Betrachte man die Nährstoffüberschüsse in ganz Deutschland pro ha landwirtschaftlich genutzter Fläche, also die Hoftorbilanz von Deutschland, liegen diese zwischen 90 und 100 kg N pro ha. 2030 sollen sie maximal 70 kg N pro ha betragen. Derzeit kommen allein 22 kg N/ha über Futtermittel wie Soja und Raps nach Deutschland so Prof. Dr. Friedhelm Taube. Die N-Überschüssen ließen sich jedoch nicht durch Ertragssteigerungen senken. Denn seit 20 Jahren gebe es in Deutschland keine signifikanten Ertragszuwächse mehr auf dem Ackerland. Zugleich seien nachhaltige Ertragssteigerungen in Zeiten des Klimawandels zu teuer.
Eine Lösung kann laut Prof. Taube die ökologische Intensivierung der Landwirtschaft sein. Darunter versteht er keine generelle Umstellung auf Ökolandbau, sondern die verstärkte Nutzung von ökologischen Regelmechanismen auch im konventionellen Anbau. Zugleich müsse auch der ökologische Landbau auf dem Großteil der Fläche gewisse Ertragsleistungen erbringen, um den ökologischen Fußabdruck pro produzierter Einheit zu reduzieren.
Landwirtschaft in der Spezialisierungsfalle?
Am Beispiel von Schleswig-Holstein zeigte Taube, dass die Viehbestände noch 1965 gleichmäßig über das Bundesland verteilt waren. Inzwischen gebe es spezialisierte Vieh- und Ackerbauregionen. Auf dem Versuchsbetrieb Lindhof der Universität startete deshalb 2016 das Projekt „Ökoeffiziente Weidemilcherzeugung“, das die Leistungen im Ökolandbau durch ein Gemischtbetriebskonzept mit Milchleistung und Marktfrüchten sichern soll. Teilziel des Projektes ist die Maximierung der Milchleistung aus Weidefutter bei geringem Einsatz von Konzentratfutter von jährlich maximal 750 kg Getreide-Ackerbohnen-Schrot pro Kuh. Die etwa 100 Jerseykühe kalben saisonal im Frühjahr ab und grasen zwischen März und November auf intensiver Portionsweide. Zweimal täglich erhalten sie Zugang zu einer neuen Weide. Grundlage der Weide ist ein zweieinhalbjähriges Ackerkleegras.
Futterkosten je kg ECM geringer
Die Milchleistung der Herde liegt bei 5654 kg/Kuh mit 5,61 % Fett und 3,93 % Eiweiß oder 6907 kg energiekorrigierte Milch/Kuh. Damit entspricht die Leistung 80 % der Rinderspezialberatungsbetriebe in Schleswig-Holstein. Durch den geringen Kraftfuttereinsatz ist die Grundfutterleistung der Jerseyherde jedoch um 37 % höher als die der Beratungsbetriebe und die Gesamtfutterkosten je kg erzeugte energiekorrigierte Milch liegen um 36 % unter denen der konventionellen Beratungsbetriebe. Da der Lindhof als Gemischtbetrieb zusätzlich 55 ha Marktfrüchte ohne externen N-Eintrag anbaut, ist die N-Bilanz nahezu ausgeglichen.
Unter norddeutschen Bedingungen hat das intensive Rotationsweidesystem großes ökonomisches und ökologisches Potenzial und stellt eine Alternative für eine zukunftsfähige und nachhaltige Milchproduktion dar, so die Darstellung von Taube.