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Rinder

Kühen auf die Beine helfen

Kühen nach der ärztlichen Behandlung wieder auf die Beine helfen.

Lesezeit: 8 Minuten

Jeder Rinderhalter kennt das Problem:Nach der Abkalbung liegt eine Kuh in der Box fest.Trotz sofortiger tierärztlicher Behandlung steht sie nicht von alleine auf. Wichtig für den Heilungsprozess ist aber,dass Sie die Kuh zum Aufstehen bringen.Denn so wird die Durchblutung der Gliedmaßen gefördert,das Absetzen von Kot bzw.Harn erleichtert,und das Melken ist weiter möglich.Auch die Diagnose durch den Tierarzt und die Beurteilung des weiteren Krankheitsverlaufs können beim stehenden Tier genauer durchgeführt werden.Das Aufheben festliegender Tiere sollte mindestens dreimal täglich erfolgen. Allerdings ist es meist kaum möglich, eine 650 kg schwere Kuh nur mit menschlicher Kraft zum Aufstehen zu bewegen. Deshalb werden für solche Situationen technische Hilfsmittel angeboten,die das Aufheben der Tiere erleichtern sollen (siehe Übersicht). Fußfessel Wenn ein Tier ohne Hilfe nicht mehr aufstehen kann,sollten zunächst die Hinterbeine durch Fußfesseln (Vergrittungsgeschirr)zusammen gebunden werden.Die Fußfesseln bestehen aus zwei Ledermanschetten,die über eine Kette von etwa 30 cm Länge miteinander verbunden sind.Neuerdings sind auch passende Nylongurte erhältlich. Solche Fußfesseln geben dem Tier zusätzlichen Halt bei Aufstehversuchen und verhindern weitergehende Verletzungen durch Ausrutschen (Muskelriss). Die Tiere können trotz der Fußfessel gehen und schaffen auch die Stufe zum Melkstand ohne Probleme. Beckenklammern Nach dem Anlegen der Fußfessel wird das Tier aufgehoben.Dafür geeignet sind beispielsweise Beckenklammern.Diese bestehen aus geraden oder gebogenen Bügeln,die eine U-Form bilden.Die Bügel werden über die Hüfthöcker gelegt und mit einer Gewindestange stramm zu-sammen gezogen.Anschließend kann das Tier mittels Flaschenzug,Kettenzug oder Frontlader angehoben werden. Nicht gut geeignet ist die ältere Beckenklammer Original von Bagsha we mit geraden Bügeln.Denn durch die geraden Bügel wird das Gewebe um die Hüfthöcker sehr stark in Mitleidenschaft gezogen.Zusätzliche Verletzungen,wie Quetschungen und schlecht heilende Wunden sind die Folge. Etwas besser geeignet ist das weiter entwickelte Modell Standard mit leicht gebogenen Bügeln.Allerdings besteht damit immer noch ein relativ großes Verletzungsrisiko für das Tier. Deshalb ist auch diese Klammer wie das Original nur ein Notbehelf.Das Standard -Modell ist über den Landhandel zu einem Preis von rund 70 E zu beziehen. Am besten geeignet ist das Modell Vink von Schippers mit stark geboge nen Bügeln.Diese greifen gut unter die Hüfthöcker der Kuh.Sie beeinträchtigen so das Gewebe kaum.Es besteht nur ein geringes Risiko,dass die Kuh aus der Klammer rutscht,wenn die Gewindestange nicht fest genug angezogen wurde. Das Modell Vink kostet etwa 81 E . Für Fleischrinder gibt es eine Beckenklammer mit extra großen Abmessungen.Diese Klammer ist nur bedingt für Milchkühe geeignet.Erhältlich ist die Fleischrinder-Klammer bei Westfalia Agri-Shop zu einem Preis von ca.100 E . Alle Beckenklammern haben den Nachteil,dass sie nur zum Aufheben der Hinterhand der Tiere geeignet sind.Der Aufhebeversuch gelingt nur,wenn das Tier sich dabei mit den Vorderbeinen selbstständig erhebt.Zum Transport festliegender Tiere sind die Klammern nicht geeignet. Hebegeschirre Sehr gut geeignet zum Transport sind hingegen Hebegeschirre.Sie bestehen entweder aus einem Geflecht breiter Gurte oder aus einer stabilen Plane,die unter den Bauch des Tieres gebracht werden.Zusätzliche Gurte stabilisieren das Vorder-bzw.das Hinterteil des Tieres,so dass es nicht aus dem Bauchgürtel fallen kan.Auch hierbei erfolgt das Aufheben mittels Kettenzug oder Frontlader. Der Vorteil der Hebegeschirre liegt darin,dass festliegende Tiere komplett, d.h.hinten und vorne aufgehoben und somit auch transportiert werden können. Das ist besonders wichtig,wenn eine Kuh gar nicht mehr aufstehen kann.Das Hebegeschirr kann sogar an der Kuh verbleiben,um sie wiederholt aufzuheben. Als Nachteil hat sich erwiesen,dass es schwierig ist,das Hebegeschirr unter den Bauch des festliegenden Tieres zu bekommen.Möglich ist der Einsatz einer Beckenklammer,um das Tier kurz hinten anzuheben.Dann kann man das Hebegeschirr um den Bauch der Kuh legen. Allerdings muss hierbei sehr vorsichtig gearbeitet werden.Es ist ganz genau auf den korrekten Verlauf der Gurte zu achten,um Einschnürungen und Verletzungen zu vermeiden. Planen-Geschirre sind u.a.über den Landhandel zu einem Preis von 270 E erhältlich.Das Downa-Cow-Geschirr wird von der Firma Bertram medvet für rund 528 E angeboten. Hebestände Eine weitere Möglichkeit zum Aufheben festliegender Tiere ist der Einsatz von Hebeständen.Sie bestehen aus einem zerlegbaren Standgerüst,das über dem festliegenden Rind oder der Kuh aufgebaut wird.Mit mehreren Gurten, die unter dem Tier durchgezogen werden,wird das Tier angehoben und im Stehen gehalten.Trotz angelegter Gurte ist das Euter frei zugänglich,so dass ein normales Melken,z.B.im Anbindestall möglich ist. Sinnvoll ist ein Durchziehhaken,mit dem die Aufhebegurte einfach und schonend unter dem Tier durchgezogen werden können. Der Vorteil der Hebestände ist,dass sie überall dort verwendet werden können,wo Frontlader oder Flaschenzug für die Hebegeräte nicht geeignet sind,z.B. auf nicht befahrbaren Spaltenböden oder in niedrigen Ställen. Hebestände werden unter anderem angeboten von der österreichischen Firma Rosensteiner und der Firma Maschinenbau Köhler.Sie kosten je nach Bauart 1 825 bis 2 195 E . Wasserbäder In einigen europäischen Ländern und in den USA werden mit Erfolg Wasserbäder zur Unterstützung der Therapie bei festliegenden Tieren eingesetzt. Das Aqua cow rise System besteht aus einem Container,in den das festliegende Tier mit einer Schleppmatte gebracht wird.Anschließend wird der Behälter mit warmem Wasser (40 °C,2700 l)gefüllt.Das Wasser wärmt die kalte bzw. steife Muskulatur auf und fördert die Blutzirkulation. Der Auftrieb des Wassers soll das Tier beim Aufstehen unterstützen.Sechs bis acht Stunden verbleibt das Tier in dem warmen Wasser.Durch den angeborenen Schwimminstinkt versucht es,die Beine zu bewegen.Das kann den Heilungsprozess fördern. Das System wurde in Dänemark entwickelt und wird mittlerweile weltweit mit gutem Erfolg eingesetzt.Der stolze Preis für das Aqua cow rise System liegt allerdings bei rund 5 073 E . So wie das Aqua cow rise System funktioniert auch das aufblasbare therapeutische Bad der Firma Buitink aus den Niederlanden.Das Bad besteht aus vier aufblasbaren Randschläuchen und einem reißfesten Boden.Im unaufgeblasenen Zustand wird es an den jeweiligen Einsatzort gebracht und die Kuh darauf platziert.Anschließend wird das Bad aufge-pumpt und mit warmem Wasser gefüllt. Der Vorteil des therapeutischen Bades liegt darin,dass es überall eingesetzt werden kann.So kann man es beispielsweise auch auf dem Laufgang im Stall aufstellen.Mit einem Gewicht von 75 kg ist das Bad relativ gut von zwei Personen zu handhaben.Der Preis für das aufblasbare Bad beträgt 4 039 Euro. Hebekissen Hebekissen werden beispielsweise von Feuerwehren eingesetzt zum Anheben von Fahrzeugen,um darunter liegende Personen zu bergen.Solche Hebekissen wurden eine Zeit lang zum Aufheben von Tieren angeboten. Das festliegende Tier wird auf das Hebekissen gewälzt.Anschließend wird das Kissen mit Druckluft gefüllt und so das Tier angehoben.Allerdings ist die Gefahr groß,dass das Tier von dem ballonförmigen Kissen rutscht und sich Verletzungen zuzieht.Daher sind diese Hebekissen zum Aufheben festliegender Tiere nicht geeignet! Vorsicht beim Aufheben der Kühe! Beim Aufheben von Kühen,Rindern oder Bullen mit Hebegeräten sollten generell einige Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden,damit es nicht zu Problemen kommt.Das festliegende Tier sollte mit einem Halfter am Kopf fixiert sein, damit es nach dem Aufheben nicht unkontrolliert mit dem Hebegerät losläuft oder sich im Kreis dreht und das Hebegerät beschädigt bzw.anwesende Helfer verletzt.Eine Fußfessel verhindert das Ausgrätschen der Kühe und beugt so Verletzungen vor. Der Fahrer des Hoftracs mit Frontlader oder ähnlichem muss auf dem Fahrzeug bleiben,um das Hebegerät wieder absenken zu können.Der Umgang mit der Hubhydraulik sollte gefühlvoll erfolgen.Ruckartige Bewegungen,gerade beim Absenken des Frontladers,können zu schweren inneren Verletzungen und zum Tode des Tieres führen. Beim Anlegen der Beckenklammer werden die Bügel mit einer Gewindestange zusammengedreht und die Kurbel entfernt,damit das Hilfspersonal oder andere Tiere nicht verletzt werden.Leider ist die Kurbel nur bei der Beckenklammer Modell Vink abnehmbar.. Das Anlegen der Gurte bei den Hebegeschirren oder den Hebeständen muss sorgfältig und vorsichtig erfolgen,um Verletzungen des Euters oder Einschnürungen des Gewebes zu vermeiden. Die Tragkraft der Flaschen-oder Kettenzüge ist zu beachten.Sie müssen in jedem Fall für das Gewicht des Tieres ausreichen! Tierarzt rufen Der erste Versuch,dass festliegende Tier aufzuheben,sollte aus diagnostischen Gründen immer in Anwesenheit des Hoftierarztes erfolgen.Unterschieden wird hierbei zwischen Tieren,die nur eine Hilfestellung beim fast selbst ständigen Aufstehen brauchen und solchen,die gar nicht mehr alleine stehen können. Diese stark betroffenen Tiere hängen dann beispielsweise beim Einsatz von Hebeständen wie ein nasser Sack in den Gurten.Nur der Hoftierarzt kann die Ursachen feststellen,die sehr unterschiedlich sein können (siehe Kasten). Anschließend wird über die weitere Vorgehensweise bzw.die Behandlung entschieden. Wurde das Festliegen durch Verletzungen wie Muskelrisse oder Nervenquetschungen verursacht,dauert die Heilung je nach Schwere der Verletzung oft einige Wochen. Das dreimal tägliche Aufheben der Kuh kann allerdings die Gesundung unterstützen,wie sich beispielsweise in einem Betrieb in Ostfriesland zeigte:Eine verletzte Kuh wurde über vier Wochen lang jeden Tag dreimal mit einer Beckenklammer aufgehoben.Anschließend konnte das Tier wieder problemlos stehen und gehen. Grundsätzlich gilt,dass festliegende Tiere vom Tierhalter während der Therapie genau beobachtet werden müssen.

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