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Die teure BVD-Sanierung ­lockern?

Lesezeit: 3 Minuten

Die bundesweite BVD-Bekämpfung (Bovine Virus Diarrhoe) ist in vollem Gang. Die Krankheit scheint weniger verbreitet als angenommen. Wurde sie von der Wissenschaft überschätzt?


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Labohm: Nein und Ja. Nein, weil die Seuche im Einzelfall hohe wirtschaftliche Schäden verursacht.Ja, denn die Ergebnisse der Untersuchungen sind ernüchternd. Nur 0,32 % von 19 Mio. untersuchten Rindern waren positiv. Gerechnet hatte man mit 1 bis 2 % PI-Tieren (persistent infiziert) in der gesamten Population. Auch die Zahl der betroffenen Bestände ist mit 4 % deutlich geringer als erwartet. Die Prognosen lagen bei mindestens 20 %.


Wie wird sich die Bekämpfungs-Strategie denn ändern angesichts dieser Bilanz? Wie lange müssen die Landwirte noch „stanzen“?


Labohm: Es wird Zeit für eine Bestandsaufnahme bei der BVD-Bekämpfung, spätestens Anfang 2013. Für mich gibt es nur zwei Wege: Entweder wir ziehen die Zügel an und verschärfen die Auflagen für den Handel und Tierverkehr auch mit dem Ausland. Oder wir geben die bundesweite Ausrottung des BVD-Virus auf und lockern die Verordnung, indem z.B. eine Untersuchungspflicht nur noch für gehandelte Zuchttiere bestehen bleibt. Wichtig ist, dass die BVD-Bekämpfung nicht ein Dauerbrenner wird, wie wir es bei der BHV1-Bekämpfung erleben, zumal die verhältnismäßig geringe Bedeutung der BVD bundesweit das Kosten-Nutzen-Verhältnis der aktuellen Strategie infrage stellt.


Sie sprechen die Kosten an. Wie stark belastet die BVD-Bekämpfung die Tierseuchenkassen?


Labohm: Die Kosten sind sehr hoch. Alleine für Rheinland-Pfalz belaufen sie sich auf über 1 Mio. € pro Jahr. Den größten Posten nehmen dabei der Probenversand und die Diagnostik ein.


Der freie Tierverkehr in der EU ist auch aus Staaten möglich, die keine BVD-Bekämpfung betreiben. Wie groß ist die Gefahr von Neuausbrüchen?


Labohm: Die Gefahr ist groß, denn unsere freien, ungeimpften Bestände sind sehr empfänglich für Neuinfektionen. Und Staaten wie Frankreich sehen in Anbetracht der niedrigen Infektionsraten bei uns kaum einen Grund, selbst in die BVD-Bekämpfung einzusteigen.


Wie können sich die Betriebe schützen?


Labohm: Den Zukauf vor allem von tragenden Zuchttieren möglichst beschränken. Denn von diesen Tieren geht die größte Gefahr aus. Zudem sollten die Betriebe über ein Impfprogramm im Jungviehbereich vor der ersten Belegung nachdenken. Auch die Hygienemaßnahmen müssen intensiviert werden.


Nach der BVD könnte als nächstes Para-TB an der Reihe sein. Welche Konsequenzen sollte man aus den Fehlern bei der BVD-Sanierung ziehen?


Labohm: Wichtig ist, zuerst ein umfangreiches Monitoring in Deutschland durchzuführen, um die Verbreitung einschätzen zu können. Eine so umfangreiche und teure Seuchenbekämpfung wie bei der BVD muss auf belastbaren Zahlen beruhen und nicht auf Zahlen, die im Ausland erhoben wurden.


Dr. Roland Labohm, Tierseuchenkasse Rheinland-Pfalz

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