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Unterflur-Gülleschieber: Technik ist ausgereift

Lesezeit: 7 Minuten

In der Agrargenossenschaft Elbeland befördern Unterflur-Gülleschieber die Sauengülle aus dem Stall. Anlagenleiter Frank Schirmer hat gerade den sechsten Stall ausgerüstet.


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Im Schweinestall sind das Wechselstauverfahren und die Badewannenentmistung mit Rohrentleerung die beiden am häufigsten eingebauten Flüssigmistsysteme. Sind die Kanäle über 30 m lang oder die Wannen größer als 8 x 8 m, werden zur Sicherheit oft Spülleitungen installiert.


Doch selbst eine zusätzlich eingebaute Spülleitung ist kein Garant dafür, dass die Gülle immer hundertprozentig sicher aus dem Stall fließt. Erhebliche Probleme gibt es z. B., wenn im Stall mit Stroh gearbeitet wird oder andere rohfaserhaltige Materialien verfüttert werden. Betriebe, die im Liegebereich der tragenden Sauen Tiefstreu und im Fütterungsbereich Güllekanäle errichtet haben, können ein Lied davon singen. Und sollte der Einsatz von größeren Rohfasermengen in Zukunft gar gesetzlich vorgeschrieben werden, droht vielen Entmistungsverfahren der Kollaps.


Gülle unterflur schieben:

Verschiedene Stalleinrichter bzw. Stallbaufirmen bieten deshalb wieder Gülleschieber an. Im Rindviehstall ist die Technik weit verbreitet. Hier arbeiten die Schieber in der Regel direkt im Laufbereich der Kühe. Beim Einsatz im Schweinestall ist das nicht möglich. Hier müssen Unterflur-Gülleschieber eingesetzt werden, die unter den Spaltenböden arbeiten. Denn Schweine legen sich gerade im Sommer auch in den Mistbereich.


Das Funktionsprinzip des Gülleschiebers ist einfach: In jedem Kanal läuft ein Schieber auf Gleitkufen auf einer planbefestigten Betonfläche. Seitliche Führungsschienen bzw. -rollen sorgen dafür, dass er sich nicht verkantet. Gezogen wird der Schieber von Elektromotoren, die über ein Drahtseil mit dem Schieber verbunden sind.


Wie oft die Gülle aus dem Kanal geschoben wird, lässt sich individuell einstellen. Das kann mehrmals täglich oder wöchentlich geschehen. Die Gülle wird in einen zentralen Sammelkanal geschoben und von dort ins Außenlager umgepumpt. Alternativ kann man den Sammelkanal ebenfalls mit einem Gülleschieber ausrüsten.


Ausgereifte Technik:

Viele Schweinehalter sehen das System Gülleschieber bislang kritisch. „Die Technik ist viel zu störanfällig, die Seile reißen und das meistens an Feiertagen oder am Wochenende. Außerdem habe ich keine Lust, kaputte Seile unten im Güllekeller zu reparieren, ich kann mir echt Schöneres vorstellen“, bekommt man zu hören, wenn man über das Verfahren spricht.


Es gibt aber auch Fürsprecher. Zu ihnen gehört Frank Schirmer, Anlagenleiter der Agrargenossenschaft Elbeland in Scharlibbe. Der Betrieb liegt östlich von Stendal in Sachsen-Anhalt und hält gut 1 200 Sauen, der Großteil der Ferkel wird mit ca. 28 kg Lebendgewicht an mehrere Mastbetriebe verkauft.


Schirmer setzt im Deckzentrum und Wartestall seit über 25 Jahren Gülleschieber ein. „Zugegeben, zu DDR-Zeiten hatten wir häufiger Probleme mit gerissenen Seilen oder durchgeschmorten Antriebsmotoren. Inzwischen ist die Technik aber ausgereift, sie läuft sicher. Bei uns hat sich in den letzten sechs Jahren nur ein einziges Mal eine Seilklemme gelöst, und die Anlage stand kurzzeitig still“, berichtet Frank Schirmer.


Neben der hohen Betriebssicherheit ist dem Landwirt vor allem wichtig, dass die Kanäle hundertprozentig entleert werden, Sinkschichten sind ihm ein Graus. „Zu viel alte Gülle im Kanal schadet der Tiergesundheit“, argumentiert der Unternehmer.


2,4 m breite Schieber:

Erst vor wenigen Monaten hat Schirmer wieder vier neue Gülleschieber eingebaut, sie arbeiten in einem der drei runderneuerten Warteställe der Agrargenossenschaft. Im Stall stehen die Sauen in zwei Doppelreihen in Selbstfang-Fressliegebuchten. Zwischen je zwei Kastenstandreihen mit gut 3 m breitem Bewegungsbereich befinden sich zwei je 2,4 m breite und 40 cm tiefe Güllekanäle, die mit Betonspaltenböden ausgelegt sind. Außerhalb des Stalles unter dem Querverbinder verläuft der zentrale Sammelkanal, der ebenfalls per Schieber entmistet wird.


In jedem der beiden Güllekanäle sitzt ein Schieber (siehe Übersicht 1). Die Antriebsmotoren sind am Kopfende des Stalles oberhalb der Spalten und somit außerhalb des Güllebereichs montiert. Unterhalb der Motoren und an der gegenüberliegenden Kopfwand sitzt in jedem Kanal eine Umlenkrolle aus Kunststoff, die das Drahtseil führt. Andere elektronische Bauteile wie Endabschalter benötigt das System nicht.


Beim Entleeren der Kanäle wird der eine Schieber in Arbeitsposition Richtung Sammelkanal gezogen, der andere Schieber fährt parallel dazu in Leerlaufstellung zurück. Dabei wickelt ein Antriebsmotor das Drahtseil auf, der andere ab. Bei der nächsten „Fahrt“ läuft es dann andersherum. Die Schieber gleiten nahezu lautlos und ohne anzuecken durch die Kanäle. „Eine hohe Fertigungsgenau-igkeit beim Bau erspart einem nachher viel Ärger“, betont Frank Schirmer.


Motorsteuerung wichtig:

Zu den anfälligsten Bauteilen der Technik gehören die Antriebsmotoren. Um diese zu schonen, sollten sie immer nur in eine Richtung ziehen. Ein Motor, der einmal links- und dann wieder rechtsherum zieht, geht schneller kaputt. „Die Motorsteuerung muss stimmen“, betont Frank Schirmer.


Zudem muss die Leistung der Motoren zur Größe des Entmistungssystems passen. In Scharlibbe sitzen in dem etwa 50 m langen Sauenstall zwei Motoren mit je 0,75 kW-Leistung. Wichtig ist auch, dass die Motoren langsam anlaufen. Denn das schont das Material und so ist sichergestellt, dass sich kein Schieber im Kanal verkantet.


Zu den großen Vorteilen der neuen in Scharlibbe installierten Motorengene-ration zählt auch die lastabhängige Abschaltung. Hierbei schaltet der Motor sofort aus, sobald die Stromaufnahme ein zuvor eingestelltes Maß überschreitet. Das passiert z. B., wenn der Schieber an einem Hindernis hängenbleibt oder am Kanalende ankommt. Dann muss Frank Schirmer den Schieber per Handsteuerung einen Meter zurückfahren und das Hindernis im Kanal beseitigen. Das kommt aber nur äußerst selten vor.


Schieber laufen täglich.

Frank Schirmer hat seine Anlage so eingestellt, dass jeder Kanal jeden zweiten Tag leergeräumt wird. „So habe ich einerseits immer wenig Gülle im Kanal, was vor allem der Stallluftqualität zugute kommt. Andererseits sind die Stromkosten bei diesen Zeitabständen minimal, jede Fahrt kostet mich nur 4 Cent“, hat der Anlagenleiter ausgerechnet.


Um die Stromkosten so niedrig wie möglich zu halten, laufen die Schieber im Winter ausschließlich in den Abend- und Nachtstunden. Zum einen kann man dadurch den günstigeren Nachtstrom nutzen, zum anderen vermeidet Frank Schirmer zusätzliche Stromspitzen.


Im Sommer, wenn die betriebseigene Photovoltaikanlage Strom liefert, laufen sie dagegen tagsüber. „Mit ein bisschen Planung kann man die Stromkosten also problemlos im einstelligen Centbereich halten. Und im Gegensatz zum Wechselstau- oder anderen Entmistungsverfahren läuft die Technik vollautomatisch. Daher brauche ich keine Arbeitszeit einzuplanen“, argumentiert Schirmer.


Kopfzerbrechen bereitet dem Unternehmer derzeit noch der Übergabebereich zwischen Gülle- und Sammelkanal. Dort wo das Kot-Harngemisch in den Sammelkanal fällt, muss eine 30 cm hohe Öffnung sein. Diese Öffnung ist zwar mit einer Gummilippe versehen, trotzdem dringt hier immer wieder Falschluft in den Stall ein. Die Gummilippe schließt einfach nicht dicht genug.


Nebelversuche haben gezeigt, dass die Falschluft bis zu 10 m in den Stall vordringt und dabei Schadgase in den Sauenbereich trägt. Derzeit sucht Frank Schirmer noch nach Lösungswegen, wie er die Falschluftproblematik beheben kann.


Beim nächsten Stallneubau würde er den Sammelkanal wahrscheinlich direkt im Stallabteil einbauen und diesen Querkanal über ein Kunststoffrohr in den eigentlichen Sammelkanal im Zen-tralgang entleeren (vergleiche Übersicht 2).


10 000 € pro Doppelkanal:

Hinsichtlich der Investitionskosten schneidet der Unterflur-Gülleschieber teurer ab als zum Beispiel das Wechselstauverfahren. Allein die Schiebertechnik kostet rund 10 000 € pro Doppelkanal.


Frank Schirmer ist sich trotzdem sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Er erklärt: „In den Altgebäuden konnten wir nicht tiefer ausschachten. Und 40 cm flache Kanäle bei 50 m Stalllänge im Wechselstauverfahren zu betreiben, das wollte ich nicht riskieren. Ich hätte auf jeden Fall eine Spülleitung installieren müssen. Und deren Bedienung frisst viel Zeit, Zeit die mir für die Tierbetreuung fehlt. Einen Mixer wollte ich auch nicht im Stall haben. Die Güllegase haben in anderen Betrieben schon großen Schaden angerichtet. Da gefällt mir der vollautomatische Unterflur-Gülleschieber, um den ich mich nicht kümmern muss, viel besser.“


Dr. Manfred Weber


LLFG Iden

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