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Automatische Fütterungssysteme für Rinder sind im Kommen

Melken und Milchlagerung brauchen viel Energie. Auch der Dieselverbrauch beim Füttern der Kühe und Rinder ist oft hoch. Aber wo schlummern Einsparpotenziale?

Lesezeit: 4 Minuten

Dieser Beitrag erschien zuerst im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben.

Energie ist teuer, Arbeitskräfte sind knapp. Das spüren die heimischen Milcherzeuger immer deutlicher. Daher suchen die Betriebe nach Möglichkeiten, die den Energieverbrauch senken und die Arbeit erleichtern, ohne dass Milchleistung oder Tierwohl darunter leiden.

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Ansatzpunkte finden

Wichtige Ansatzpunkte sind hierbei vor allem die Milchgewinnung bzw. -kühlung sowie die Futtervorlage, erklärte Alfons Fübbeker von der Land­wirtschaftskammer Nieder­sachsen kürzlich in Bad Hersfeld. Dort ­waren mehr als 100 Landwirte und Branchenvertreter in Präsenz oder online zum Baulehrschautag des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen (LLH) und der ALB-Arbeits­gemein­schaft für Rationalisierung, Landtechnik und Bauwesen in der Land­wirtschaft gekommen.

Ein gute Entscheidung, denn sie konnten anschließend ­einige Praxistipps zur Optimierung der Milch­erzeugung mit nach Hause bzw. in den Stall nehmen.

1.360 kWh/Kuh und Jahr

Apropos Stall: Wie Fübbeker erklärte, entfällt mehr als die Hälfte des Energieverbrauchs in der Milchviehhaltung auf den Bereich der Innenwirtschaft. In der Außenwirtschaft werden zwar im Mittel insgesamt rund 600 kWh/Kuh und Jahr verbraucht.

Mit rund 300 kWh für die Aufbereitung und Vorlage von Grund- und Kraftfutter sowie 400 kWh für die Milchgewinnung (Melken, Reinigen und Kühlen) fällt der Verbrauch auf dem Hof aber größer aus – zumal für Beleuchtung und Entmistung weitere 40 bzw. 20 kWh/Kuh und Jahr ­anfallen.

Große Einsparpotenziale sah der Landwirtschaftskammerfachmann aus Oldenburg vor allem im Bereich der Milch­gewinnung. Durch den Einbau einer frequenzgesteuerten Vakuumpumpe, durch die Wärmerück­gewinnung zur Brauch­wasser­erwärmung und durch eine effektive Vorkühlung der Milch mit kaltem Brunnen- oder Stadtwasser lässt sich der Energieverbrauch um rund 200 kWh/Kuh jährlich senken, also etwa halbieren, so Fübbeker.

Bei anhaltend hohen Strompreisen sollte man deshalb prüfen, ob sich eine Investition rechnet. Dafür muss allerdings zunächst der einzelbetriebliche Verbrauch erfasst werden, um mit belastbaren Zahlen zu ­kalkulieren.

Arbeitszeit einsparen

Ähnliches gilt für den Bereich der Fütterung, wobei es hier in den meisten Betrieben sowohl Einsparpotenziale an Energie, als auch bei der Arbeitszeit gibt. Von Vorteil sind auf jeden Fall gut geplante Fahrsiloanlagen, die ein rasches Beladen des Mischwagens mit verschiedenen Grundfutterkomponenten und Konzentraten erlauben.

Wo das aus baulichen Zwängen heraus nicht möglich ist, können oftmals Rückfahrkameras die Arbeiten erleichtern. Und auch so einfache Dinge wie regelmäßig geschärfte Schneidwerkzeuge reduzieren den Aufwand an Energie und Arbeitszeit.

Die begrenzte Arbeitskapazität ist im Übrigen einer der Hauptgründe für die zunehmende Automatisierung der Fütterung, erklärte Dr. Bernhard Haidn von der Bayrischen Landes­anstalt für Landwirtschaft (LfL). Vor allem wachsende Familien­betriebe denken immer häufiger über einen Fütterungs­roboter nach.

Diese Geräte pendeln selbstständig zwischen Futter­zentrale und Fressgitter. Der Landwirt muss in der Regel nur ausreichende Vorräte an Silage und Kraftfutter in den Befüllstationen sicherstellen. Fehlt allerdings eine Komponente, ist der Alarm vorprogrammiert – und das auch nachts. Ansonsten arbeiten die Fütterungsroboter (AFS) heute überwiegend zuverlässig, so Haidn.

Wer den hohen Investitionsbedarf nicht scheut, erhält eine Technik, die mit einer deutlichen Energie- und Arbeitszeiteinsparung punktet. Die Roboter sind in größeren Betrieben damit gegenüber einem Mischwagensystem plus Fahrer wirtschaftlich oftmals im Vorteil.

Berichte aus der Praxis

In den Praktikerberichten am Nachmittag der Fachtagung zeigten sich daher auch die Landwirte sehr zufrieden:

  • Elmar Möcklinghoff aus Hofgeismar beispielsweise hat Ende 2021 in einen Fütterungsroboter von Wasserbauer investiert. Dieser füttert seitdem die rund 130 Milchkühe weitgehend selbstständig. Der Landwirt muss lediglich die Vorratsbunker mit Silageblöcken bestücken. Der Arbeitsaufwand für die Fütterung (inklusive Futter­anschieben) hat sich daher im Betrieb Möcklinghoff auf weniger als ein Drittel reduziert.
  • Im Kuhstall von Familie Ochse aus Frankenberg-Dörnholzhausen arbeitet seit einigen Jahren ein Lely-­Fütterungsroboter. Auch hier war die Arbeitskapazität ein wichtiger Investitionsgrund, so Björn Ochse. Doch das System punk-tet überdies mit einem sparsamen Energieverbrauch: Der „Lely-­Vector“ benötigt pro Tag lediglich etwa 30 kWh an Strom, um die 230 Kühe mehrmals täglich mit frischem Futter zu versorgen, erklärte der junge Landwirt.
  • Eine komplett andere Fütterungsstrategie verfolgt Joseph Henkel aus Hofbieber-Mahlert. Der ökologisch wirtschaftende Betrieb aus der hessischen Rhön hat 2020 eine Heutrocknungshalle gebaut und verzichtet komplett auf Silage. Vielmehr wird mit den 60 Fleckviehkühen „Heumilch“ erzeugt, für deren Verarbeitung es in der Region allerdings noch an passenden Strukturen mangelt. Die Kühe profi­tieren indessen von einer hohen Grundfutterqualität. Denn das Grünfutter wird auf dem Feld nur wenig bearbeitet und ist daher sehr blattreich (kaum Bröckelverluste). Die restliche Trocknung erfolgt anschließend unter Dach.

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