Am Schweinemarkt sind Stimmung und Preise im Keller. Ein Lebendangebot von gerade mal 840.000 Schlachtschweinen pro Woche überfordert den Markt. „Vor zwei Jahren wären uns solche Stückzahlen zu Rekordpreisen aus den Händen gerissen worden“, erklärt ein Viehhändler.
Die Probleme sind bekannt:
- Noch immer schwächelt der Absatz im In- und Ausland, weil Veranstaltungen und Familienfeiern coronabedingt nur eingeschränkt stattfinden.
- In China sind die Preise abgestürzt. Das Land blockt zunehmend ausländische Angebote. EU-weit sollen mittlerweile 23 Schlachtbetriebe wegen fadenscheiniger Gründe von der Lieferliste geflogen sein.
- Während bei uns die Schlachtzahlen schrumpfen, steigen Menge und Stückzahlen EU-weit.
Marktteilnehmer sehen auch keine schnelle Preiserholung bei den Schweinen. Die vollen Kühlhäuser und der überversorgte EU-Markt werde wohl für anhaltenden Druck sorgen, heißt es. „Der Boden ist nun aber erreicht“, meint ein Marktkenner. Über niedrige Preise könne man sicherlich mehr absetzen. „Wir sind weltweit mittlerweile Preisschlusslicht“, ergänzt er.
In der Tat braucht der EU-Schweinemarkt für bessere Preise die Drittlandexporte. Laut EU-Kommission führte die Gemeinschaft im ersten Halbjahr über 2,8 Mio. t aus – neuer Rekord. Deutschland profitiert davon zwar nicht direkt, weil es wegen ASP am Weltmarkt weitgehend abgemeldet ist. „Wenn Spanien oder Dänemark exportieren, hilft das aber auch uns“, erklärt ein Marktteilnehmer.
Ferkel: Historisches Tief
Der deutsche Ferkelmarkt steht vor einem Scherbenhaufen. Trotz historisch niedriger Ferkelpreise reicht die Einstallbereitschaft bisher nicht, um die Ferkelnotierungen zu stabilisieren. Die Notierung für den Nordwesten ist auf 20 € pro 25 kg-Ferkel abgerutscht und markiert den tiefsten Stand seit der Jahrtausendwende.
Sauenhalter ächzen zudem unter den hohen Futterkosten. Erzeugervertreter warnen: „Wenn das nicht schnell besser wird, verlieren wir in den nächsten Monaten jeden fünften Sauenhalter.“
Besserung zeichnet sich aber bisher nicht ab, weil die Nachfrage im Herbst ohnehin eher schwächelt. „Ich befürchte, dass der Oktober für den Ferkelmarkt noch sehr schwierig wird“, erklärt ein Marktkenner. Gewöhnlich zieht die Nachfrage etwa ab Mitte November zwar wieder an, weil diese Tiere erst im Februar/März schlachtreif sind. „Dann sind die Schweinepreise meist besser“, erklärt ein Händler. Ob das 2021/22 genauso ist, will er nicht garantieren. Aber der Markt könne sich eben auch schnell drehen, meint er.
In der Tat stehen aktuell wohl etliche Mastställe leer. Sobald die Zuversicht steigt oder die Futterkosten sinken, wird die Nachfrage nach Einstalltieren wohl schnell anziehen.
Hiesige Ferkelerzeuger könnten zudem auch von der Diskussion um 5xD profitieren. Wenn alle Handelsketten auf diesen Zug aufspringen, würde es für deutsche Ferkel spürbare Preisaufschläge geben, sagen Branchenkenner.