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BDM: Abstimmung zum Lieferstreik steht bevor
Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) will in der kommenden Woche seine rund 33 000 Mitglieder zur Teilnahme an einem Lieferboykott befragen.
Das meldet die Online-Ausgabe der Zeitung "Die Welt". Stimmen 75 % der Befragten einem Milchlieferboykott zu, werden die Mitglieder des BDM in einen unbefristeten Lieferstreik treten, so Ludwig Soeken, Landesteamleiter des BDM in Niedersachsen. Dass diese selbst gesetzte Zielmarke erreicht wird, gilt in Verbandskreisen als sicher.
Auch der BDM-Vorsitzende Romuald Schaber kündigte im Interview mit der "Unabhängigen Bauernstimme" die Mitgliederbefragung an, sollten die Molkereien nicht in absehbarer Zeit den vor kurzem in Berlin diskutierten Vorschlägen zustimmen. Der Verband forderte insbesondere die Änderung des Umrechnungsfaktors von 1,02 auf 1,03, eine von Bauern finanzierte Umlage und die Einrichtung einer privaten Interventionsstelle.
Wie "Die Welt" schreibt, drohen durch den Lieferboykott leere Kühltheken in Supermärkten und Discountern, da die BDM-Bauern fast 50% der Milch in Deutschland erzeugen. Der BDM sieht den fairen Milchpreis bei 43 Cent je kg. Von den Molkereien würden aber je nach Region nur 28 oder 34 Cent bezahlt, so Teamleiter Soeken. Diese Preise seien angesichts der stark gestiegenen Kosten nicht mehr auskömmlich.
Während des Streiks wollen die Milchbauern die Milch wegschütten. Wie lange der Streik dauern wird, könne der BDM derzeit noch nicht sagen. Das können wenige Tage, aber auch mehrere Wochen sein, sagt Soeken.
Handel und Industrie zeigen sich von der Streik-Drohung unbeeindruckt. Ein Lieferboykott würde zwar Auswirkungen haben, aber die sind geringer als der BDM sich vorstellt, so Michael Brandl vom Milchindustrie-Verband. Die Milchindustrie würde bei einem Streik relativ schnell die Milchpulverproduktion drosseln, um für Nachschub bei Trinkmilch und Frischeprodukten zu sorgen. Höhere Preise wie Ende 2007 sind derzeit nicht möglich, gibt Brandl zu bedenken. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis, und derzeit sei genügend Milch auf dem Markt, erklärt Brandl.