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Zugekaufte Probleme

Lesezeit: 4 Minuten

Atemwegserkrankungen bereiten zunehmend Probleme in Rinderbeständen. Unser Praxisbeispiel zeigt: Landwirte sollten beim Tierzukauf darauf achten, keine Erreger in den Bestand einzuschleppen.


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Eigentlich hatte ich mir geschworen, nie wieder Tiere zuzukaufen“, sagt Stefan Kerlfeld, der auf seinem Betrieb 180 Milchkühe und die eigene Nachzucht hält. Denn vor mehr als 20 Jahren kam durch einen Zukauf der Mortellaro-Erreger in den Bestand.


Im vergangenen Jahr brach er dann mit seinem Vorsatz: Nach einem Stallumbau stand die Aufstockung der Herde an. Der Landwirt kaufte im Frühjahr 18 abgekalbte Färsen von verschiedenen Milchviehbetrieben. „Zwei Wochen später verendete die erste Kuh aus dem Bestand, weitere waren krank“, beschreibt der Milcherzeuger. Die Tiere hatten sehr starke Symptome: 41°C Fieber, die Milchleistung sank schlagartig von bis zu 60 auf 0 kg und sie atmeten schwer. Ohne Behandlung verendeten sie nach kurzer Zeit oder mussten eingeschläfert werden.


DIAGNOSE BRINGT BESSERUNG


Das bestätigt auch der betreuende Tierarzt Dr. Volker Nüllmann von der Tierarztpraxis Bramsche (Niedersachsen): „Wir konnten den Rindergrippeerreger Mannheimia haemolytica bei den kranken Kühen per langem Nasentupfer diagnostizieren. Dabei handelt es sich um ein Bakterium, das im Gegensatz zu anderen Lungenerregern innerhalb weniger Stunden zu irreperablen Schäden in der Lunge führen kann.“ Die Luftwege verkleben und ein Gasaustausch kann nicht mehr stattfinden. Grund dafür ist eine Überschussreaktion des Immunsystems. Die Kühe geben innerhalb kürzester Zeit keine Milch mehr, haben hohes Fieber und sind zum Teil apathisch. Kälber können innerhalb weniger Stunden nach der Infektion verenden. Darüber hinaus entpuppte sich dieser Stamm als multiresistent gegenüber vielen gängigen Antibiotika, erklärt Tierarzt Nüllmann. „Glücklicherweise gab es noch einen Wirkstoff, der bei frühzeitiger und konsequenter Behandlung gemeinsam mit einem Entzündungshemmer auch frisch erkrankte Tiere genesen ließ.“ Im Stall von Stefan Kerlfeld waren Kühe in unterschiedlichen Laktationsstadien betroffen, auch stabile Tiere im Trockenstand oder der späteren Laktation. Insgesamt verlor der Betrieb 20 Kühe, mehr als 40 waren krank.


HERDE WAR UNGESCHÜTZT


„Nach wenigen Wochen kam der Erreger dann auch bei den Kälbern an. Er wurde vermutlich bei der Kalbung übertragen“, sagt Stefan Kerlfeld. Tierarzt Nüllmann vermutet, dass der Erreger in einer anderen Herde keine Probleme gemacht hätte: „Die Kühe waren völlig ungeschützt, da sie vorher noch nie mit dem Bakterium in Kontakt gekommen sind.“ Als dieses mit den zugekauften Tieren in den Bestand kam, reagierten selbst alte Kühe sehr stark.


Im Juli begann der Betrieb mit der Impfung der Herde. Das beruhigte die Situation. „Bis September traten immer wieder Fälle auf, die sich aber behandeln ließen“, erinnert sich Stefan Kerlfeld. Nach sieben Monaten waren alle Tiere dreimal geimpft und inzwischen melkt der Landwirt wieder die frühere Leistung von 11800 kg Milch.


SOLLTE JEDER IMPFEN?


Dr. Volker Nüllmann beobachtet, dass auch bei Kühen die Probleme mit Atemwegserkrankungen zunehmen. Er weiß aber auch, dass viele Betriebe die Kosten einer regelmäßigen Bestandsimpfung scheuen. „Mir wäre wichtig, dass Betriebsleiter zumindest festhalten, wie viele Lungenentzündungen bei ihren Kühen und Kälbern auftreten“, sagt er. Auf Basis von konkreten Zahlen lasse sich besser entscheiden, ob eine Impfung sinnvoll wäre.


Wenn jedoch ein Zukauf ansteht, empfiehlt der Tierarzt, Kühe aus dem Bestand auf Lungenerreger untersuchen zu lassen. Werden ältere und neue Infektionen diagnostiziert, sind Tiere, die neu in die Herde kommen, gefährdet, sofern sie nicht geimpft sind. Hat die bestehende Herde jedoch keine Antikörper, ist sie gefährdet, falls Zukauftiere die Infektion mitbringen.


Ihr Kontakt zur Redaktion:katharina.luetke-holz@topagrar.com


Warum mir das Thema wichtig ist


Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Gesunde, langlebige Tiere sind mit der größte Beitrag, den wir Landwirtinnen und Landwirte täglich leisten können: Wir sollten alles daran setzen, dass Kälber und Kühe auf unseren Betrieben gesund bleiben – Impfungen unterstützen dabei.

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