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Profis rotten Ratten aus

Lesezeit: 9 Minuten

Friedrich Müller* kämpft in seinem Betrieb mit einer Rattenplage. Vor kurzem hat er einen Profi beauftragt, den Schadnagern zu Leibe zu rücken.


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Einen ruhig dahin plätschernden Fluss empfinden viele Menschen als beruhigend. Nicht so Schweinehalter Friedrich Müller aus Niedersachsen. Denn sein Betrieb liegt nur etwa 400 m von einem Fluss entfernt und ist damit eine ideale Futterquelle für die bevorzugt in Gewässernähe hausenden Wanderratten. Der Betrieb ist für die Schadnager zusätzlich attraktiv, weil der Landwirt als Selbstmischer große Mengen an Getreide und Zukauffutter für 1 500 Aufzuchtferkel und 2 500 Mastschweine lagert. Erschwert ist die Rattenbekämpfung dadurch, dass Familie Müller auch CCM verfüttert. Denn Mais enthält viel Vitamin K, ein Gegenmittel der gebräuchlichsten Rattengifte auf Cumarinbasis. „Aus diesen Gründen sind Ratten bei uns ein immer wiederkehrendes und unvermeidbares Problem“, stellt Friedrich Müller fest.


Bisher führte der Schweinehalter die Bekämpfung überwiegend in Eigenregie durch. Er ging dabei recht unsystematisch vor und hatte das Problem über Jahre nur leidlich im Griff. Seit letztem Herbst stellte er dann fest, dass die Ratten die Köder gar nicht mehr annahmen und sich massenhaft vermehrten. Ein Wechsel der Präparate blieb erfolglos. Immer häufiger fand Friedrich Müller aufgerissene Futtersäcke und Rattenkot (siehe nebenstehenden Kasten). Er ärgerte sich über die hohen Ausgaben für Rattengift, deren Wirkung ausblieb und stellte ernüchtert fest: „Neben dem richtigen Know-how fehlt mir auch einfach die Zeit, die Ratten erfolgreich zu bekämpfen.“


Abrechnung nach Aufwand


Im Frühjahr entscheidet sich Friedrich Müller daher, die Bekämpfung der Ratten an einen Profi abzugeben. Er schaltet Benno Niers von der Firma Stallhygiene Huntenburg aus Bippen ein. Der geprüfte Schadnagerbekämpfer inspiziert alle Gebäude und die gesamte Hofstelle, um das Ausmaß und die Schwerpunkte des Befalls zu ermitteln. Er stellt fest, dass die Schadnager vor allem das Gebäude befallen haben, in dem der Landwirt Zukauffuttermittel lagert und Futter anmischt.


Ratten hausen meistens im Freiland und laufen in der Dämmerung immer auf den selben Wegen zu ihren Futterquellen. Daher ermittelt der Fachmann auch die Laufwege der Tiere und die Schlupf-löcher, durch die sie in die Gebäude gelangen.


Nach der Bestandsaufnahme erstellt Benno Niers ein Angebot mit Leistungskatalog für den Betrieb Müller. „Bei Rattenbefall helfen keine Einzelmaßnahmen, sondern nur eine kontinuierliche und systematische Bekämpfung“, weiß der Bekämpfungsexperte aus langjähriger Erfahrung. Daher umfasst sein Konzept nicht nur die akute Bekämpfung, sondern auch die anschließende kontinuierliche Kontrolle der Schadnager.


In den meisten Betrieben ist auch eine Beratung hinsichtlich der Sauberkeit erforderlich. Denn in unaufgeräumten Ecken in und außerhalb der Gebäude, wie z. B. in lose aufgeschichtetem Material, finden Ratten hervorragende Nist- und Ruheplätze. „Bei Müllers ist diese Beratung allerdings überflüssig, weil der Betrieb bereits vorbildlich aufgeräumt ist“, stellt der Schadnagerbekämpfer fest.


Die Kosten für die Bekämpfungsmaßnahmen rechnet Benno Niers bei jedem Betriebsbesuch nach Aufwand ab. Eine Stunde kostet netto 34,90 €. Dazu kommen die Kosten für das jeweils verteilte Ködermaterial. Köderboxen kosten pro Stück netto 10,50 €. Pro Anfahrt fallen Kosten von 10 € an. Schweinehalter Müller ist mit den Abrechungsmodalitäten nach wie vor zufrieden. Ihm kommt es sehr entgegen, dass er sich nicht langfristig binden und eine Jahrespauschale zahlen muss.


Breite Köderpalette


Gleich nach Vertragsabschluss beginnt Benno Niers mit den Bekämpfungsmaßnahmen. Zum Beködern verwendet er gleichzeitig verschiedene Präparate wie zum Beispiel Schüttköder, Pasten, Festköder in Blockform, Wurfköder und Schaum. Außerdem setzt er gleichzeitig Präparate mit verschiedenen Wirkstoffen ein. „Das ist wichtig, weil Ratten nicht nur bestimmte Präparate, sondern auch einige Wirkstoffe meiden“, weiß der Schadnagerbekämpfer. Zudem liegt der Betrieb Müller innerhalb des nordwestdeutschen Resistenzgebietes, in dem einige Wirkstoffe nicht mehr oder nur noch teilweise wirksam sind (siehe Kasten auf Seite S 20). Auch das berücksichtigt Benno Niers bei der Auswahl der Köder.


Da die übervorsichtigen Ratten ihnen unbekannte Futtermittel häufig meiden, mischt der Schadnagerbekämpfer teil­weise betriebseigenes Getreide unter die Fertigköder. Dabei hat Benno Niers immer im Blick, dass die Ratten an verschiedenen Köderstellen unterschiedliche Köder bevorzugen bzw. meiden.


Besonders achtsam ist der Bekämpfungsexperte beim Auslegen der Köder: Dort, wo Kinder oder Nicht-Zieltiere – vor allem Hunde – mit den Ködern in Kontakt kommen können, arbeitet Benno Niers mit geschlossenen Köderboxen. Nur an unzugänglichen Stellen setzt er zum Beispiel Streuköder ein.


Die Köderboxen von Friedrich Müller platziert Benno Niers neu. Seine Erklärung: „Die Köder müssen sich grundsätzlich direkt auf den Laufwegen der Ratten befinden, sonst rühren die Tiere sie nicht an.“ Friedrich Müller darf die Boxen und das Umfeld nicht verändern. Denn aufgrund ihrer großen Angst vor jeder Veränderung meiden die Ratten sonst die Köderstellen.


Der Schadnagerbekämpfer legt bei Müllers auch neue Köderstellen an. „Das Netz der Köderstellen muss so dicht sein, dass die Ratten sich am Ködermaterial sattfressen und nicht wie bisher an den Futtervorräten“, erläutert der Experte seine Vorgehensweise.


Nachwuchs ausmerzen


Die Schlupflöcher der Ratten, die in Gebäude, Hohlräume oder Zwischendecken führen, schäumt Benno Niers mit einem Kontaktmittel aus. Das Präparat haftet an den Tieren, und sie nehmen es beim Putzen des Fells und der Füße auf. Auf Empfehlung des Experten wartet Friedrich Müller mit dem Abdichten der Schlupflöcher, bis die Ratten sie nicht mehr frequentierten, also verendet sind. Seine Aufgabe ist es auch, die verendeten Ratten so schnell wie möglich im Restmüll zu entsorgen. Das ist aus seuchenhygienischen Gründen erforderlich. Außerdem werden Kinder und Hunde so vor dem Kontakt mit den verendeten Tieren geschützt.


Zu einer nachhaltigen Rattenbekämpfung gehört nach Überzeugung des Experten zwingend das Ausschalten des Nachwuchses. Benno Niers hat einen geübten Blick, um in den Grünflächen rund um die Wirtschaftsgebäude die für Laien kaum sichtbaren Eingänge zu Erdbauen aufzuspüren. Hier ziehen die Ratten ihre Jungen auf. Auf dem Betrieb Müller entdeckt Benno Niers einen Erdbau unter einem Steinhaufen. Den Eingang beködert er mit einem Wurfköder. Erst wenn die Ratten dort sicher ausgemerzt sind, darf der Landwirt den Steinhaufen beseitigen. Sonst überleben die Ratten und suchen sich einen neuen Unterschlupf.


Fünf bis sechs Kontroll­termine pro Jahr


Nachdem der Schadnagerbekämpfer über 30 Köderstellen eingerichtet und beködert hat, vereinbart er mit dem Schweinehalter, die erste Kontrolle in vier Wochen vorzunehmen. Der Abstand der Kontrolltermine richtet sich nach der Entwicklung des Befalls. Wenn das Problem befriedigend gelöst ist, reichen nach Erfahrung von Benno Niers häufig fünf bis sechs Kontrolltermine pro Jahr, um einem erneuten Rattenbefall wirkungsvoll vorzubeugen.


Bei seinen Kontrollterminen überprüft Benno Niers generell jede Köderstelle. Dabei stellt er fest, von welchem Ködermaterial die Ratten wieviel gefressen haben und füllt das Ködermaterial auf. Bei Bedarf wechselt er Köder bzw. Wirkstoffe. Um die Ratten schnellstmöglich ausrotten zu können, müssen die einzelnen Köderstellen immer mit Ködermaterial bestückt sein. Außerdem verhindert man so das Entstehen bzw. Ausbreiten von Resistenzen. Dazu ist die Mitarbeit von Fiedrich Müller erforderlich: Zwischen den Kontrollterminen bestückt er jede leer gefressene Köderstelle erneut.


Damit die Köderboxen für die Nagetiere attraktiv bleiben, säubert Benno Niers die Boxen bei jedem Kontrolltermin. Auch achtet er peinlich darauf, dass die Köder trocken bleiben. Denn die Ratten rühren vergammelte Köder nicht mehr an. Außerdem nimmt die Wirksamkeit der Köder rapide ab, sobald sie feucht werden. Daher tauscht Benno Niers feuchtes Ködermaterial immer vollständig aus.


Friedrich Müller verfolgt die Entwicklung des Rattenbefalls in seinem Betrieb genau. Sobald er abseits der angelegten Köderstellen Spuren von Ratten oder einen verstärkten Befall feststellt, muss er den Bekämpfungsfachmann sofort informieren. „Unterbleibt dies, ist der Erfolg der gesamten Bekämpfung gefährdet, weil ich die Maßnahmen dann nicht entsprechend ausweiten kann“, weiß Experte Benno Niers.


Da Ratten nachts rund 500 m zurücklegen, rät Benno Niers dem Schweinehalter zudem, sich bezüglich der Rattenbekämpfung auch mit seinem Nachbarn abzustimmen.


Maßnahmen sorgfältig ­dokumentieren


Um einen Überblick über die Entwicklung des Befalls und den Erfolg der Maßnahmen zu bekommen, dokumentiert Benno Niers bei jedem Kontrolltermin zusätzlich folgende Punkte:


„Befallsgrad“ jeder Köderstelle,


Befallssituation des gesamten Betriebes und


Gesamtmenge des eingesetzten Ködermaterials.


Diese Dokumentation entspricht auch den Anforderungen von QS. Und Friedrich Müller ist froh, dass der Schadnagerbekämpfer ihm auch diese lästige Aufgabe abnimmt. Die Dokumentationsmappe enthält neben den genannten Punkten zudem alle erforderlichen Infos für den Fall einer Vergiftung.


Nachdem der professionelle Schadnagerbekämpfer innerhalb von drei Monaten viermal auf seinem Betrieb war, zieht Friedrich Müller eine positive Bilanz: „Wir haben viele verendete Ratten gefunden, und der Befall hat sich deutlich reduziert.“ Damit ist der Schweinehalter zufrieden. Und obwohl die Bekämpfung des aktuellen Befalls noch nicht ganz abgeschlossen ist, ist für ihn klar, dass er die Schadnagerkontrolle auch künftig von Benno Niers vornehmen lassen wird. „Ich würde die Kosten dafür zwar gerne einsparen, aber allein komme ich gegen die Rattenplage in meinem Betrieb nicht an“, ist das Fazit des Schweinehalters.


Wir fassen zusammen


Der Betrieb von Schweinehalter Friedrich Müller liegt in der Nähe eines Gewässers. Daher sind Ratten in seinem Betrieb ein unvermeidbares und wiederkehrendes Problem. Im letzten Herbst nahmen die Schadnager die Köder nicht mehr an und die Bekämpfung blieb ­zunehmend erfolglos. Daher schaltet Schweinehalter Müller im Frühjahr Benno Niers, einen geprüften Schadnagerbekämpfer, ein.


Dieser ermittelt vor Ort das Ausmaß und den Schwerpunkt des Befalls. Sodann errichet er in den Schlupflöchern und auf den Laufwegen der Schadnager Köderstellen. Gezielt setzt Benno Niers verschiedene Köder und Wirkstoffe ein. Er kontrolliert die Köderstellen systematisch und kontinuierlich. Eine wichtige Maßnahme ist auch das Ausmerzen des Nachwuchses. Nach drei Monaten und vier Bekämpfungsterminen hat sich der Befall deutlich reduziert.


Friedrich Müller ist mit dem Ergebnis zufrieden und wird die Kontrolle der Schadnager auch künftig von dem professionellen Schadnagerbekämpfer vornehmen lassen.


Christine Kolle

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