zu tiefen oder zu hohen Gruben beeinträchtigen den Arbeitskomfort und führen auf Dauer zu massiven Rückenbeschwerden. Auch in Betrieben, in denen abwechselnd zwei Personen mit deutlich unterschiedlicher Körpergröße melken, ist es schwer, eine für beide optimale Standhöhe zu finden. Eine Lösung dieses Problems stellen höhenverstellbare Melkstandböden dar. Vor allem in Betrieben mit Fremdarbeitskräften, die im Schichtbetrieb arbeiten, sind sie nützlich.
Auf technische Details achten!
Die Mehrzahl der Melktechnik-Hersteller haben höhenverstellbare Böden im Angebot (Übersicht). Sie sind für jeden Melkstandtyp und jede Größe erhältlich und individuell – auch für konisch zulaufende Melkgruben – anpassbar. Die Firmen haben inzwischen auch für das Melkkarussell verstellbare Lösungen parat.
In den meisten Fällen werden die Hubböden direkt mit der neuen Melkanlage installiert, so dass die für die Hebezylinder und für den Hub erforderliche zusätzliche Grubentiefe von ca. 30 bis 40 cm beim Bau gleich mitberücksichtigt werden kann. Die nötige Grubentiefe muss im Vorfeld genau und vorausschauend bemessen werden, da im Nachhinein nichts mehr korrigiert werden kann. Dabei sollte ein Wechsel beim Melkpersonal miteinkalkuliert werden. Die höchste Einstellungsstufe kann später aufgrund der angebrachten technischen Apparaturen wie z. B. Milch- und Vakuumleitung kaum noch korrigiert werden. Weil oftmals die nötige Grubentiefe fehlt, sind auch Nachrüstungen von verstellbaren Böden schwierig.
Als Unterbau für die Hubböden genügt ein einfacher Betonboden mit Gefälle (ca. 10 %). Damit ein schneller Abfluss gewährleistet ist, wird empfohlen, das Gefälle in der Mitte der Grube in einer Rinne von 10 x 10 cm münden zu lassen. Um den Unterboden leicht reinigen zu können, sollte er glatt sein. Empfohlen wird eine Versiegelung der Oberfläche z. B. mit Epoxidharz.
Der gängige industriell gefertige Hubboden besteht aus einem Tragerahmen aus feuerverzinktem Stahl oder Edelstahl mit perforierten Kunststoffrosten (Schweineroste) als Auftrittfläche. Edelstahl bietet gegenüber herkömmlichem Stahl einen besseren Korrosionsschutz bei sauren Reinigungsmitteln. Auch eine Chrom-Nickel-Konstruktion wie z. B. bei DeLaval schützt vor Säuren. Die Kunststoffroste ermöglichen einen federnden Gang und ermüdungsfreies Arbeiten.
Aufgrund des deutlich besseren Stehkomforts gibt es mittlerweile viele Betriebe, die diesen Boden auch als feste Variante installiert haben. Als Vorteil dieses Belags nennen Praktiker auch, dass die Füße bei niedrigen Temperaturen im Melkstand nicht so schnell auskühlen. Beim Kauf ist darauf zu achten, dass die Perforation der Roste ausreichend Trittsicherheit gewährleistet.
Die Hebetechnik ist meist ein hydraulisch oder elektrisch über einen Spindelmotor betriebenes Scherensystem. Das Zugsystem von Fa. Betebe, Vreden, mit dem der Boden automatisch hochgezogen wird, eignet sich für flache Melkstandgruben, weil die Hubzylinder nicht unter dem Boden verstaut werden müssen.
Bei allen Fabrikaten ist wahlweise eine feste Montage des Bodens möglich. Bei langen Melkständen, in denen mehrere Personen gleichzeitig melken, kann der Boden in einzelne Einheiten geteilt werden, die unabhängig voneinander höhenverstellbar sind. Allerdings ist für jede Einheit eine eigene Hydraulikpumpe notwendig.
Unterschiede in der Tragfähigkeit
Per Knopfdruck oder durch die Bedienung einer Handpumpe (z. B. bei Fa. Blom) lassen sich die Böden meist stufenlos über einen Bereich von bis zu 30 cm verstellen. Die industriell gefertigten Böden unterscheiden sich in der Tragfähigkeit deutlich. Sie reicht von 250 kg bis 1 000 kg. Bei den Preisen gibt es zwischen den Herstellern je nach Größe und Ausstattung des Bodens sehr große Unterschiede, so dass man sich verschiedene Angebote einholen sollte.
Im Normalfall reicht es, die Roste nach dem Melken mit dem Hochdruckreiniger abzuspritzen. Einige Praktiker haben mit einer Schaumreinigung einmal pro Woche gute Erfahrungen gemacht. Für eine gründliche Reinigung müssen die Roste allerdings aufwändig demontiert werden. Das kann den Verschleiß an den Ecken und Kanten der Roste erhöhen. Die Folge: Die Passform leidet.
Vor der Anschaffung eines Hubbodens sollte man überlegen, ob die Höhenverstellung auch tatsächlich genutzt wird. In der Praxis sieht man immer wieder Fälle, bei denen der Boden letztlich doch fest eingestellt bleibt. Dazu ist die Anschaffung jedoch zu kostspielig. Für Betriebe, die in Zukunft mit Lohnarbeitskräften arbeiten, ist ein Hubboden aber ratsam. Wer lediglich den Lauf- und Stehkomfort verbessern möchte, fährt mit einem festen Bodens mit Kunststoffrosten als Trittfläche günstiger.S. Lehnert