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Rechnen sich Gummimatten auf Laufflächen?

Lesezeit: 8 Minuten

Milchviehhalter haben in der Vergangenheit in Sachen Kuhkomfort bereits viel unternommen. Im Mittelpunkt stand dabei vor allem die Optimierung der Luft- und Lichtverhältnisse sowie der Liegeboxengestaltung. Jetzt richtet sich der Blick vieler Praktiker auf die Ausgestaltung der Laufflächen. Denn die Klauenprobleme in Milchviehherden nehmen zu. Das bestätigen die Auswertungen der Landeskontrollverbände. Mechanische Einflüsse sind neben Nässe, Fütterungsfehlern und unsachgemäßer Klauenpflege ein wesentlicher Grund für die Klauenschäden. Weiche Matten statt Beton und Asphalt? Das Problem: Die bisherigen Bodenarten Beton und Asphalt sind hart. Dafür sind die Klauen der Rinder eigentlich nicht konstruiert, bemerkt Tierarzt Christoph Mülling von der Freien Universität Berlin. Hinzu kommt: Betonböden, egal ob Spaltenboden oder planbefestigt, werden im Laufe der Zeit glatt. Gussasphalt hingegen kann zu überhöhtem Klauenabrieb führen, wenn Fehler bei der Herstellung oder beim Einbau gemacht wurden. Einige Stalleinrichter bieten deshalb seit kurzem weiche Beläge für Laufflächen an (siehe Kasten Seite R 9). Dabei handelt es sich in der Regel um Gummimatten, die auf die vorhandenen Böden gelegt werden. Die Matten für planbefestigte Böden werden mit Dübeln im Boden fixiert. Die Beläge für Spaltenböden sind perforiert. Sie werden mit Gummiankern befestigt. Die weichen Böden sollen zum einen den Druck auf die Klauen vermindern und Schmerzen sowie Stress bei den Tieren verringern. Zum anderen soll mit den Matten die Rutschsicherheit der Kühe verbessert werden. Halten die Gummimatten unter Praxisbedingungen, was die Hersteller versprechen? Antwort: Die bisherigen Praxiserfahrungen sind erstaunlich gut. Klauenerkrankungen, die durch mechanische Belastungen ausgelöst werden, gehen merklich zurück. Unsere Kühe haben deutlich weniger Sohlengeschwüre als zuvor, berichtet etwa Milchviehhalter Bernd Roth aus Donaueschingen. Er hat seit einem knappen Jahr alle Laufgänge in seinem Milchviehstall mit Gummimatten ausgelegt, weil seine 80 Kühe enorme Klauenprobleme hatten. Ursache war der viel zu raue Betonboden. Klauenpfleger Wolfram Holz aus Northeim, der zwölf Milchviehbetriebe mit Gummibelägen auf den Laufgängen betreut, bestätigt die Erfahrungen des Milchviehhalters: Beim Einsatz von weichen Matten treten kaum noch Sohlengeschwüre auf. Gegenüber vorher werden für diese Herden 75 bis 80% weniger Klötze und Verbände benötigt. Durch Fütterungsfehler bedingte Klauenprobleme, wie Klauenrehe, könnten durch den weichen Boden zum Teil kompensiert werden, so der Klauenspezialist. Bei schweren Fütterungsfehlern haben aber auch die Matten ihre Grenzen. Unverändert blieben hingegen die Klauenerkrankungen, die durch Infektionen ausgelöst werden, wie etwa Mortellaro. Entwicklung zur Weideklaue Noch ein weiterer Punkt fällt auf: In den Betrieben, die alle Laufgänge mit Gummimatten belegt haben, veränderte sich die Klauenform. Die Kühe bekamen Weideklauen, stellt Holz fest. Der Tragrand ist deutlich ausgeprägt, während die restliche Sohle zurück bleibt. Das entlastet zum einen die Sohle, verbessert aber auch die Rutschfestigkeit. Denn der überstehende Tragrand sinkt beim Auftreten einige Millimeter in die Matten ein und bekommt dadurch Halt. Die Milchviehhalter berichten übereinstimmend, dass die Kühe auf den Gummimatten wesentlich trittsicherer seien. Konsequenz: Die Kühe grätschen kaum noch aus. Weil sich die Kühe sicherer fühlen, gehen sie züger und fangen auch spontan an zu rennen, so die Beobachtung der Praktiker. Auffällig sei auch, dass sich die Kühe wieder öfter im Bereich der Zwischenschenkel und der Schwanzwurzel leckten. Zudem zeigten sie auf den Matten ein deutlicheres Brunstverhalten. Trotz der Entwicklung zur Weideklaue bleibt die regelmäßige Klauenpflege unverzichtbar. Denn der Klauenzuwachs ist nach Beobachtungen von Praktikern etwas höher als bei herkömmlichem Boden. In wissenschaftlichen Untersuchungen ist von einem Mehrzuwachs von 1 mm pro Monat die Rede. Klauenpfleger Karl-Heinz Dürkoop aus Gandersheim hält deshalb einen Klauenschnitt im Abstand von sechs Monaten weiterhin für notwendig. Seine Begründung: Werden die Klauen zu lang, wird die tiefe Beugesehne belastet. Außerdem steigt die Gefahr, dass die Tragränder ausbrechen. Auch in puncto Sauberkeit sind die Landwirte mit den Gummimatten bislang zufrieden, zumindest was die Mattenoberfläche betrifft. Auf planbefestigten Flächen funktioniert das Abräumen mit dem Schieber. Allerdings muss der Schieber an die veränderte Bodenhöhe angepasst werden. Die Firma Kraiburg rät deshalb potenziellen Kunden, den Einbau von Matten vorher mit dem Schieberhersteller abzustimmen. Einige Stalleinrichter, wie Duräumat, bieten bereits spezielle Schieber für Laufgänge mit Gummimatten an. Auch bei den perforierten Matten scheint es keine Probleme zu geben. Der Boden reinigt sich genauso gut wie vorher, weil sich die Kühe mehr bewegen, so die Beobachtung von Milchviehhalter Roland Dittrich aus Weilheim. Ein Nachteil ist jedoch, dass unter und zwischen den Gummimatten ein Kot-Jauche Gemisch verbleibt, das nur schwer zu entfernen ist. Ob dadurch das Infektionsrisiko für die Tiere steigt, bleibt abzuwarten. Zum Problem könnte es aber dann werden, wenn der komplette Stall gereinigt und desinfiziert werden soll. Befestigung macht Probleme Und wie sieht es mit der Befestigung der Matten aus? Auf den planbefestigten Flächen gibt es offenbar bislang keine Probleme. Die Matten werden in der Regel mit Schlagdübeln im Boden fixiert. Außerdem sind sie wie Puzzleteile miteinander verzahnt. Wichtig: Beim Verlegen sollte an den Nahtstellen etwas Luft gelassen werden, weil sich die Matten bei großer Hitze ausdehnen und dann aufwölben können. Außerdem empfehlen Praktiker, auf beiden Seiten der Schiene für den Kettenzug des Schiebers senkrechte MetallLeisten anzubringen, die so hoch sind wie die Matten. Die Leisten schützen die Matten seitlich gegen Beschädigungen und verhindern, dass sie umklappen. Schwierigkeiten mit der Befestigung traten jedoch auf einigen Betrieben mit Spaltenbodenmatten auf. Zum einen wurden die Gummianker durchgetreten, weil die Köpfe aus dem Boden herausragten. Zum anderen rissen die Kühe sie aus der Verankerung. Besonders problematisch ist die Befestigung nach den bisherigen Erfahrungen auf Treibwegen und Vorwartehöfen in größeren Milchviehanlagen. Denn dort ist die Beanspruchung durch den ständigen Viehverkehr besonders groß. Die Firma Kraiburg hat auf diese Mängel reagiert und bietet seit einigen Monaten verstärkte Anker an. Weil die Aussparungen in der Matte und die Form der Ankerköpfe verändert wurden, sind die Anker in neuen Matten jetzt bündig mit der Oberfläche des Belages. Die neuen Anker verbessern die Befestigung wesentlich, erklärt Dr. Dietrich Landmann, Leiter der Lehr- und Versuchsanstalt Echem. Ideal wäre aber eine Verzahnung der Matten wie auf den planbefestigten Flächen. In den Echemer Ställen sind auf 540 m2 Spaltenboden Matten verlegt. 30 bis 55 8 Kosten pro Kuh und Jahr Die Matten bringen nach den bisherigen Praxiserfahrungen zwar klare Vorteile, aber sie haben einen stolzen Preis. Bei Kraiburg kosten die Matten für planbefestigte Flächen laut Listenpreis 40 E pro m2 (incl. Fracht, ohne Montage, ohne MwSt.). Der entsprechende Preis für Spaltenbodenmatten liegt sogar bei 60 E pro m2 (ohne MwSt.) Bei Lely betragen die Listenpreise 35 E pro m2 für planbefestigte Flächen bzw. 45 E pro m2 für die perforierten Matten (ohne Mehrwertsteuer). Die Preise enthalten Fracht und Montage. Es ist zwar noch unklar, wie lange die Matten halten. Weil aber beide Anbieter fünf Jahre Garantie geben, kann man mit einer fünfjährigen Nutzungsdauer kalkulieren. Unterstellt man eine Lauffläche von 3,5 m2 pro Kuh, so ergeben sich bei einem Quadratmeterpreis von 40 E Jahreskosten von 31 E pro Kuh. Bei einem Preis von 50 E pro m2 steigen die Kosten auf 39 E pro m2. Bei Ställen mit 5 m2 Laufgangfläche pro Kuh erhöhen sich die Jahreskosten pro Kuh auf 45 E bzw. 56 E. Deutlich günstiger werden die Kosten, wenn nur Teilbereiche des Stalles mit den Matten ausgelegt werden. So haben z. B. einige größere Milchviehanlagen in den neuen Bundesländern nur den Vorwartehof und die Treibwege zum Melkstand mit Matten ausgelegt. Andere haben die Matten nur in den Ställen für die frischlaktierenden Kühe und die Trockensteher im Einsatz. Ob dann die oben beschriebenen Vorteile noch in vollem Umfang eintreten, bleibt offen. Wegen der hohen Kosten dürften die Matten für Bestände mit guter Klauengesundheit vorerst betriebswirtschaftlich wenig interessant sein. Anders könnte die Rechnung für die Betriebe aussehen, in denen viele Kühe trotz optimaler Fütterung und Hygiene unter Rehe, doppelten Sohlen und Klauengeschwüren leiden. In diesen Fällen dürfte der weiche Boden zu einer besseren Klauengesundheit führen, und damit auch zu geringeren Behandlungskosten sowie einer niedrigeren Remontierungsrate. Steigt die Futteraufnahme aufgrund der besseren Klauengesundheit, geben die Kühe darüber hinaus auch mehr Milch. Interessant könnten die Matten auch zur Sanierung von glatten und ausgebrochenen Spaltenböden sein, deren Tragfähigkeit aber noch in Ordnung ist. Wir halten fest Mehrere Firmen verkaufen seit kurzem weiche Gummimatten für Laufgänge. Die Matten, die für planbefestigte Gänge wie für Spaltenböden angeboten werden, vermindern nach den bisherigen Praxiserfahrungen deutlich mechanisch bedingte Klauenprobleme, wie Sohlengeschwüre, doppelte Sohlen und Rehe. Außerdem sind die Matten wesentlich trittsicherer. Die Jahreskosten pro Kuh liegen mit 30 bis 55 E hoch. Offene Fragen gibt es noch zur Befestigung der Matten auf Spaltenböden und zur Haltbarkeit. Wir bleiben deshalb am Ball.

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