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Den Ferkelerzeugernlaufen die Kosten davon

Lesezeit: 8 Minuten

Die Ferkelzahlen legen weiter zu. Doch binnen zwei Jahren sind auch die Kosten um fast 200 € pro Sau gestiegen. Wie Sie die Kostentreiber finden und gegensteuern, erklärt Dieter Staack,VzF GmbH Uelzen.


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Die Ferkelerzeuger haben in den letzten Jahren einen gewaltigen Leistungsschub realisiert. Betriebe mit 25 oder mehr Ferkeln pro Sau und Jahr sind keine Seltenheit mehr. Die hohen Leistungen bringen spürbar höhere Einnahmen aus dem Ferkelverkauf.


Doch gerade in den beiden letzten Jahren sind auch die Produktionskosten kräftig gestiegen. So zeigen aktuelle Auswertungen aus gut 160 VzF-Betrieben, dass die direkten Kosten seit dem Wirtschaftsjahr 07/08 um fast 200 € pro Sau hochgeschnellt sind (siehe Übersicht 1). Das ist ein Anstieg um mehr als 20 %!


Was treibt die Kosten?


Überraschend sind vor allem die hohen Produktionskosten im letzten Wirtschaftsjahr. Denn nach der Entspannung am Futtermittelmarkt hatten viele mit einem Rückgang der Produktionskosten gerechnet. Das Gegenteil ist passiert: Im Vergleich zum Vorjahr legten die Kosten nochmals um gut 10 € pro Sau zu.


Das wirft zwei Fragen auf: Was sind die Auslöser für den enormen Kostenanstieg? Und wie kann man gegensteuern? Besonders die zweite Frage wird für die Ferkelerzeuger immer wichtiger. Denn darin sind sich Fachleute einig: Der Ferkelmarkt bleibt auch künftig hart umkämpft, der Spielraum für höhere Preise ist begrenzt. Das heißt: Die Produktionskosten müssen auf den Prüfstand. Hier stecken oft erhebliche Reserven.


Wie wichtig die Kosten sind, zeigt auch Übersicht 2. Hier wurden die Betriebe sowohl nach Aufzuchtleistung als auch nach Wirtschaftlichkeit rangiert. Die roten Säulen zeigen die 25 % Betriebe mit den höchsten Ferkelzahlen. Die grünen Säulen zeigen die 25 % Betriebe mit der höchsten direktkostenfreien Leistung.


Es wird deutlich, dass die Betriebe mit den höchsten Ferkelzahlen auch höhere direkte Kosten haben. Unter dem Strich schneiden sie bei der direktkostenfreien Leistung sogar 40 €/Sau schlechter ab als die Vergleichsgruppe.


Das heißt: Viele Betriebe haben ihre sehr guten biologischen Leistungen teuer erkauft. Hohe Ferkelzahlen bringen also nicht zwangsläufig mehr Geld.


Mehr als 50 % der Kosten entfallen auf das Futter


Der größte Kostenblock in der Ferkelerzeugung ist das Sauen- und Ferkelfutter. Im Schnitt der letzten drei Jahre entfielen je nach Futterpreis 54 bis 62 % der direkten Kosten hierauf. Wobei das Futter für die Sauen und für die Ferkel je etwa die Hälfte der Kosten ausmacht.


Auffallend ist der enorme Anstieg der Futterkosten in den beiden zurückliegenden Wirtschaftsjahren (siehe Übersicht 3 auf Seite S 10). Zwar sind die Kosten für das Sauenfutter zuletzt wieder um rund 10 % gefallen. Sie liegen jedoch nach wie vor um mehr als 30 % über dem langjährigen Mittel. Das heißt: Der Großteil des Kostenanstiegs in der Ferkelerzeugung entfällt auf das Futter.


Die wichtigste Ursache ist dabei der Anstieg der Futterpreise. Hinzu kommt, dass die eingesetzte Futtermenge pro Sau mit durchschnittlich 12,5 dt pro Jahr wieder leicht angestiegen ist. Denn größere Würfe und die damit häufig verbundene Verlängerung der Säugezeit stellen größere Ansprüche an die Energieversorgung der Tiere.


Um die betriebseigenen Ergebnisse besser vergleichen zu können, sollte man die Kosten für das Sauenfutter auf die Ferkelzahl herunterrechnen. Die neue Kennzahl sind dann die Futterkosten je abgesetztem Ferkel. Dies hat den Vorteil, dass das Leistungsniveau mit in die Kalkulation einfließt. Gerade bei den stark steigenden Ferkelzahlen der letzten Jahre ist dieses Vorgehen unverzichtbar.


Aktuelle Auswertungen aus dem VzF zeigen, dass die 25 % besten Betriebe im letzten Wirtschaftsjahr nur noch gut 48 kg Sauenfutter pro abgesetztem Ferkel verbraucht haben. Noch zwei Jahre zuvor lag der Verbrauch dieser Betriebsgruppe fast 5 kg je Ferkel höher.


Das heißt: Bei steigenden Leistungen sinkt der Anteil des Sauenfutters an den gesamten Futterkosten. Machte das Sauenfutter in der Gruppe der 25 % besten Betriebe noch vor drei Jahren fast 50 % der Futterkosten aus, so ist dieser Wert inzwischen auf gut 46 % gesunken.


Dennoch sollte man die Futterkosten kritisch unter die Lupe nehmen. Immer wichtiger wird, dass man das Futterungskonzept speziell auf die Sauengenetik abstimmt. Denn neue Versuche zeigen, dass vor allem moderne, fruchtbare Genetiken sehr unterschiedliche Ansprüche haben.


Futterqualität regelmäßig überprüfen


In etlichen Betrieben sieht man nach wie vor überkonditionierte Sauen. Das vermindert nicht nur die Fruchtbarkeit und Langlebigkeit der Sauen, es verursacht zudem unnötige Futterkosten.


Zahlreiche Betriebe versuchen auch, durch teures Futter oder Futterzusatzstoffe, Probleme in der Sauenherde zu beheben. Davon ist dringend abzuraten. Denn meist gelingt es damit bestenfalls zeitweise, Fehler im Management oder gesundheitliche Probleme zu kaschieren. Die eigentlichen Ursachen werden verschleppt und kosten jeden Tag viel Geld.


Wesentlich wichtiger ist die Qualität der Futterkomponenten. Im Idealfall kauft man das Futter über eine Einkaufsgemeinschaft. Denn hier werden die Rationen bzw. Komponenten regelmäßig beprobt. Nur so lässt sich sicherstellen, dass das Futter die angepeilte Qualität erreicht. Dennoch konnten die Betriebe in Einkaufsgemeinschaften das Futter sogar rund 1 €/dt günstiger einkaufen als Sauenhalter mit Bezug am freien Markt.


Wichtig ist zudem, dass man die Angebote verschiedener Hersteller kritisch vergleicht. Gerade im letzten Wirtschaftsjahr hätten viele Rationen günstiger sein können. Denn oftmals wurden die Preise für Fertigfutter weniger gesenkt als der Preisrückgang bei den Komponenten.


Mindestens genauso wichtig wie das Futter für die Sauen ist das Ferkelfutter. Denn der sinkende Anteil des Sauenfutters an den gesamten Futterkosten bedeutet zwangsläufig, dass die Gewichtung des Ferkelfutters weiter zunimmt. Außerdem schlummern in der Ferkelfütterung oft erhebliche Reserven zur Kosteneinsparung.


Absolut anzuraten ist deshalb eine separate Betriebszweigauswertung für die Ferkelaufzucht. Voraussetzung hierfür ist eine Waage, um die Tiergewichte zumindest stichprobenartig erfassen zu können. Im Optimalfall werden alle Tiere beim Einstallen gewogen. Die Verkaufsgewichte liegen ohnehin vor. Hier können die Sauenhalter von den spezialisierten Ferkelaufzüchtern lernen, die immer weiter an den kleinen Kostenschrauben drehen.


Impfungen treiben dieTierarztkosten hoch


Neben den Futterkosten sind auch die Aufwendungen für Tierarzt und Medikamente nochmals gestiegen. Im letzten Wirtschaftsjahr haben die VzF-Ferkel-erzeuger für diese Position im Schnitt 129 €/Sau und Jahr ausgegeben. Das sind 12 € mehr als ein Jahr zuvor und fast 20 € mehr als im Wirtschaftsjahr 2006/07.


Allerdings ist diese Kostensteigerung nicht in erster Linie auf eine Verschlechterung der Tiergesundheit zurückzuführen. Vielmehr steht sie im Zusammenhang mit dem verstärkten Einsatz der Circo-Impfung. Vor allem in Betrieben mit Absetzferkelverkauf ist diese Impfung inzwischen Standard geworden. Der Trend weg von therapeutischen Maßnahmen hin zu vorbeugenden Routine- bzw. Impfmaßnahmen setzt sich damit fort.


Ein weiterer Grund für steigende Tierarzt- und Medikamentenkosten ist die zunehmende Wurfgröße. Diese verursacht vor allem bei den Ferkelimpfungen sofort höhere Kosten. Hinzu kommt, dass viele Betriebe ihr Beleg- und Geburtsmanagement verfeinert haben. Hier entstehen Mehrkosten für Präparate zur Zyklus- und Geburtensynchronisation.


Trotzdem sollten auch Betriebe mit hohen Ferkelzahlen die Tierarztkosten kritisch unter die Lupe nehmen. Nicht selten werden Impfmaßnahmen über Jahre routinemäßig fortgeführt, ohne die aktuelle Entwicklung der Erregersituation im Bestand zu prüfen. Dies verursacht Mehrkosten und unnötige Belastungen für die Tiere. Unverzichtbar ist daher eine regelmäßige tierärztliche Bestandsbeurteilung und Erregerdiagnostik.


Ein weiterer Kostenfaktor mit zunehmender Bedeutung ist die Energie. Trotz des spürbaren Rückgangs der Ölpreise ist es hier im letzten Jahr nicht zur erwarteten Entlastung gekommen. Mit 80 € pro Sau lagen die Energiekosten so hoch wie im Vorjahr. In den nächsten Jahren sind weitere Kostensteigerungen zu erwarten.


Energiefresser aufspüren


Um gegenzusteuern, sollte man die Klimaführung im Stall kritisch prüfen. Bereits bei der Bauplanung sollte man auf Lüftungssysteme mit einem möglichst geringen Luftwiderstand achten. Wichtig ist auch, dass man das Liegeverhalten der Tiere beobachtet. Hieran lassen sich oft ohne großen Aufwand Fehler bei der Luftführung erkennen.


Bei gravierenden Problemen ist auch der Einsatz eines Datenloggers sinnvoll, der die wichtigsten Klimadaten aufzeichnet. Bei hohen Energiekosten kann zudem eine Wärmebildkamera helfen. Der überbetriebliche Einsatz dieser Geräte ist recht günstig und macht sich meist nach kurzer Zeit bezahlt.


Abschließend noch ein Blick auf die Remontierungskosten. Diese schlugen im letzten Wirtschaftsjahr im VzF im Schnitt mit rund 150 € pro Sau zu Buche. Das sind 25 bis 30 € mehr als im Vorjahr. Die Mehrkosten sind weitgehend auf die höheren Jungsauenpreise zurückzuführen. Diese wurden aufgrund der höhere Ferkelerlöse entsprechend angehoben.


Dennoch gibt es auch in diesem Bereich Verbesserungsmöglichkeiten. So remontieren viele Betriebe verstärkt, wenn die Marktlage gut ist und mehr Geld zur Verfügung steht. Dies hat jedoch einen entscheidenden Haken: Der Leistungsschub der jungen Tiere kommt oft zu spät zum Tragen, wenn die hohen Ferkelpreise wieder Vergangenheit sind.


Im Optimalfall erfolgt der Jungsauenbezug bzw. eine verstärkte Remontierung antizyklisch, das heißt in Zeiten geringerer Ferkelpreise. Meist sind die Jungsauen in dieser Zeit günstiger. Und die steigenden Leistungen der verjüngten Herde schlagen im nächsten Preishoch zu Buche. Voraussetzung ist natürlich, dass der Betrieb über ausreichende Reserven bei der Liquidität verfügt.

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