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Die Haut der Klauen besser schützen

Lesezeit: 5 Minuten

Eine geschädigte Hautbarriere durch Gülle und Stress ist Wegbereiter der Mortellaroschen Krankheit. Doch können Pflegeprodukte die Haut schützen?


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Die Mortellarosche Krankheit (Dermatitis digitalis, DD) bereitet auf Kuhbetrieben flächendeckend große Probleme. Und auch Bullenmäster berichten von Fällen.


Was harmlos und oft unbemerkt mit kleinen Hautveränderungen im Zwischenklauenspalt beginnt, endet schnell in oft wiederkehrenden schmerzhaften Hautentzündungen und Lahmheiten.


Milchviehhalter greifen dann auch zu ungeeigneten Klauenbädern und bereiten damit den typischen Erregern unbeabsichtigt den Weg.


Was Geschieht zuerst?


Haupterreger der Krankheit sind Treponemen. Diese beweglichen, fadenförmigen Bakterien gelangen erstmals meist durch Zukauf infizierter Rinder in den Stall. Aus akuten Krankheitsstadien treten dort massenhaft Erreger aus, die in der Gülle und auf verschmutzten Oberflächen überleben und sich so in der Herde verbreiten.


Die Oberhaut an der Klaue hat drei Barriereschichten, die sie vor Erregern schützen kann.


  • Die äußerste Schicht, die Hornschicht, besteht aus abgestorbenen Hautzellen. Sie ist resistent gegen Wasser und mechanische Verletzungen und verhindert primär das Eindringen von Erregern. Die erste Barriere ist wie eine Ziegelsteinmauer aufgebaut. Die Hornzellen sind die „Ziegel“ des Mauerwerks, der „Kitt“ besteht u.a. aus Lipiden und Eiweißen. Diese verbinden die Hornzellen und dichten die Barriere ab.9


Das in der Gülle entstehende Ammoniak greift die Hornschicht massiv an. Schädigend sind auch Formalin und Kupfersulfat – beides löst den „Kitt“ der äußersten Hautschicht und Erreger können die Barriere überwinden. Daher sind solche Klauenbäder nachteilig.


  • Die zweite Schicht besteht aus noch lebenden Zellen, die klettverschlussartig miteinander verknüpft sind. In dieser zweiten Barriere liegen auch die Abwehrzellen des Körpers.11


Treponemen können diese zweite Barriere überwinden, wenn das Immunsystem des Tieres geschwächt ist. Auch eine gelockerte Zellstruktur (mangelnde Mineralstoff- und Spurenelementversorgung) oder mechanische Verletzungen öffnen die Barriere.


  • Die unterste Zellschicht der Oberhaut bildet die dritte Barriere. Die hier liegenden Hautzellen teilen sich fortwährend und bilden die darüber liegenden Hautschichten.13


Ein Angriff durch Treponemen führt hier zu verändertem Zellwachstum und schließlich zu sichtbaren chronischen Wucherungen (Hyperkeratosen).


Je tiefer die Treponemen eindringen, desto weniger Abwehrchancen hat die Haut. Zudem können sich die Bakterien in der Haut einkapseln, also in ein Ruhestadium übergehen. Darin wartet der Erreger bis zur nächsten Hautschwächung ab. Die Rückfallgefahr nach sechs bis zwölf Wochen ist grundsätzlich hoch. Daher ist es wichtig, die Haut zu schützen und zu unterstützen.


Test mit Hautplegeprodukt


Ein Ansatzpunkt ist, die Hautbarriere durch Hautschutzprodukte zu stärken.


In einem Versuch untersuchte die Praxisgemeinschaft für Klauengesundheit den Einfluss eines solchen Produktes auf die Mortellarosche Krankheit.


Das eingesetzte Produkt enthält Mi-krosilber, Panthenol, Zinkoxid und Avocadoöl. Das Mikrosilber gibt an seiner Oberfläche Silberionen frei, die die Haut vor Erregern schützen. Für die hauteigene, gesunde Mikroflora ist das Silber dabei nicht schädlich. Es wirkt zudem lokal hautberuhigend und hat entzündungshemmende Eigenschaften.


Bei 120 Kühen eines Milchviehbetriebs ermittelte die Praxis zunächst einen DD-Score. Dazu nutzten die Tiermediziner ein Bewertungssystem mit Punkten: Gesunde Haut erhält null Punkte, Verdachtsstadien bis zu drei, chronische Stadien vier bis 20 und akute Läsionen bis zu 60 Punkte. 81 Tiere, die nach einer Klauenpflege und Behandlung keine akuten Stadien mehr aufwiesen, nahmen dann am Versuch teil. Die Klauengesundheit dieser Kühe wurde erneut bonitiert und der Einsatz des Pflegeproduktes begann.


Die Mitarbeiter des Testbetriebs wuschen nun die Klauen aller Kühe vor jeder Melkzeit. Die rechte Klaue behandelten sie zudem täglich mit dem Pflegeprodukt in Form eines Schaums. Die linke Klaue blieb unbehandelt.


Tiermediziner überprüften den Gesundheitsstatus der Klauen alle vier Wochen. Nach 116 Tagen endete die Behandlung. Bis zum 180. Tag erfolgten weitere Bonitierungen der Klauen.


Erreger Kontrollieren


Der Versuch zeigte, dass der Hautschutz positiv für die Klauengesundheit ist. Nach vier Wochen hatte sich der mittlere DD-Score der Kontrollgruppe durch Rückfälle doppelt so stark verschlechtert, wie der der behandelten Gruppe (siehe Übersicht). Die Klauen ohne extra Schutz verschlechterten sich auch im weiteren Verlauf fast stetig.


Im Vergleich zu den nicht behandelten Klauen konnte das Schutzprodukt den Status der Klaue stabilisieren und die Rückfallrate reduzieren.


Als der Betrieb den Versuch beendete, verschlechterten sich beide Klauenseiten stark. Das verdeutlicht, dass Milchviehhalter die Vorsorge gegen die Mortellarosche Krankheit nicht aufgeben dürfen – einmal befallene Kühe erkranken ansonsten immer wieder.


Die Haut allein kann Kühe nicht vor der DD schützen. Landwirte müssen parallel die Haltung optimieren und den Keimdruck in der Umgebung senken. Maßnahmen dazu sind:


  • Möglichst kein Tierzukauf.
  • Rinder nicht mit betriebsfremden Tieren aufstallen (Gemeinschaftsweiden, Ausstellungen, Jungviehaufzucht).
  • Personalhygiene einhalten.
  • Saubere Lauf- und Liegeflächen.
  • Klauenbäder mit hautschonenden, zugelassenen Biozidprodukten.
  • Eine fachgerechte Klauenpflege.


Auch der körpereigenen Abwehr der Kuh kommt eine große Rolle zu, daher sind weitere Punkte einzuhalten:


  • Alters- und leistungsgerechte Ration.
  • Mykotoxine und biogene Amine im Futter vermeiden.
  • Gute Spurenelement- und Mineralstoffversorgung.
  • Ausreichend sauberes Tränkwasser.


julia.hufelschulte@topagrar.com

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