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Norden: Wer wachsen will, muss anders rechnen!

Lesezeit: 5 Minuten

In Niedersachsen und Schleswig-Holstein stocken viele Betriebe ihre Herden auf. Das verändert die Wirtschaftlichkeit der Melk­systeme.


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Die Milcherzeuger, die nach dem Quotenende 2015 weitermelken werden, stocken ihre Herden fortlaufend auf. Deshalb stellt sich für viele norddeutsche Milchviehbetriebe die Frage, mit welcher Melktechnik sie zukünftig am wirtschaftlichsten melken.


Um diese Frage zu durchleuchten, haben wir auf neun Praxisbetrieben die arbeitswirtschaftliche Situation und die Verfahrenskosten von drei Melksystemen analysiert:


  • Drei Swing-Over-Melkstände mit 2 x 16, 2 x 20 bzw. 2 x 26 Melkplätzen.
  • Ein Fischgräten-Melkstand mit 2 x 10 und zwei Side by Side-Melkstände mit 2 x 10 bzw. 2 x 12 Plätzen.
  • Drei automatische Melksysteme (AMS) mit je zwei Anlagen pro Betrieb.


Die untersuchten Betriebe haben alle zwischen 2007 und 2011 in neue Melktechnik investiert. Die Herdengröße der Betriebe lag zwischen 93 und 188 Kühen, die Milchleistung betrug 8 000 bis 9 600 kg. Die Auswertung der Daten zeigt folgende Ergebnisse:


  • Arbeitszeit: Für die Kostenermittlung mussten die tatsächlichen Arbeitszeiten für das Melken ermittelt werden.


Diese Daten wurden auf den Betrieben mit der Stoppuhr erfasst. Um die betriebsindividuellen Arbeitsabläufe vergleichbar zu machen, mussten die Daten bei zwei aufeinander folgenden Melkzeiten ermittelt werden. Dies war erforderlich, weil die Routinearbeiten (Vormelken, Säubern, etc.) des eigentlichen Melkens teilweise kombiniert wurden, Treibearbeiten parallel liefen oder mit der Boxenpflege zusammen erfolgten.


Beim eigentlichen Melken wurden durchschnittlich 17,4 bis 34,9 Sekunden Arbeitsaufwand pro Kuh und Melkzeit benötigt. Hier machte sich die unterschiedliche Arbeitsorganisation deutlich bemerkbar, weil einige Betriebe auf Routinearbeiten wie die Euterpflege oder das Zitzendippen verzichteten.


Bei den Arbeitszeiten des Melkens pro Kuh und Tag fällt auf, dass diese von 77,8 bis 246,4 Sekunden schwanken. Diese Unterschiede entstehen durch den individuellen Einsatz einer zweiten Person, so melken einige Betriebe immer mit einer Person und andere immer zu zweit.


Um den Zeitaufwand der AMS zu ermitteln, wurden die gesamten Arbeiten eines Tages erfasst. Auf den drei ausgewerteten Betrieben erfolgte die Anlagenbetreuung zu den alten Melkzeiten. Der Arbeitszeitbedarf lag auf den Betrieben zwischen 59 bis 86 Sekunden pro Kuh und Tag, sodass bis auf eine Ausnahme deutliche Ersparnisse im Vergleich zu den Melkständen erreicht wurden. Das zeigt sich auch, wenn der Arbeitszeitbedarf auf 1 kg Milch umgerechnet wird (Übers. 1).


  • Arbeitsproduktivität: Die unterschiedlichen Arbeitszeiten spiegeln sich in der Produktivität (kg Milch/AKh) wider: Die normalen Melkstände liegen zwischen 400 und 700 kg/AKh, die Melkroboter zwischen 1 400 und 1 700 kg/AKh.
  • Investitionskosten: Bei der Analyse der Investitionssummen wird deutlich, dass die Höhe nicht vorrangig vom Melksystem abhängt, sondern vielmehr davon, ob die Melkzentren integriert oder nachträglich erbaut wurden.


So fallen bei den integrierten Melk-ständen Investitionskosten inkl. der anteiligen Gebäudekosten von 213 724 bis 237 410 € an. Die nachträglich erbauten Melkzentren liegen mit 398 308 bis 432 505 € deutlich darüber. Die Kosten der AMS inklusive der umbauten Melkhäuser betragen 238 815 bis 259 108 €.


Anders ausgedrückt schwankten die Festkosten für das Gebäude insgesamt zwischen 0,15 und 1,47 Cent/kg.


  • Variable Kosten: Hierzu gehören die Kosten für Wartung, Reparaturen, Versicherungen, Strom und Wasser sowie für Betriebsmittel. Diese wurden aus Buchführungsunterlagen, Informationen der Betriebsleiter und eigenen Berechnungen (Strom) ermittelt.
  • Jahreskosten: Für die Kalkulation der Jahreskosten wurden zwei Abschreibungszeiträume berechnet. So wurde zuerst für die AMS eine zehn- und für die Melkstände eine fünfzehnjährige Nutzung unterstellt. Der Zinssatz wird mit 4,0 % jährlich kalkuliert, der Lohnsatz beträgt 15 € pro Stunde.


Unter Berücksichtigung der Jahresmilchmenge ergeben sich in den Swing-Over-Betrieben im Schnitt mit 5,71 Cent/kg die geringsten Kosten, gefolgt von den AMS-Betrieben (6,16 Cent pro kg) und den Betrieben mit normaler Ausstattung in Höhe von 6,91 Cent/kg (Übers. 2).


Deutlich wird aber auch, dass es Überschneidungen zwischen den Melksystemen gibt und somit kein Melksystem eindeutig am kostengünstigsten ist. Dies liegt vor allem an dem Verhältnis von Kapital zu Arbeitskosten bzw. der Auslastung der jeweiligen Melksysteme.


Sollte sich die Nutzungsdauer der Melktechnik um jeweils 5 Jahre verlängern, also bei AMS von 10 auf 15 Jahre und bei den anderen Melksystemen von 15 auf 20 Jahre, ändern sich die Jahreskosten in allen Betrieben, aber auch das Ranking, da die Investitionssumme über einen längeren Zeitraum zurückverdient werden kann. Die AMS profitieren am stärksten und erreichen mit 5,30 Cent pro kg die geringsten Jahreskosten. Die Swing-Over-Melkstände liegen mit 5,47 Cent/kg auf Platz zwei, die anderen Melkstände folgen mit 6,71 Cent/kg.


  • Kosten des Wachstums: Spannend ist die Kostenentwicklung der verschiedenen Melksysteme bei Wachstumsschritten. Hierzu wurde für alle Betriebe eine Aufstockung der Kuhzahl um 10, 25, 50 und 100 Kühe simuliert und nur die zusätzlichen Kosten erfasst, die mit der Aufstockung in Verbindung stehen.


Die Grenzkosten für die zusätzlich ermolkenen kg Milch liegen bei den AMS zwischen 2,55 und 2,93 Cent/kg – vorausgesetzt, es sind noch freie Kapazitäten an den bestehenden Anlagen vorhanden. Durch eine höhere Auslastung der bestehenden Anlagen mit bis zu 25 weiteren Kühen sinken die Jahreskosten durch den Degressionseffekt (Übersicht 3). Muss jedoch wegen der Aufstockung eine weitere Anlage gekauft werden, fallen bei zusätzlichen 50 bis 100 Kühen (8 300 bis 9 500 kg) Grenzkosten von 5,94 bis 7,14 Cent/kg Milch an.


Die anderen Systeme schneiden viel günstiger ab. Die Grenzkosten der Swing-Over-Melkstände betragen 1,8 bis 3,3 Cent/kg Milch bei weiteren 25 Kühen und 2,11 bis 3,46 Cent/kg bei weiteren 100 Kühen. Die normal ausgestatteten Melkstände haben bei weiteren 25 Kühen Grenzkosten von 1,84 bis 4,21 Cent/kg und 1,97 bis 6,32 Cent/kg Milch bei weiteren 100 Kühen (inkl. Jahreskosten für zusätzlichen Milchtank).


Die Grenzkosten der beiden letztgenannten Melksysteme liegen damit deutlich unter den aktuellen Jahreskosten. Deshalb reduziert eine Aufstockung die Jahreskosten bei Swing-Over und normal ausgestatteten Melksystemen enorm.

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