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Der vernetzte Kuhstall

Lesezeit: 5 Minuten

Melkroboter und Futterband, Kuh-GPS und Pedometer: Andrea Rahn-Farr und Karsten Farr managen ihre Milchviehherde mit automatischen und digitalen Systemen. So arbeiten sie effizienter und die Kühe sind entspannter.


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Ein grüner Punkt blinkt auf dem Display. Er zeigt an: Die Kuh mit der Nummer 3856 liegt in einer der letzten Liegeboxen. Mit dem Smartphone in der Hand treibt Andrea Rahn-Farr die überfällige Kuh zum Melkroboter. Dabei tippt sie schon die nächste Nummer ein: Kuh Nummer 3885 steht vorne am Futtertisch. „Wir suchen keine Kühe mehr, wir finden sie“, erklärt die Milcherzeugerin.


Komfort für Tier und Mensch:

Andrea Rahn-Farr und Karsten Farr aus Bündingen (Hessen) haben ihren neuen Stall für ca. 400 melkende Kühe im letzten Jahr bezogen (s. Kasten, Seite R32). Andrea managt die Herde, Karsten ist für Ackerbau und Arbeitsorganisation verantwortlich. Bei der Planung des neuen Milchviehstalles haben sie alles genau durchdacht. Ihr Ziel: einen modernen, effizienten und flexiblen Arbeitsplatz schaffen. Gleichzeitig stand für die Milchviehhalter das Tierwohl und hoher Tierkomfort im Fokus. Dafür sorgen mehr als ausreichend Liegeplätze in Tiefboxen mit Stroh-Kalk-Matratze sowie 3,00 bis 4,00 m breite Laufgänge oder klimaregulierende Curtains.


Kühe per App orten:

Die Milchviehhalter nutzen digitale Systeme für das Herdenmanagement.


Die Kuh-Ortung per GPS (Fa. Nedap) schätzen sie besonders. Antennen hängen im Stall und orten alle 5 Sekunden die Sensoren am Hals der Kühe. Mit einer App können die Rinderhalter Kühe suchen und sich die Position anzeigen lassen. So arbeiten sie Aktionslisten ab, wie Besamungen, ohne die gesamte Herde aufzuscheuchen. Das bringe viel Ruhe in die Herde.


Die Sensoren in den Halsbändern registrieren auch typische Kopfbewegungen und -positionen. So bewerten sie Futteraufnahme und Fressverhalten.


Zusätzliche Sensoren an den Füßen erfassen die Aktivität sowie das Steh- und Liegeverhalten. Die Daten geben Hinweise zur Brunst und Gesundheit. Darüber hinaus dienen die Fuß-Sensoren zur Tiererkennung in den Melkrobotern und der Selektion.


Die Fuß-Sensoren bekommen die Rinder schon mit zwölf Monaten angelegt und bleiben automatisch im System.


Alle Infos in einem Programm:

Somit fallen unzählige Informationen über die Milchviehherde an.


Hinzu kommen die Daten der Melk-roboter zur Eutergesundheit (z.B. Leitfähigkeit, Milchfluss oder Melkintervall), sowie Bestands- und Leistungsdaten. Nicht zuletzt die Protokolle der Klauenpflege, des Tierarztes oder Arzneimittel-Einsatzes.


Diese Datenflut hat der Betrieb Rahn-Farr/Farr aber gut im Griff: Sie integrieren alle Informationen in einem Herdenmanagement-Programm (Saturnus, Fa. Happel). „Parallel verschiedene Softwares zu bearbeiten, ist arbeitstechnisch unmöglich. Deshalb war unsere Voraussetzung, dass wir ein Programm für alle Systeme finden“, sagt Andrea Rahn-Farr.


Sie haben sich auf ein Experiment eingelassen: Zusammen mit den Herstellern Happel und Nedap optimieren sie Schnittstellen zwischen den Systemen. Sie geben den Entwicklern praktische Hinweise und melden Fehler.


Zusätzlich ist das Programm mit HIT und LKV verknüpft. Manuell fügt die Betriebsleiterin weitere Infos ein, wie zum Beispiel von der Klauenpflege oder Tierbehandlungen.


Das Management-Programm läuft auf einem Zentralrechner im Stallbüro, der auch mit Monitoren im Melkbereich verbunden ist. Darüber hinaus lassen sich die Daten mobil mit einer App abrufen. So sind alle Informationen für alle Mitarbeiter immer verfügbar.


Aufgaben sortieren:

Man könnte meinen, die tägliche Arbeit auf dem Betrieb spielt sich nur noch vor Monitoren ab: Am PC erstellt die Herdenmanagerin Andrea Arbeitslisten, für Tierkontrollen oder Besamungen. An den Tablets im Melkbereich rufen die Mitarbeiter verdächtige Zellzahl-Kühe auf. Absprachen im Stallteam laufen über einen WhatsApp-Chat, wo lahme, brünstige oder kalbende Kühe gemeldet werden. Und zusätzlich verschickt das System Alarmmeldungen direkt auf das Handy.


Die Herdenmanagerin gibt zu, dass sie viel Zeit vor den Monitoren verbringt. Allerdings macht sie auch deutlich: „Die Technik filtert die Arbeit vor, nimmt sie uns aber nicht ab. Durch die frühzeitigen Warnhinweise haben wir heute wieder mehr Zeit für die individuelle Betreuung der einzelnen Kühe.“ Die Einzeltierdaten der Melkroboter ruft sie zwei Mal täglich ab. Jedes auffällige Tier schaut sich an. Darauf legt Rahn-Farr großen Wert.


Darüber hinaus wertet sie wöchentlich die Informationen auf Herden- und Gruppenbasis aus und gleicht diese mit den betrieblichen Zielwerten ab. Ein Beispiel dafür sind die Liege- beziehungsweise Fresszeiten, die in der Hochleistungsgruppe 13 beziehungsweise fünf Stunden betragen sollen.


Aufwand rentiert sich.

Für die Dateneingabe, -pflege, -analyse und -sicherung benötigt die Herdenmanagerin täglich mindestens eine Stunde. Ein Aufwand, der sich rentiert: „Die Systeme liefern viele nützliche Daten. Allerdings nur, wenn man sich intensiv damit beschäftigt.“ Und die Technik verschafft Zeit: Alleine die Positionserkennung spare bis zu einer Stunde Arbeit pro Tag. Damit mache sich die Investition von rund 40000 € (GPS, Sensoren, Software, Support) bezahlt.


Gespeichert sind die Daten auf einem Zentralrechner. Neben automatischen Backups sichert der Betrieb die Daten regelmäßig auf einem zweiten PC und einer externen Festplatte. Zukünftig wollen sie die Daten in einem Brandschutzschrank lagern. Eine Herausforderung sind auch Software-Updates. Dabei können Daten verloren gehen, wie der Betrieb bereits erleben musste. Hier wollen die Hersteller nachbessern.


Die Milchviehhalter haben bereits weitere Ideen, wie sich die Daten nutzen lassen. So wünschen sie sich automatische Hinweise von den Selektionstoren, wenn der Wartebereich vor den Robotern zu voll wird.


Außerdem würden sie mit den GPS-Daten gerne auswerten, wie sich die Kühe im Stall bewegen, um den Stallaufbau zu optimieren.


Anke Reimink

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