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Q-Fieber zu spät erkannt

Lesezeit: 5 Minuten

Eine Häufung von Spätaborten und die drastische Verschlechterung der Frucht-barkeit zwangen den Milcherzeuger Michael Lohmann fast zur Aufgabe. Ursache war Q-Fieber. Über den Praxisfall berichtet Tierärztin Dr. Katharina Traulsen.


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Für Landwirt Michael Lohmann aus Schleswig-Holstein stand viel auf dem Spiel. Nie hatte er Probleme mit der Fruchbarkeit seiner 108 HF-Kühe. Doch im Spätsommer 2011 änderte sich das drastisch. Erst fünf Monate später stand fest: Er hatte Q-Fieber im Bestand, eine schwer zu diagnostizierende Krankheit.


Aborte häuften sich:

Der erste Spät-abort trat im sechsten Trächtigkeitsmonat auf, im Verlauf des Herbstes kam es zu drei weiteren Verkalbungen in der zweiten Trächtigkeitshälfte. Zudem rinderten viele Kühe nach den Ende September beginnenden Besamungen um, hatten dabei aber stets einen regelmäßigen Zyklus. Lag der Besamungsindex vorher deutlich unter 1,9, waren jetzt bei rund 30 % der Kühe fünf bis sechs Besamungen bis zur Trächtigkeit notwendig.


Weiterhin ergaben Trächtigkeitsuntersuchungen am 35. Tag nach künstlicher Besamung bei bis zu 15 % der tragenden Kühe embryonale Mortalität.Diese Tiere rinderten dann nach vier bis sechs Wochen um. Bis Ende November 2011 war die Zwischenkalbezeit bereits auf 415 Tage gestiegen. Lohmann war frustriert, denn vorher gehörte sein Bestand mit deutlich unter 400 Tagen zu den Besten im Landesdurchschnitt.


Durch eine umfassende Diagnostik konnten infektiöse Aborterreger wie Neospora caninum, BHV-1, BVD-V, Chlamydien, Salmonellen und Erreger der Paratuberkulose ausgeschlossen werden. Eine Kontrolle von Fütterung und Management und der Nährstoffversorgung mittels Blutproben ergaben ebenfalls keine Auffälligkeiten.


Lohmann dachte schon daran, die Tierhaltung komplett aufzugeben. Hinzu kam bei ihm selbst eine hochfieberhafte (41 °C), grippeähnliche Erkrankung, die ihn zusätzlich aus der Bahn warf.


Erst im Frühjahr 2012 bekam der Tierhalter Gewissheit. Blut- und Milchproben ergaben bei den Tieren Antikörper gegen Coxiella burnetii, dem Erreger des Q-Fiebers. Dabei wurden vier von sechs untersuchten Kühen positiv getestet. Sie wurden sofort gemerzt. Weitere Untersuchungen bestätigten dieses Ergebnis. Daraufhin wurden alle Tiere des Bestandes, die über sechs Monate alt waren, gegen Q-Fieber geimpft.


Was ist Q-Fieber?

Die Bezeichnung Q-Fieber ist auf das englische Wort „query“ für fraglich zurückzuführen. Denn als diese Krankheit entdeckt wurde, konnte zunächst kein Krankheitserreger gefunden werden.


Die Erreger bilden sporenähnliche Formen aus. Diese sind extrem widerstandsfähig und können mit dem Wind über mehrere Kilometer übertragen werden. Die Infektion erfolgt hauptsächlich über das Einatmen von erregerhaltigem Staub. Vor allem über Fruchtwasser und Nachgeburten werden die Erreger freigesetzt.


Was die Diagnose besonders schwierig macht: Rinder zeigen bei einer Q-Fieber-Infektion meistens keine spezifischen Anzeichen. Grippeähnliche Symptome, Gebärmutterentzündungen, embryonaler Frühtod, gehäufte Spätaborte, Nachgeburtsverhaltungen, unregelmäßiges Umrindern, schwache Neugeborene bzw. Totgeburten sowie Euterentzündungen können auf eine Infektion hinweisen.


Q-Fieber ist eine Zoonose, es kann also vom Tier auf den Menschen übertragen werden. Auch hier deuten lediglich grippeähnliche Symptome, plötzlicher Fieberanstieg sowie Kopf und Gliederschmerzen auf die Krankheit hin. Erfolgt die Infektion während einer Schwangerschaft, können Früh-, Fehl- und Totgeburten die Folge sein.


Auf dem Betrieb Lohmann war die Diagnose sogar noch schwieriger. Die einzigen Symptome seiner Tiere waren Spätaborte und Umrindern. Gebärmutterentzündungen oder Nachgeburtsverhaltungen traten gar nicht auf, bei jeder Brunst war stets klarer Brunstschleim zu sehen und Färsen waren überhaupt nicht betroffen. Dies ließ zunächst nicht an Q-Fieber denken.


Ob der Betriebsleiter während seiner hochfieberhaften Erkrankung tatsächlich auch an Q-Fieber litt, konnte nicht abschließend geklärt werden.


Wie kam es zu der Infektion?

Q-Fieber kann durch viele Tierarten wie Hunde, Katzen, Pferde, Rinder, Vögel, Insekten oder Zecken übertragen werden. Aber vor allem durch kleine Wiederkäuer wie Schafe und Ziegen wird der Erreger verbreitet.


Weil die Erreger-“Sporen“ mit dem Wind transportiert werden können, ist dafür noch nicht mal ein direkter Tierkontakt notwendig. In Lohmanns Fall konnte die Infektionsquelle nicht mehr zweifelsfrei bestimmt werden. Möglicherweise waren Schafe auf einer angrenzenden Weide für die Infektion verantwortlich.


Laut Tierärztin konnte bei einigen Schäfereien aus der Region bei bis zu 30 % der Tiere Antikörper gegen Coxiellen gefunden werden, es traten aber keine klinischen Erkrankungen auf. Andere Schäfereien in der Gegend hatten dagegen überhaupt keine Tiere mit den entsprechenden Antikörpern im Bestand.


Impfen hilft:

Die erste Bestandsimpfung gegen Q-Fieber fand auf dem Betrieb Lohmann im Frühjahr 2012 statt. Diese Grundimmunisierung bestand aus zwei Impfungen im Abstand von drei Wochen.


Die Auffrischungsimpfung erfolgte dieses Frühjahr und soll wahrscheinlich auch nächstes Jahr wiederholt werden. Die Fruchtbarkeitskennzahlen haben sich wieder deutlich erholt. So liegt die Zwischenkalbezeit mit 396 Tagen wieder auf dem Niveau vor dem Ausbruch und auch der Besamungsindex hat sich mit einem Wert von 2,18 wieder verbessert.


Die Impfung wurde von allen Tieren gut vertragen, es wurde nur ein kurzzeitiger, minimaler Milchrückgang beobachtet. Die Impfstoffkosten lagen bei ungefähr 10 € pro Dosis. Die Kosten zur Bekämpfung waren für Lohmann das kleinere Problem. Ihm haben die unkontrollierbaren Misserfolge im Bereich Fruchtbarkeit mehr zugesetzt.

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