In der Endmast geht die Futterverwertung rasant in den Keller. Welchen Einfluss das auf das optimale Verkaufsgewicht hat, zeigen Dr. Friedhelm Adam und Ludger Bütfering, Landwirtschaftskammer NRW.
Über das optimale Verkaufsgewicht in der Mast wird insbesondere in Zeiten hoher Futterpreise heiß diskutiert. Fakt ist: Steigt der Futterpreis, müssen die Tiere leichter an den Haken. Denn in der Endmast geht die Futterverwertung rasant in den Keller. Und jedes zusätzliche Kilogramm Gewicht wird teuer erkauft.
Fütterungsexperten geben an, dass die Futterverwertung zum Mastende auf 1 : 4, bei zur Verfettung neigenden Tieren sogar auf bis zu 1 : 5 absacken kann. Exakte Daten zur Futterverwertung in der Endmast sind bislang weitgehend Fehlanzeige. Entsprechend schwierig ist es, das optimale Verkaufsgewicht betriebsindividuell zu ermitteln.
Exaktversuch mit 364 Tieren
Um Licht ins Dunkel zu bringen, hat das Landwirtschaftszentrum Haus Düsse die Einzeltierdaten aus dem letzten Warentest 2008 aufgearbeitet. Es wurden die Futteraufnahme und die Wachstumsleistungen von 364 Kreuzungstieren ausgewertet. Die jeweils zur Hälfte aus Sauen und Kastraten bestehende Prüfgruppe wurde in Einzelhaltung an Trockenfutterautomaten mit pelletiertem Standard-LPA-Futter versorgt.
Die Hälfte der Schweine wurde dabei in der Endmast rationiert und die andere Hälfte satt gefüttert. Die Rationierung begann bei ca. 70 kg Lebendgewicht und begrenzte die Energieaufnahme bei den Sauen auf 35 MJ ME und bei den Kastraten auf 36 MJ ME am Tag.
Im Fokus standen zunächst die biologischen Leistungen in der Endmast. Jedes Tier musste daher ab 90 kg Lebendgewicht wöchentlich einzeln auf die Waage. Mit Hilfe der erfassten täglichen Zunahmen und der Futteraufnahme wurden dann exakte Werte für die Futterwertung in den einzelnen Abschnitten der Endmast ermittelt.
Zunächst zu den täglichen Zunahmen. Unter Berücksichtigung der Einzelhaltung wurden im Mittel des gesamten Versuchs hohe Tageszunahmen von 887 g erzielt. Besonders interessant sind aber die Leistungen ab 90 kg Lebendgewicht. Die satt gefütterten Tiere erzielten im Bereich von 90 bis 95 kg Lebendgewicht Tageszunahmen von 944 g. Im selben Abschnitt lagen die Zunahmen der rationierten Schweine mit gut 870 g pro Tag erwartungsgemäß tiefer.
Bei beiden Gruppen gingen die täglichen Zunahmen mit steigendem Lebendgewicht spürbar zurück. Wobei im Mittel eine nahezu lineare Abnahme feststellbar ist. Die satt gefütterten Tiere erzielten im Bereich zwischen 115 und 120 kg Lebendgewicht noch knapp 890 g und die rationiert gefütterten Schweine knapp 750 g tägliche Zunahme.
Daraus lässt sich für die Endmast zwischen 90 und 120 kg Lebendgewicht Folgendes ableiten:
Sattfütterung: Je 10 kg mehr Lebendgewicht sinkt die Tageszunahme um 30 g.
Rationierung: Je 10 kg mehr Lebendgewicht sinkt die Tageszunahme um 60 g.
Futterverwertung wirdimmer schlechter
Im nächsten Schritt wurde bei den rationiert gefütterten Schweinen die Futterverwertung ermittelt. Diese lag im Mittel der gesamten Mast bei 1 : 2,57. Dieser sehr gute Wert ist in Verbindung mit der Haltungsform und der Fütterung im Prüfstall zu sehen.
In der Endmast steigt der Futterverbrauch je kg Zuwachs aber deutlich an. (siehe Übersicht 1). Die untere Kur-ve steht dabei für die Ergebnisse des Düsser Mastversuches. Es wird deutlich, dass sich die Futterverwertung bereits bei 90 bis 95 kg Lebendgwicht auf 1: 3,07 verschlechtert. Mit steigendem Mastgewicht beschleunigt sich die Verschlechterung der Futterverwertung sogar. Bei den 115 bis 120 kg schweren Schweinen wurde bereis ein Futterverbrauch von 3,77 kg je kg Zuwachs ermittelt. Der Kurvenverlauf ist nahezu linear: Steigt das Lebendgewicht um 10 kg, ist mit einer Verschlechterung der Futterverwertung um jeweils etwa 0,3 Punkte zu rechnen.
Aus den Ergebnissen des Versuchs wurden dann Werte für Praxisbetriebe abgeleitet. Denn hier ist die Futterverwertung meist deutlich schlechter. In vielen Betrieben liegt die Futterverwertung aktuell bei etwa 1 : 2,90. Die gelbe Kurve in Übersicht 1 zeigt den Verlauf der Futterverwertung auf diesem mittleren Praxisniveau. In diesem Fall verschlechtert sich die Futterverwertung ab 115 kg Tiergewicht bereits auf mehr als 1 : 4.
Noch dramatischer ist die Entwicklung in einem Betrieb mit einer mittleren Futterverwertung von 1 : 3,10. Diese ist in der Praxis durchaus anzutreffen. In diesem Betrieb verbrauchen die Tiere bereits ab einem Gewicht von 105 kg nahezu 4 kg Futter für 1 kg Zuwachs. Kurz vor dem Verkauf verschlechtert sich die Futterverwertung auf diesem Niveau sogar fast auf 1 : 4,4! In diesem Fall wird jedes zusätzliche Kilogramm Gewicht sehr teuer erkauft – selbst bei günstigen Futterpreisen. Die Tiere müssen daher unbedingt rechtzeitig verkauft werden.
Excel-Programm berechnetoptimales Endgewicht
Neben der Futterverwertung bzw. den Futterkosten haben auch der Schlacht-erlös und damit die Klassifizierung sowie das Abrechnungsmodell großen Einfluss auf das optimale Verkaufsgewicht. Um diese Faktoren zu berücksichtigen, wurde ein Rechenmodell auf Basis der Excel-Tabellenkalkulation entwickelt.
Das Programm benötigt zunächst eine ausreichend große Anzahl Informationen über bereits verkaufte Schlachttiere. Aus diesen Daten der AutoFOM-Schlacht-abrechnung wird der Mehrerlös (Grenz-erlös) je zusätzlich erzeugtem Kilogramm Schlachtgewicht ermittelt. Dem werden die Grenzkosten gegenübergestellt. Hier haben vor allem die Futterkosten großen Einfluss.
Abschließend wird anhand der Grenz-erlöse und Grenzkosten der Grenzgewinn je kg Schlachtgewicht ermittelt. Sobald dieser den positiven Bereich verlässt, ist das optimale Verkaufsgewicht bereits überschritten.
Die Anwendung ermöglicht z. B., den Einfluss der Preisnotierung auf das optimale Verkaufsgewicht zu errechnen. Um die gleichzeitige Auswirkung der Faktoren zu verdeutlichen, wurden mit Hilfe der INFOSYS-Datenbank die Ergebnisse von ca. 350 000 Schlachtschweinen eingelesen, die bei Tönnies geschlachtet und nach dessen aktuellem Abrechungsmodell bezahlt wurden. Der Futterpreis wurde auf 22 €/dt festgesetzt und die Preis-notierung zwischen 1,45 und 1,70 €/Indexpunkt variiert. Zudem wurden die Tie-re anhand ihres AutoFOM-Bauchfleisch-anteils in Klassen eingeteilt. Das trägt den unterschiedlichen Schlachtschweinetypen Rechnung.
Übersicht 2 auf Seite S 29 zeigt, dass fettere Tiere mit einem Bauchfleisch-anteil von 48 bis 50 % bei AutoFOM-Vermarktung in jedem Fall schwerer an den Haken müssen als fleischreiche Tiere. Ein typischer Mastbetrieb mit einem mittleren Bauchfleischanteil von 52 bis 54 % sollte bei einem Futterpreis von 22 €/dt und einem Basispreis von 1,55 €/Indexpunkt ein durchschnittliches Verkaufsgewicht von etwa 95 kg anstreben.
Insgesamt lässt die Kalkulation bei einem festgesetzten Futterpreis von 22 €/dt folgende Schlussfolgerung zu:
Bei fetteren Tieren steigert jede Erhöhung des Preisfaktors je Indexpunkt um 10 Cent das optimale Schlachtgewicht um etwa 1 kg.
Bei mageren Tieren steigert jede Erhöhung des Preisfaktors je Indexpunkt um 10 Cent das optimale Schlachtgewicht nur um ca. 0,5 kg.
Einen größeren Einfluss als das Preisniveau hat aber der Futterpreis (siehe Übersicht 3). Basis dieser Darstellung ist ein Preisniveau von 1,55 €/Indexpunkt. Es wird deutlich, dass das optimale Schlachtgewicht mit steigenden Futterpreisen spürbar zurückgeht. In der Grafik lässt sich ablesen, dass ein Betrieb mit einem durchschnittlichen Bauchfleischanteil von 52 bis 54 % bei Futterkosten von 22 €/dt ein Schlachtgewicht von gut 95 kg anstreben sollte. Steigt der Futterpreis auf 26 €/dt, sinkt das optimale Verkaufsgewicht um fast 2 kg.
Auch beim Einfluss des Futterpreises auf das optimale Verkaufsgewicht lässt sich eine Faustzahl festhalten: Steigt der Futterpreis um 2 €/dt, sinkt das optimale Verkaufsgewicht um rund 1 kg.
Jeder Betrieb mussindividuell rechnen
Die Faustzahlen sind aber nur eine Richtschnur. Für eine zielgenaue Vermarktung muss man das Verkaufsgewicht betriebsindividuell berechnen. Hierfür ist die bereits erwähnte Excel-Anwendung mit weiteren Eingabefeldern für betriebseigene Kennzahlen ausgestattet.
Zunächst werden aus einer Datenbank (INFOSYS, MAIS etc.) die betriebseigenen Schlachtgewichte und die Indexpunkte pro Tier heruntergeladen und eingefügt. Theoretisch ist es auch möglich, die Daten von Hand einzugeben. Wichtig ist aber, dass genügend Tiere zur Verfügung stehen. Denn die Daten werden anhand ihres Schlachtgewichtes in Klassen von 84 bis 104 kg eingeteilt. Wobei jede Klasse einen Gewichtsbereich von 2 kg umfasst. Daraus ermittelt das Programm dann in Verbindung mit dem Preisfaktor den Grenzerlös des jeweils zusätzlich erzeugten kg Schlachtgewichtes in der Klasse.
Im nächsten Schritt erfolgt die Eingabe der betriebseigenen Kennzahlen zur Mast. Hierzu gehören die mittleren Tageszunahmen, die mittlere Futterverwertung, der Futterpreis sowie die Ausschlachtung. Mit Hilfe der Daten aus dem Düsser Warentest kalkuliert das Programm hieraus die Futterverwertung in den letzten Phasen der Endmast. Dies erhöht die Genauigkeit im Vergleich zu bisherigen Programmen zur Optimierung der Vermarktung.
Um die Produktionskosten genau zu erfassen, werden zudem Daten zu den Festkosten, Arbeitskosten und zum Zinsansatz erfasst. Als Ergebnis weist das Programm für jede Gewichtsklasse den Grenzgewinn je kg SG aus. Das optimale Schlachtgewicht ist erreicht, wenn der Grenzgewinn gerade noch positiv ist.
Die neue Excel-Anwendung steht in Kürze allen Betrieben in der Beratung der Landwirtschaftskammer NRW zur Verfügung. Wobei die Auswertung durch die Berater erfolgt. Bei Bedarf kann die Auswertung auch Betrieben außerhalb der Kammerberatung bzw. außerhalb Nord-rhein-Westfalens angeboten werden. Voraussetzung ist die Kenntnis der erforderlichen betrieblichen Kennzahlen.
Fazit
Auf Grundlage des Düsser Warentests wurden die Tageszunahmen und die Futterverwertung in der Endmast exakt analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass die Futterverwertung in Praxisbetrieben zum Mastende auf mehr als 1:4 abfallen kann. Es ist daher unverzichtbar, das optimale Verkaufsgewicht genau zu bestimmen. Hilfreich ist hierbei eine neue Excel-Anwendung, die das optimale Mastend-gewicht je nach Futterpreis, Markterlös und biologischen Leistungen betriebsindividuell bestimmt.