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Spritzen müssen clean sein!

Lesezeit: 4 Minuten

Unsaubere Spritzen können zu Impfversagern und Abszessen führen. Über einen aktuellen Fall aus der Praxis berichtet Tierarzt Dr. Torsten Pabst aus Dülmen.


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Wir müssen dringend miteinander reden“, meldete sich der Mäster telefonisch bei Ferkel-erzeuger Wilhelm Heise (Name geändert) aus dem Münsterland. Zwischen beiden bestand seit Jahren eine feste „Ferkel-Partnerschaft“. Bislang gab es noch nie Probleme. Diesmal war der Mäster jedoch kurz angebunden, seinen Ärger konnte man deutlich spüren.


„Ich bin nicht länger bereit, den Impfzuschlag für Deine Ferkel zu zahlen. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob die Tiere überhaupt gegen Circo geimpft wurden“, schimpfte sich der Mäster den Frust von der Seele.


Wirkt die Impfung nicht?

Denn wie lasse sich sonst erklären, argumentierte er, dass im Maststall plötzlich wieder typische Circo-Symptome auftreten? Ein Teil der Läufer kümmere, die Gruppen wüchsen deutlich auseinander und morgens würden immer wieder tote Tiere in der Bucht liegen. Die Symptome seien ähnlich wie vor zwölf Jahren, vor dem Start der Circo-Impfung.


Heise war geschockt. Er ein Betrüger? Er hatte die Impfungen bei seinen 550 Sauen immer regelmäßig und korrekt durchgeführt. Das konnte er mit jedem einzelnen Abgabebeleg seines Tierarztes belegen. Oder wollte der Mäster womöglich nur den Preis drücken?


Bei Lichte besehen musste Heise jedoch eingestehen, dass es auch im eigenen Betrieb Probleme gab. Obwohl er die Ferkel seit gut einem Jahr gegen die Ödemkrankheit impfte, gab es im Flatdeck neuerdings wieder Ferkel, die auf der Seite lagen und mit den Beinen ruderten. Etliche davon verendeten qualvoll. Wirkten die Impfungen nicht mehr zuverlässig? Hatten sich die Erreger verändert, oder lag es womöglich an den Impfstoffen selbst?


Verunreinigtes Wasser?

Heise rief seinen Tierarzt an. Um den Ödemproblemen auf den Grund zu gehen, nahmen die beiden zunächst das Tränkewasser unter die Lupe. Die Laboranalyse ergab, dass das Wasser, das aus den Tränkenippeln kam, keimbelastet war. Auf Anraten seines Tierarztes spülte Heise daraufhin das komplette Leitungssystem gründlich und desinfizierte anschließend die Anlage.


Zusätzlich erhöhte der Landwirt den Rohfasergehalt im Absetzfutter von 4 auf 6%, senkte den Kalziumgehalt der Mischung auf 0,6% ab und mischte 1% Futtersäure ins Absetzfutter. Doch die Ödemprobleme bekam er dennoch nicht in den Griff.


Da beide Impfungen unzureichend funktionierten, konnte es kaum an den Impfstoffen liegen. Aber vielleicht am Impfen selbst. Der Tierarzt ließ sich deshalb von Heise zeigen, wie er beim Impfen vorgeht. Außerdem kontrollierte er die Spritzen und die Impfstoffe.


Keimbelastete Spritzen:

Beides lag zwar im Kühlschrank. Heise hatte die Flaschen morgens frisch aufgesetzt. Die Spritzen machten jedoch nicht den saubersten Eindruck. Der Tierarzt nahm deshalb die Spritzen und Impfstoffflaschen zur Untersuchung mit ins Labor.Und siehe da: Der Inhalt beider Impfstoffflaschen war stark verkeimt. Und am Dorn der Automatikspritze ließen sich Colikeime und Streptokokken nachweisen. Da lag also der Hase im Pfeffer. Die Spritzen waren vermutlich nach dem Gebrauch nicht sorgfältig gereinigt worden, sodass die Keime über den Dorn der Spritze in die neu aufgesetzten Impfstoffflaschen wandern konnten. Auf diese Weise hatte Heise die geimpften Tiere systematisch mit krankmachenden Keimen infiziert. Kein Wunder also, dass im Flatdeck und im Maststall immer wieder so massive Probleme auftraten.


Auf Anraten seines Tierarztes tauschte Heise daraufhin sofort die Automatikspritzen gegen neue aus, die er seitdem nach jedem Einsatz sorgfältig reinigt und desinfiziert. Die kontaminierten Impfstoffreste entsorgte der Tierarzt sofort. Und bei künftigen Impfungen verwendet Heise – soweit sie angeboten werden – jetzt kleinere Impfstoffgebinde, sodass kaum Restmengen übrig bleiben.


Streptokokken und Coli-Keime:

Ein Einzelfall? Leider nein! Dr. Thomas Vogelmayer von der Vet Clinik im österreichischen Traunstein hat vor zwei Jahren in 20 Schweine haltenden Betrieben Tupferproben aus den Zylindern der dort verwendeten Spritzen genommen und auf Bakterien bzw. Pilze untersuchen lassen.


Die Betriebe hatten zwar keine Probleme mit Impfversagern oder ungewollten Impfreaktionen. Doch keine einzige der untersuchten Spritzen erwies sich als „sauber“. In einigen ließ sich stattdessen eine bunte Mischung aus Streptokokken, Entero- und Coli-Bakterien sowie Pseudomonaden nachweisen. Und in elf Fällen waren die Erreger bereits in die aufgesattelten Impfstoffflaschen gewandert.


Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine Untersuchung des Schweinegesundheitsdienstes Hannover aus dem vergangenen Jahr (siehe Kasten). Dort hat man 18 Kunststoff-Automatikspritzen aus neun Ferkelerzeugerbetrieben mit 150 bis 1600 Sauen unter die Lupe genommen. Auch hier konnte man in 14 der 18 Spritzen Keime, Hefen und Pilze nachweisen.


Die Untersuchungen verdeutlichen, wie wichtig es ist, die Spritzen nach Gebrauch zu reinigen und zu desinfizieren. Wie Sie dabei vorgehen sollten, ist im Bildbeitrag rechts ausführlich beschrieben. Vergessen Sie zudem nicht, die Kanülen zu wechseln, und lagern Sie die gereinigten Spritzen trocken und staubfrei in einem verschließbaren Behälter oder Beutel.-lh-

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