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Wann rechnet sich ein Futter-Roboter?

Lesezeit: 5 Minuten

Das Interesse am automatischen Füttern wächst. Doch wie teuer sind die Roboter im Vergleich zu Futtermischwagen? Eine erste Kalkulation aus Deutschland.


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Technik fasziniert – vor allem, wenn sie Arbeiten erleichtert und Zeit spart. Deshalb interessieren sich immer mehr Milcherzeuger für die Automatisierung der Fütterung. Denn die Fütterungsroboter bieten eine Möglichkeit, der Arbeitsfalle zu entkommen – so die Verkaufsargumente der Hersteller.


Futter-Roboter für 170 Kühe kalkuliert


Allerdings hat die Technik ihren Preis. Bei Investitionssummen von über 100 000 € schlackern viele Milcherzeuger nur mit den Ohren. Sie fürchten, dass das Füttern deutlich teurer ist im Vergleich zum angehängten Mischwagen oder Selbstfahrer. Doch ist das wirklich so?


Roland Schleicher vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Schwandorf hat zusammen mit der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft die Investition in eine automatische Fütterungsanlage berechnet. Der unterstellte Roboter ist an Schienen aufgehängt, die Befüllcontainer stehen in einer Futterküche. Die Kalkulation beruht auf Netto-Preisangaben führender Hersteller.


Der Beispielbetrieb hält 170 Milchkühe (Ø 8 000 kg). Der geradlinige Kuhstall hat einen 50 m langen Futtertisch. Deshalb werden mindestens 100 m Schienen sowie drei Kurven und eine elektrische Weiche benötigt (Angaben können betriebsindividuell abweichen). Zudem werden 50 m Schienen sowie zwei Kurven eingeplant, um die Vorratshalle zu erreichen. Dort stehen zwei größere und ein kleinerer Container für Grobfutter sowie zwei Futtersilos für Schüttgüter. Die Investitionssumme beläuft sich insgesamt auf 103 200 € (siehe Übersicht 1). Nicht eingerechnet ist die Lagerhalle, in der die Container stehen. Hierfür sind lediglich Differenzkosten – eine Art Aufpreis – von 10 000 € berücksichtigt, da viele Betriebe Altgebäude dafür nutzen.


Nun zu den Jahreskosten: Die Festkosten betragen 16 142 €, wobei die Abschreibung mit knapp 10 000 € den größten Anteil ausmacht.


Die Betriebskosten belaufen sich bei der kompletten Fütterungsanlage auf 1 176 €. Zum Befüllen der Vorratscontainer setzt der Beispielbetrieb auf den vorhandenen Schlepper mit Frontlader. Dabei entstehen Kosten von 8 458 €. Somit betragen die variablen Kosten 9 634 € pro Jahr.


Der Beispielbetrieb benötigt pro Tag 78 Minuten für das komplette Füttern (Container befüllen, Trog reinigen, Silo abdecken, Anlagenbetreuung). Bei einem Stundenlohn von 10 € entstehen somit jährliche Arbeitskosten von 4 821 €.


Robis können konkurrieren


In Summe kostet das Füttern mit der automatischen Anlage pro Jahr somit 30 597 € (Übersicht 2). Umgerechnet auf die 170-köpfige Herde sind das 180 €/Kuh und Jahr. Pro kg Milch entstehen Kosten von 2,25 Cent, bei einer Jahresanlieferung von 1,36 Mio. kg Milch.


Doch ist das nun viel oder wenig im Vergleich zu den konventionellen Fütterungsvarianten?


Um das zu beantworten, hat Schleicher für den Beispielbetrieb auch die Investition in einen angehängten Futtermischwagen sowie einen Selbstfahrer kalkuliert. Dabei wird deutlich: Der Futter-Roboter kann bei einer Betriebsgröße von 170 Kühen den konventionellen Techniken Paroli bieten!


So kostet das Füttern mit dem Selbstfahrer pro Jahr 34 236 € bzw. 201 €/Kuh. Das sind umgerechnet 2,52 Cent pro kg und Jahr. Beim Selbstfahrer schlagen vor allem die hohen Festkosten zu Buche.


Beim angehängten Futtermischwagen mit Fremdbefüllung entstehen Jahreskosten von 36 436 €. Das sind umgerechnet 214 €/Kuh/Jahr bzw. 2,68 Cent/kg/Jahr. Hier schlagen besonders die variablen Kosten sowie die Arbeitskosten ins Kontor.


Für welche Betriebe interessant?


Doch so positiv der Vergleich für die Futter-Roboter auch ist: Ob sich die Investition in eine automatische Fütterungsanlage wirklich rechnet, hängt maßgeblich davon ab, wie die eingesetzte Arbeitszeit bewertet und die freigewordene Arbeitszeit verwertet wird. Das zeigt Übersicht 3.


In der Berechnung werden fünf verschiedene Herdengrößen – von 60 bis 250 Kühe – berücksichtigt. Dabei wird zwischen verschiedenen Arbeitszeiteinsparungen pro Tag durch die Automatisierung unterschieden. Zudem werden drei Szenarien unterstellt:


Szenario 1: Der Betrieb spart durch den Futter-Roboter eine Arbeitskraftstunde pro Kuh und Jahr bei einem Stundenlohn von 10 € ein (z. B. ein Familienbetrieb mit nur einer Ration).


Szenario 2: Der Betrieb spart durch den Futter-Roboter zwei Arbeitskraftstunden pro Kuh und Jahr bei einem Stundenlohn von je 15 € ein (z. B. ein erweiterter Familienbetrieb mit zwei Rationen).


Szenario 3: Der Betrieb spart durch den Futter-Roboter drei Arbeitskraftstunden pro Kuh und Jahr bei einem Stundenlohn von je 20 € ein (z. B. ein Fremd-AK-Betrieb mit mindestens drei Rationen).


Die Balken bei den verschiedenen Herdengrößen geben die maximale Investitionssumme für einen Futter-Roboter an. Sie setzen sich aus den Kosten einer Ersatz-investition sowie den Einsparungen bei den Arbeits- und Schlepperkosten zusammen.


Deutlich wird: Der Futter-Roboter ist unter Vollkostenbedingungen unwirtschaftlich, wenn er nur wenig Arbeitskosten einspart. So rechnet er sich nicht, wenn nur eine Arbeitskraftstunde pro Kuh und Jahr bei einem Stundenlohn von 10 € eingespart wird. Das gilt für jede Herdengröße.


Werden aber zwei Arbeitskraftstunden pro Kuh und Jahr bei einem Stundenlohn von 15 € eingespart, kann sich die automatische Futtervorlage ab einer Herdengröße von etwa 150 Kühen rechnen.


Kommt der Betrieb sogar mit drei Arbeitskraftstunden pro Kuh und Jahr weniger aus (bei 20 € Stundenlohn), kann der Futter-Robi bereits ab 100 Kühen wirtschaftlich sein.


Fazit


Ob sich ein Futter-Roboter rechnet, muss immer betriebsindividuell entschieden werden. Aus den Kalkulationen lassen sich aber folgende Schlüsse ziehen:


Für Betriebe mit weniger als 60 Kühen kommen Futter-Roboter aus ökonomischer Sicht nicht infrage.


Für einen Betrieb mit weniger als 100 Kühen rechnet sich eine automatische Anlage nur, wenn der Betriebsleiter durch die Zeiteinsparung Nebeneinkünfte erzielen kann, bei denen der Stundenlohn deutlich höher ist als beim Füttern.


Je intensiver konventionell gefüttert wird (mehrmalige Futtervorlage), das heißt, je mehr Arbeitszeit investiert wird, desto eher rechnet sich durch die Arbeitszeiteinsparung die Investitionen in einen Futter-Roboter. So können die Anlagen bereits ab 100 Kühen eine Alternative sein, wenn mindestens drei Arbeitskraftstunden pro Kuh und Jahr gespart werden. P. Liste

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