Das Kolostrum ist nicht nur für die passive Immunisierung und die Nährstoffversorgung neu geborener Ferkel wichtig. Es enthält darüber hinaus auch Hormone und Wachstumsfaktoren, die für die spätere Fruchtbarkeitsleistung der Tiere von entscheidender Bedeutung sind. Das zeigen aktuelle Untersuchungen von Prof. Axel Wehrend, Uni Gießen, und Prof. Johannes Kauffold, Uni Leipzig, die kürzlich in Leipzig vorgestellt wurden.
So steuert z. B. das im Kolostrum enthaltene Relaxin bei weiblichen Ferkeln in Kombination mit Östrogenen die Ausbildung von Zervix und Uterus. Und auch für Insulin, Leptin und IGF-1, deren genaue Bedeutung noch erforscht werden muss, wurden in der Kolostralmilch deutlich höhere Gehalte gemessen als in der späteren Sauenmilch. Deshalb sollten Ferkel nach Meinung der Experten nach der Geburt mindestens zwölf Stunden lang bei der eigenen Mutter Biestmilch aufnehmen können, bevor man sie an andere Sauen versetzt.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die Biestmilchmenge. Sie ist begrenzt – egal wie groß der Wurf ist. Die Leidtragenden sind Ferkel besonders fruchtbarer Sauen. Denn je größer der Wurf, desto weniger Kolostrum bleibt jedem einzelnen Tier. Die Qualität des Milch bildenden Gewebes sollte deshalb bei der Zucht stärker berücksichtigt werden.