Dr. Kerstin Keunecke von der Agrarmarkt-Informationsgesellschaft (AMI) geht derzeit davon aus, dass sich preistreibende und durch die Coronaepidemie möglicherweise preisdämpfende Einflüsse auf die Milcherzeugerpreise zunächst die Waage halten könnten.
Corona hat einerseits zu logistischen Problemen in der Lieferkette im globalen Handel geführt. Davon waren vor allem exportlastige Bulkprodukte wie Milch- und Molkenpulver betroffen, teilweise auch Blockbutter. Hier haben die Preise in den vergangenen Wochen nachgegeben. Andererseits ist die Nachfrage durch die Hamsterkäufe in den Geschäften des Lebensmitteleinzelhandels im Inland sprunghaft gestiegen. Der Handel ordert rege Ware bei den Herstellern nach, um die Regale wieder aufzufüllen.Ob und wie die Anbieter dies bei den längerfristigen Kontrakten zwischen Molkereien und Handel für Käse und Produkte der Weißen Linie für sich nutzen können, bleibt abzuwarten.
Die Folgen für die Erzeugerpreise dürften regional, in Abhängigkeit des Produktportfolios der ansässigen Molkereien, unterschiedlich sein. Deutschlandweit könnten sich die Effekte möglicherweise kompensieren und zunächst zu weitgehend stabilen Erzeugerpreisen für Rohmilch führen. Da aktuell niemand seriös beurteilen kann, wie sich die Coronakrise weiterentwickelt, bleibt die Lage mit starken Unsicherheiten behaftet.