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So bauen die Milch-Profis

Lesezeit: 6 Minuten

Die Stallbau-Welle rollt weiter. Jedes Jahr werden mehrere hundert Kuhställe gebaut. top agrar zeigt die aktuellen Bautrends.Kuhkomfort, Arbeitswirtschaft, Kosten: Diese Aspekte stehen beim Bau einer Milchviehanlage im Vordergrund. Doch wie sehen moderne Kuhställe heute aus? Welche Bautrends zeichnen sich ab? Wo lässt sich Geld sparen? Die aktuellen Bautrends Das lässt sich am Beispiel Niedersachsens beantworten. Denn das Bundesland zählt zu den Hochburgen des Stallbaus. Allein die Niedersächsische Landgesellschaft (NLG) hat in den vergangenen zwei Jahren über 250 Kuhställe gebaut bzw. erweitert, erklärt Bauberater Wilfried Paasch. Dabei zeichnen sich folgende Trends ab: Größenordnung/Stalltypen: Die meisten Neubauten werden für 100 bis 400 Kühe ausgelegt. Es überwiegen 3-reihige bzw. 2 x 3-reihige Ställe mit geraden Achsen. So wird die Grundfläche am effizientesten ausgenutzt. Das senkt die Kosten. Bei den meisten Neubauten werden bereits Erweiterungen eingeplant, z. B. durch Spiegelung des Stalles an der Futterachse. Hallenkonstruktion: Derzeit wird zu über 90 % Holz verarbeitet. Die Binderriegel bestehen meist aus Leimholz, die Stützen entweder aus Leimholz oder sägerauhem Holz. Grund für den großen Holzanteil ist der hohe Stahlpreis: Trägerstahl kostet inkl. Verzinkung zur Zeit etwa 2,10 €/kg. Inzwischen lassen sich auch mit Holzkonstruktion ähnliche Stützweiten wie bei Stahl erreichen. Das verbessert die Übersicht in großen Ställen. Dacheindeckung: Zur Dacheindeckung werden Wellfaserzementplatten verwendet. Mit 15,50 €/m2 sind sie etwas günstiger als Blech (16,50 €). Um ein Aufheizen zu vermeiden, werden nur naturgraue oder weiße Platten verwendet – sofern die Naturschutzbehörde das akzeptiert. Zudem gibt es keine durchlaufenden Lichtbänder mehr (Aufheizung). Bei Blech als Dacheindeckung ist die Unterkonstruktion preiswerter. Die Lärmbelastung bei Regen und die Gefahr von Tropfwasser ist aber deutlich höher. Sandwitchelemente, die eine Wärmedämmung ermöglichen, kosten nochmals ca. 15 €/m2 mehr und werden deshalb nur im Wartebereich und im Melkzentrum eingesetzt. Auf nach Süden gerichteten Dächern lässt sich die Wärmeaufheizung durch eine Photovoltaik-Anlage reduzieren. Die Dachneigung beträgt zumeist 15°. First: Im Elbe-Weser-Dreieck ist inzwischen der Sheddach-First am weitesten verbreitet. Denn im Gegensatz zu den anderen Firsten bleibt der Futtertisch hier trocken. Bei offenem First beträgt die Schlitzbreite 0,3 bis 0,5 m. Bei größeren Schlitzen sollte eine Abdeckung erfolgen. Lüftung: Die Traufseiten von Oberkante Laufgang bis Unterkante Dach sind zwischen 4,00 und 5,00 m hoch. Durch die Querlüftung gelangt ausreichend Frischluft in den Stall. Die Seitenwände lassen sich mit Curtains schließen. Die Giebeldreiecke werden mit Trapezblechen, Lochblechen bzw. Spaceboards verkleidet. Durch die Tore bzw. gelochtes Trapezblech wird der Stall zusätzlich belüftet. Das ist besonders für Ställe wichtig, die nicht quer zur Hauptwindrichtung stehen. Futtertisch: Die Futtertische sollten für konventionelle Fütterungsverfahren zwischen 5,50 und 6,00 m breit sein. Davon sollten am Trog 1,00 m beschichtet sein, beispielsweise mit Exporzidharz, damit der Beton nicht „angefressen“ wird. Entmistung: In Ställen bis 100 Kühe wird in der Regel Spaltenboden verlegt. Die Güllelagerung erfolgt unter dem Stall. Ab 120 Kühe werden meist planbefestigte Laufgänge mit Schieberentmistung gebaut. Die Gülle wird in Vorgruben gesammelt und in Güllebehälter gepumpt. Laufgänge: Die Laufgänge am Futtertisch sind in der Regel 3,50 m (Spalten) bzw. 4 m (planbefestigt) breit. Die anderen Gänge haben meist eine Breite von 2,5 bis 3,0 m. Bei planbefestigten Laufgängen setzen die Milcherzeuger überwiegend auf Beton mit Besenstrich. Diese Oberfläche hat sich bisher am besten bewährt. Nach maximal 20, besser nach 12 bis 15 Liegeboxen, muss ein mind. 2,40 m breiter Übertrieb eingeplant werden. Liegeboxen: Tiefboxen werden deutlich häufiger eingebaut als Hochboxen. Sie sind zwar in der Bewirtschaftung etwas teurer, bieten aber mehr Kuhkomfort. In der Regel sind die Boxen 1,20 m breit und 2,60/2,70 m (wandständig) bzw. 2,50 m (Doppelbox) lang. Beleuchtung: Die Mindestbeleuchtungsstärke im Stall sollte bei 80 Lux liegen. Durchgesetzt in der Praxis haben sich Gasdampflampen. Tränken: Als Faustzahl gilt, dass pro Kuh eine Tränkenkantenlänge von 8 bis 10 cm eingeplant werden sollte. Das bedeutet pro 20 Kühe eine 2 m-Tränke. Tierselektion: Ab 80 bis 100 Kühen ist eine Tierselektion im Rücktrieb vom Melken üblich. Am gängigsten ist die Drei-Wege-Selektion. Sie vereinfacht das Herdenmanagement, da sich einzelne Tiere oder Tiergruppen gezielt in bestimmte Buchten sortieren lassen. Dort können unter anderem Behandlungen oder Besamungen vorgenommen werden. Besondere Stallbereiche: Meist werden auch die Frischmelker über die Tierselektion in einen Strohstall geleitet. Denn immer mehr Betriebe halten die Kühe nach der Geburt für zwei bis drei Wochen auf Stroh. Weiterhin gibt es getrennte Strohställe für Abkalber und Kranke. Diese werden meist unmittelbar neben dem Melkstand angeordnet, um die Wege kurz zu halten. Das Platzangebot beträgt 8 bis 12 m2 pro Tier. Gruppeneinteilung: Ab Herden von 100 Kühen sollten Trockensteher und Transitkühe in separaten Gruppen stehen. Dort können sie gezielt versorgt werden. Gängige Praxis sind abgetrennte Stallbereiche mit Liegeboxen. Bei mehreren Futtergruppen sollten zur besseren Übersicht pro Gruppe max. 120 Kühe gehalten werden. Melkzentrum: Inzwischen werden fast ausschließlich separate Melkzentren gebaut. Dass Melkstände im Stall integriert werden, ist die Ausnahme. Vorwartehöfe sind Standard. Sie werden entweder planbefestigt (Besenstrich) mit Schieberentmistung oder mit Spaltenboden angelegt. Das Platzangebot sollte bei 1,5 m2/Tier liegen. Die Wartezeit darf max. eine Stunde betragen. Ab einer Melkstandgröße von 2 x 8 Melkzeugen sind Nachwartehöfe zu empfehlen, da die Melkgruppen schneller wechseln können. Hier sollte das Platzangebot bei 1,3 m2/Tier liegen. Melktechnik: Bei der Melktechnik hat es in den letzten Jahren eine Verschiebung gegeben: „Bei uns überwiegen inzwischen Swing Over-Melkstände mit 20 bis 28 Melkzeugen. Sie machen ca. 35 % der Investitionen aus. Danach folgen steile Fischgräten- (30 %) sowie Side by Side-Melk-stände (20 %)“, versichert Wilfried Paasch von der NLG. Zudem würde das automatische Melken immer beliebter: Melkroboter machen bereits 10 % der Investitionen aus, Tendenz steigend. Melkkarusselle würden nur sehr selten nachgefragt. Baukosten: Die Baukosten inkl. Melktechnik streuen zwischen 4 000 und 6 500 € pro Kuhplatz. Hinzu kommen noch die individuellen Nebenkosten, wie z.B. Erschließung des Grundstücks. Gerade der erste Bauabschnitt ist oft verhältnismäßig teuer, da hiermit die Grundlage für weitere Erweiterung gelegt wird. Doch hier schlummert noch Einsparpotenzial: Einige Landwirte „verschenken“ bares Geld, da sie anstatt planbefestigter Laufgänge Spaltenboden einsetzen und so die teure Unterkellerung bezahlen müssen. Zudem treiben oftmals große Melkhäuser und eine überdimensionierte Melktechnik die Kosten in die Höhe. Umweltschutz macht Ärger Einige Milcherzeuger haben beim Bau ihres neuen Stalles auch mit argen Problemen zu kämpfen. Vor allem die Standortfrage bereitet vielen Kopfzerbrechen: Zum einen muss die Infrastruktur (z. B. Versorgungsleitungen) passen, zum anderen müssen künftige Erweiterungen möglich sein. Denn für große Ställe fehlen oft geeignete Grundstücke (z. B. Hanglage). Auch die Umweltauflagen verschärfen sich. Viele Behörden pochen auf den Emissionsschutz: Steht der geplante Stall zu nah an einem Wohngebiet oder einem Wald, wird die Genehmigung nur unter Auflagen oder gar nicht erteilt.P. Liste

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