Im Arbeitskreis der Fütterungsreferenten der Länder in der DLG haben wir uns selbstverständlich mit den amerikanischen Fütterungsnormen nach CNCPS und dem neuen Analyseangebot durch das Rock River Labor beschäftigt. Neun Punkte sind uns besonders wichtig:
Die Entwicklung von Futterbewertungssystemen hat weltweit betrachtet in den verschiedenen Ländern eine lange Tradition. Dabei wird in jedem System versucht, neue Erkenntnisse auf der Bedarfsseite durch bessere Kenntnis physiologischer Vorgänge, Fortschritte in der Futtermittelanalytik und erweiterte Kenntnisse des Futterwertes von Futtermitteln zu implementieren.
Futterwertungssysteme und Rationsprogramme sind in der Regel eng an die Futtermittelbasis in den jeweiligen Ländern gebunden. Wenn völlig unterschiedliche Rationstypen in den Ländern zum Einsatz kommen, ist eine Übertragbarkeit der Systeme auf andere Länder in der Regel nicht 1:1 möglich.
CNCPS basiert auf nordamerikanischen Rationen, in denen neben Sojaschrot vorwiegend Luzernesilagen und Maisprodukte zum Einsatz kommen. In Europa dagegen herrschen ganz andere Rationstypen vor.
Auch bei dem in Deutschland genutzten Futterbewertungssystem wird die Depression der Verdauungsvorgänge bei höherem Ernährungs-niveau berücksichtigt, und zwar auf der Bedarfsseite. Insofern kann auch hier von einem dynamischen Modell gesprochen werden.
Bezüglich der unterschiedlichen Abbauraten und Abbaugeschwindigkeiten von Kohlenhydraten und Protein in den Futtermitteln liegen in Deutschland mittlerweile umfangreiche Befunde aus in situ-Messungen und aus Ergebnissen des Hohenheimer Futterwerttests vor, sodass wir in der Lage sind, synchrone Rationen unter Berücksichtigung der Verdaulichkeitsdepression zu erstellen. Wertvolle Hinweise hierzu befinden sich in der DLG-Broschüre „Struktur- und Kohlen-hydratversorgung der Milchkuh“.
NIRS-Spektren, die an amerikanischen Futtermitteln erarbeitet wurden, lassen sich nicht ohne weiteres auf in Deutschland angebaute Futtermittel übertragen, weil es große Sortentypunterschiede und zum Teil ganz andere Futtermittel gibt. Da stellt sich zudem die Frage: Wie wird kalibriert und in welchem Umfang werden nasschemische Analysen zur Absicherung durchgeführt? Nur weil ein Ergebnis aus Amerika kommt, wird es nicht zuverlässiger sein.
Die entscheidende Rolle bei der Rationsberechnung kommt der möglichst genauen Vorhersage der Futteraufnahme zu. Hierzu wird in Deutschland ein sehr komplexes Modell genutzt, das auf den Versuchsdaten der hiesigen Forschungseinrichtungen basiert. Eine kürzlich durchgeführte Evaluierung dieses Modells hat eindeutig die höhere Vorhersagegenauigkeit gegenüber anderen Systemen belegt.
Mithilfe des CNCPS wird nicht nur die zur Verfügung stehende Energie der Ration berechnet, sondern versucht, die Intensität der Pansenverdauung relativ genau abzubilden und letztlich zu optimieren. Ziel ist v.a. die Abschätzung der Mikrobenproteinmenge. Das in Deutschland praktizierte Futterbewertungssystem und die Rationsoptimierung sind relativ robust und wegen der Additivität der Futterwertangaben auch gut nachvollziehbar. Die tier- und futtereigenen Einflussgrößen sind auch hier akribisch zu nutzen.
Alles in allem: Mit der Anwendung von CNCPS in Deutschland wird man nicht per se besser. Viel wichtiger sind ein gutes Controlling und ein konsequentes Umsetzen der Fütterungsempfehlungen. Sicherlich spielen auch kommerzielle Aspekte für die Aktivitäten von Rock River eine sehr große Rolle. Schließlich möchte man mit der Dienstleistung auch Geld verdienen.