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Was ist dran am Arzneimittel-Skandal?

Lesezeit: 3 Minuten

I m Visier der Ermittlungsbehörden standen zu Beginn des Arzneimittel-Skandals zunächst die beiden niederbay-erischen Tierärzte Andreas Gruss und Roland Fechter. Beide haben auch in großem Umfang Landwirte in Österreich betreut. Die Staatsanwaltschaft Regens-burg ermittelt nach eigenen Angaben auch gegen elf nichtselbständige Tierärz-te. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um Angestellte der beiden Praxen. Auslöser für die Ermittlungen waren Strafanzeigen einer österreichischen Tierschutzgruppe mit dem Namen Vier Pfoten. Die Tierschützer hatten seit langem bei Tierärzten und Schweinehal-tern in Österreich und Bayern recher-chiert und veröffentlichten ihre Ergeb-nisse Anfang Januar unter dem Titel Gesundheitsrisiko Schweinefleisch. Gerüchten zufolge soll die Tierschutz-gruppe eng mit der Bayer Austria AG und mit österreichischen Veterinären zu-sammengearbeitet haben. Bayer bestrei-tet dies jedoch heftig. Die Tierschutz-gruppe habe Bayer im Herbst 2000 nur umfangreiche Information vorgelegt, heißt es in einer Pressemitteilung des Konzerns. Bayer musste zuvor in Öster-reich erhebliche Umsatzeinbußen hin-nehmen, weil Nachbauprodukte des Bay-erPräparates Baytril das teurere Ori-ginal vom Markt verdrängten. Seit der ersten Großrazzia am 18. Ja-nuar dieses Jahres veranlasste die Staats-anwaltschaft Regensburg ca. 60 Durch-suchungen, davon etwa 40 auf landwirt-schaftlichen Betrieben. Nach Auskunft des leitenden Oberstaatsanwalts verdich-ten sich dabei folgende Vorwürfe: Umfangreicher Versandhandel von apothekenpflichtigen Medikamenten; Abgabe von Medikamenten ohne Untersuchung des Tierbestandes; Umfüllen und Umetikettieren von Medikamenten und anschließender Ver-kauf als Eigenprodukte. Geflügelmittel als Präparat für Schweine etikettiert So wurde offenbar das Präparat Bay-tril 10 % orale Lösung, das zur Trink-wassermedikation für Geflügel zugelas-sen ist, umgefüllt und als Injektionslösung für Schweine deklariert und verkauft. Insider nennen in diesem Zusammenhang weitere Beispiele: So soll das für Rinder zugelassene fiebersenkende Schmerzmittel Metacam unter dem Namen Straubinger Power als Arznei-mittel für die Behandlung von Schweinen abgegeben worden sein. Darüber hinaus wurden offenbar auch chemische Reinsubstanzen wie das Anti-biotikum Chlortetracyclin (CTC) in gro-ßen Mengen an Landwirte abgegeben. CTC ist zwar für Schweine zugelassen, der Handel mit Reinsubstanzen aber nicht erlaubt. Wachstumshormone wurden laut Staatsanwaltschaft bisher jedoch nicht gefunden. Auch von anderen Mitteln, wie dem seit Jahren nicht mehr zugelas-senen Chloramphenicol, war keine Rede. Dennoch könnte es gerade für Fech-ter eng werden. Die Staatsanwaltschaft ließ ihn Ende Januar wegen Verdunke-lungsgefahr in Untersuchungshaft neh-men. Fechters Mitarbeiter, so heißt es, hätten versucht, Medikamente von Landwirten zurückzukaufen. Und der bayerische Justizminister Weiß hat angedroht, Tierärzten notfalls das gesamte Vermögen zu entziehen, wenn sie nachweislich Landwirte illegal mit Medikamenten versorgt haben. Währenddessen scheint der Arznei-mittelSkandal weitere Kreise zu zie-hen. Nach Auskunft der Bundestierärz-tekammer werde inzwischen gegen drei bis vier weitere bayerische Tierärzte er-mittelt. Und auch außerhalb Bayerns wurden die Behörden inzwischen tätig. Im baden-württembergischen Ravens-burg ermitteln die Justizbehörden in fünf Fällen. Und in Thüringen steht laut Presseberichten eine Veterinärgesell-schaft in Verdacht, Tierärzte durch Knebelverträge an sich gebunden zu haben. Von hier aus sollen auch Kon-takte nach Sachsen-Anhalt und Hessen bestanden haben. Welche Verdachtsmomente sich er-härten, bleibt abzuwarten. Denn die Staatsanwaltschaften halten sich mit Hinweis auf die laufenden Ermittlun-gen bedeckt. Und häufig handelt es sich zunächst auch nur um einen Anfangs-verdacht. In einigen Fällen relativierten sich die in der Presse aufgebauschten Meldungen im Nachhinein. So wurden z. B. in dem vermeintlichen Skandal in Osterfeld in Sachsen-Anhalt während einer Razzia in dem unter Verdacht ste-henden 2 000er Mastbetrieb nur zuge-lassene Medikamente entdeckt aller-dings in auffallend großen Mengen. Dorsch/Lehnert

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