Können Grascobs einen Teil des teuren Protein-Kraftfutters ersetzen und somit die Futterkosten senken? Ein Versuch aus Bayern gibt Aufschluss.*
Vor allem in Süddeutschland sind Grascobs sehr populär: Mehrere Firmen bieten an, taufrisches Gras zu trocknen und in Pellets zu pressen, die sich dann wieder in Futterrationen einsetzen lassen.
In der Praxis kommt das gut an. Denn Grascobs enthalten viel Energie und viel nutzbares Rohprotein (nXP). Zudem steigt durch die Heißluftkonservierung der Gehalt an unabbaubarem Rohprotein im Pansen (UDP).
Grascobs statt Soja?
Somit stellt sich die Frage, ob heimische Grascobs nicht einen Teil der importierten Proteinfutter wie Sojaschrot ersetzen können. Doch lassen sich Grascobs auch in hohen Anteilen in Milchviehrationen einsetzen? Und rechnet sich das überhaupt? Schließlich ist die Trocknung sehr energieaufwendig und somit teuer.Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft hat dazu am Fachzentrum in Achselschwang einen 14-wöchigen Fütterungsversuch durchgeführt. Der Versuch war Teil des Aktionsprogramms „Heimische Eiweißfutter“. 48 Kühe (Fleckvieh und Brown Swiss) waren gleichmäßig auf die beiden Gruppen „Kontrolle“ und „Versuch Grascobs“ aufgeteilt. Die Kontrollgruppe erhielt eine grassilagebetone Totale Mischration (TMR) ad libitum, die bei einer Futteraufnahme von 22,5 kg Trockenmasse pro Tier auf eine tägliche Milchleistung von 35 kg ausgelegt war. Die Ration der Versuchskühe bestand zu knapp 25 % der Trockenmasse aus Grascobs. Dadurch fiel der Anteil von Grassilage und Kraftfutter geringer aus (Übersicht 4). Mehr Infos zu den Rationen finden Sie auf Seite R 16.
Etwas mehr Milch:
Zu den wichtigsten Ergebnissen: Die tägliche Futteraufnahme war in beiden Gruppen mit 23,3 kg (Kontrolle) zu 23,2 kg (Grascobs) vergleichbar. Die Futteraufnahme blieb dabei im Versuchsverlauf auf einem stabilen und zwischen den Gruppen vergleichbaren Niveau (Übersicht 1).Die Kühe der Gruppe Grascobs fraßen damit täglich 5,2 kg TM Grassilage, 5,9 kg TM Grascobs und 7,2 kg TM Kraftfutter. Die Kontrollkühe kamen dagegen auf 7,8 kg TM Grassilage und 10,1 kg TM Kraftfutter. Die tägliche Energieaufnahme lag in der Kontrollgruppe mit 166 MJ NEL etwas höher als in der Gruppe Grascobs (163 MJ NEL). Die Aufnahme an nXP war mit 3 727 zu 3 750 g hingegen etwas niedriger. Die RNB war in beiden Gruppen negativ, aber mit -15 bzw. -28 in einem tolerierbaren Bereich.
Die tägliche Milchleistung lag durchschnittlich bei 34,3 kg in der Gruppe Grascobs und bei 32,7 kg in der Kontrollgruppe (Übersicht 2). Die Unterschiede sind statistisch nicht gesichert und durch die Unterschiede in der Energieversorgung nicht zu erklären.
Der Anstieg der Rückenfettdicke (RFD) und der Körperkondition (BCS) in beiden Gruppen zeigt aber, dass die Energieversorgung in beiden Gruppen ausreichend war, um Körperreserven aufzubauen. Deshalb war Energie nicht limitierend für die Milchbildung.
Deutlich wird, dass sich auch mit hohen Mengen Grascobs und reduziertem Kraftfutter-Einsatz hohe Milchleistungen erzielen lassen. Dazu muss das ausgewählte Kraftfutter aber den Bedarf der Energie- und Nährstoffgehalte der Gesamtration decken. Darauf ist unbedingt zu achten.
Die Fett- und Eiweißgehalte der Milch zeigten keine größeren Unterschiede zwischen den Gruppen. Die Milchharnstoffgehalte lagen im unteren Bereich der Empfehlungen und spiegeln die in beiden Rationen negative RNB wider.
Und die Kosten?
Übersicht 3 zeigt die Rationskosten bei den tatsächlich aufgenommenen Mengen der Einzelkomponenten. Zu beachten ist, dass die Rationen nicht auf Kostenoptimierung hin erstellt wurden, sondern auf Nährstoffgleichheit, um den Energie- und Nährstoffbedarf in beiden Gruppen zu decken. Die Kosten für das Kraftfutter haben wir aus den Marktpreisen für die Einzelkomponenten zuzüglich 1,50 €/dt TM Mischungskosten errechnet.Für die Ration Grascobs ergeben sich höhere Kosten von etwa 2,70 €/dt TM. Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass relativ teure Cobs eingesetzt wurden. Zudem hängen die Rationskosten stark von den Erzeugungskosten der Grassilage ab, die in der Praxis extrem streuen.
Deshalb haben wir eine alternative Kalkulation mit niedrigeren Preisen für die Grascobs (30 €/dt TM) und höheren Kosten für Grassilage (21 €/dt TM) erstellt. Die Ration Cobs bleibt dabei immer noch etwas teurer, die Differenz zur Kontrollration reduzierte sich aber auf knapp 1 €/dt TM. Eine Preisgleichheit zwischen den Rationen ergibt sich bei 23 €/dt Grascobs.