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PRRS-Sanierung in Dänemark: Das sind die Erfolge

40 Betriebe haben das größte PRRS-Programm Dänemarks erfolgreich abgeschlossen. Über die Hintergründe und Erfolge haben wir mit Fachtierarzt Thomas Kjeldsen Kusk gesprochen.

Lesezeit: 7 Minuten

Das Porcine reproduktive und respiratorische Syndrom (PRRS) verursacht weltweit große Schäden in der Schweinehaltung. In Dänemark haben nun insgesamt 40 schweinehaltende Betriebe das größte PRRS-Bekämpfungsprogramm erfolgreich abgeschlossen. Fachtierarzt und Projektbetreuer Thomas Kjeldsen Kusk erklärt die Hintergründe und Erfolge.

Warum wurde das PRRS-Bekämpfungs­programm gestartet?

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Kusk: Auch mehr als 30 Jahre nach dem ersten Auftreten verursacht PRRS große Schäden. Trotz umfangreicher Impfprogramme konnten wir den ­Erreger nie ganz aus unseren Beständen verdrängen. PRRS-Viren sind ­besonders gefährlich, da sie oft als Wegbereiter für andere Erkrankungen fungieren. In Dänemark gewinnen Nachhaltigkeit und geringer Medi­kamenteneinsatz zunehmend an ­Bedeutung. Da nimmt die PRRS-Bekämpfung eine Schlüsselrolle ein.

Was ist das Besondere an ­Ihrem ­Programm?

Kusk: Uns war klar, dass wir den ­Er­reger nur in den Griff bekommen, wenn wir eine ganze Region mit allen ansässigen Schweinehaltern einbinden. Denn unser Beratungsgebiet im Süd­osten Jütlands weist mit die höchste Schweinedichte des Landes auf. Bei ­etlichen Betrieben finden wir im Umkreis von 500 m mehrere weitere Bestände. Wir müssen das gesamte ­Gebiet mit ­allen Schweinestandorten als eine biologische Einheit betrachten, da sich PRRS-Viren auch über die Luft ausbreiten können. Deshalb ­haben wir das flächenmäßig größte ­Bekämpfungsprogramm Dänemarks auf die Beine gestellt.

Wie ließ sich das Gebiet eingrenzen?

Kusk: Wir haben den Vorteil, dass das Gros der Schweinebetriebe auf der Halbinsel Haderslev Naes liegt. Diese lässt sich durch die Ostsee im Südosten und den Haderslev Fjord im Norden gut abgrenzen. Das Sanierungsgebiet hat insgesamt eine Ausdehnung von rund 20 mal 30 km.

Alle Schweinehalter im Sanierungsgebiet haben mitgezogen.

Wie viele Betriebe sind dabei?

Kusk: Es geht um 40 Standorte, auf denen gut 10000 Sauen mit 53000 Aufzuchtferkeln sowie mehr als 40000 Mastschweine gehalten werden. Die Anlagen gehören 15 Betriebsleitern. Unserer Tierarztpraxis ist es ge­lungen, alle Landwirte im Sanierungsgebiet von der Teilnahme am Projekt zu ­überzeugen. Das war eine wichtige ­Voraussetzung für den Erfolg.

Wie haben Sie alle Betriebe ins Boot bekommen?

Kusk: Schon lange vor dem Projektstart haben wir mehrere Informationsveranstaltungen für die Schweinehalter in der Region organisiert. Den Betei­ligten wurde schnell klar, dass wir den Erreger nur in den Griff bekommen, wenn alle mitziehen. Dies war eine wichtige Erkenntnis. Denn die ­Betriebsleiter mussten bereit sein, eine umfangreiche PRRS-Diagnostik ­durchzuführen und die Ergebnisse im Projekt offen darzulegen. Dies kann gerade bei der Ferkelvermarktung ein sensibles Thema sein.

Wie sah die PRRS-Diagnostik aus?

Kusk: Wir haben einen festen Probenschlüssel für die Sauen-, Ferkel- und Maststufe erstellt. Der PRRS-Status wurde mithilfe von Kaustrick- und Blutproben erhoben. Zudem hat unser Team Flüssigkeitsproben bei der Kas­tration sowie beim Schwänzekupieren gesammelt. Im Labor erfolgten ELISA-Tests auf Antikörper sowie PCR-Tests für den Erregernachweis. In Beständen mit positiven Nachweisen haben wir regelmäßig Nachuntersuchungen durchgeführt. Ziel war, den Infek­tionszeitpunkt genau zu ermitteln.

Das Konzept ist auf andere Regionen übertragbar.

Wie war die Ausgangslage?

Kusk: In 17 von 40 Standorten haben wir PRRS-Probleme identifiziert. Hierbei handelte es sich um dreizehn Mast- und drei Aufzuchtställe. Zudem war einer der acht Sauenbetriebe mit PRRS belastet. Die übrigen sieben Sauenbetriebe haben wir als PRRS-stabil eingestuft. Bei ihnen haben wir zwar Antikörper gefunden, aber keine Virusausscheider. Ausschlaggebend war, dass in den PRRS-stabilen Herden ausnahmslos virusfreie Ferkel abgesetzt wurden. Um das PRRS-Risiko genauer bewerten zu können, haben wir jeden Standort einer von vier Stufen zugeordnet.

Können Sie die Stufen beschreiben?

Kusk: Stufe 1 kennzeichnet ein akutes Geschehen mit Virus- und Antikörpernachweis. In Stufe 2 finden wir ebenfalls Antikörper, aber geringe Virusmengen. Die Stufen 1 und 2 gelten als PRRS-belastet. Stufe 3 umfasst PRRS-stabile Betriebe mit Anti­körpern, aber ohne Virusnachweis. In der höchsten Stufe 4 finden wir keine Antikörper und keine Viren. Ziel war, die Betriebe mindestens auf die Stufe 3 zu verbessern.

Die PRRS-Impfung blieb zulässig?

Kusk: Ja, denn wir wollten keine radikale PRRS-Sanierung, die am Ende auch ohne Impfung hätte auskommen müssen. Uns ging es vielmehr um die PRRS-Kontrolle. Das Hauptziel sind stabile Bestände ohne aktive Ausscheider von Feldviren. Einen höheren Status hätte man in unserer Region mit hoher Schweinedichte ohnehin nicht erreichen bzw. aufrechter­halten können. Realistische Ziele ­waren auch der Schlüssel für die breite ­Teilnahme unserer Betriebe.

Haben Sie Betriebe komplett geräumt?

Kusk: Nein, von einer vollständigen Repopulation haben wir abgesehen. Denn diese führt insbesondere in der Ferkelerzeugung zu hohen Produk-tionsausfällen und Kosten. Gleichwohl haben wir in der Aufzucht und Mast einzelne Bereiche oder Ställe mit hoher Erregerlast vorübergehend leergefahren. Nach intensiver Reinigung, Desinfektion und Leerphase haben wir sie dann wieder mit PRRS-freien Ferkeln bestückt. Gleichzeitig haben wir die Biosicherheit der Betriebe verbessert.

Wie sind Sie hier vorgegangen?

Kusk: Wir haben eine Schwachstellenanalyse für die innere und äußere ­Biosicherheit aller Standorte durch­geführt. Hierfür haben wir das EDV-gestützte Programm Combat von ­Boehringer Ingelheim benutzt. Im ­Sauenbereich haben wir insbesondere beim Tierverkehr Verbesserungspotenziale aufgedeckt. Es geht also um das strikte Trennen der Altersgruppen. In der Mast stehen Einschleppungsquellen durch Tier- oder Kadavertransporte, aber auch die Mitarbeiter im ­Fokus. Beim Thema Hygiene hat uns vor allem der intensive Erfahrungsaustausch der Betriebe weitergebracht.

Wie haben Sie bei den vielen Betrieben den Überblick behalten?

Kusk: Wir haben ein digitales Kartensystem unserer Branchenorganisation Seges genutzt. Hierin ist jeder der ­teilnehmenden Standorte gekenn­zeichnet. Wobei die Farbe den aktuellen PRRS-Status anzeigt. Im System sind zudem wichtige Eckdaten wie Tierart, Tierzahl und Betriebsnummer hinterlegt. Über die interaktiven Karten konnten wir die teilnehmenden Schweinehalter auch schnell über den aktuellen Projektstand informieren.

Das Projekt zeigt, dass sich auch ein großflächiges Gebiet in weniger als einem Jahr auf einen deutlich höheren PRRS-Status verbessern lässt.

Welche Erfolge haben Sie erzielt?

Kusk: Bereits nach acht Monaten konnten sich alle dreizehn zuvor roten Mast- und Aufzuchtbetriebe auf den grünen Status als PRRS-stabil hoch­arbeiten. Zum Projektende war nur noch einer von 40 Standorten rot, sprich PRRS-instabil. Das Projekt zeigt, dass sich auch ein großflächiges Gebiet in weniger als einem Jahr auf einen deutlich höheren PRRS-Status verbessern lässt.

Warum blieb der Erfolg in ­einem Fall aus?

Kusk: Hierüber haben wir lange dis­kutiert. Der betroffene Sauenbetrieb hatte leider kurz vor dem Projektstart einen akuten PRRS-Ausbruch. Das machte die Bekämpfung besonders schwierig. Zudem hat der Betrieb die empfohlenen PRRS-Impfungen nicht konsequent genug ausgeführt. So gab es in einigen Sauengruppen möglicherweise weiterhin Ausscheider. Auch hat das Personal die Hygiene­vorgaben nicht strikt genug eingehalten. Mit weiteren Anpassungen wurde der Betrieb einige Monate nach Projektende wieder PRRS-stabil.

Gab es auch Rückfälle?

Kusk: Während der Projektphase nicht. Allerdings verloren einige Sauenbetriebe später ihren Status als PRRS-stabil. Auslöser war ein PRRS-Ausbruch in einer Besamungsstation. Über das Sperma wurde das Virus in die Sauenbetriebe getragen. Aufgrund der bekannten Eintragsquelle konnten wir schnell Gegenmaßnahmen einleiten.

Ist das Programm auch in anderen ­Regionen umsetzbar?

Kusk: Ja, wir denken, dass unser Programm zur PRRS-Kontrolle auch in anderen Regionen mit hoher Schweinedichte funktionieren kann. Es ist das größte Programm seiner Art, das bisher in Nordeuropa durchgeführt wurde. Ganz wichtig ist ein intensives Probennahmeprotokoll, auch wenn die Erregerlast voraussichtlich gering ist. Entscheidend ist zudem, die Labor­ergebnisse schnell und offen zwischen Landwirten und Tierärzten auszutauschen. Wir haben uns laufend getroffen, um die nächsten Schritte schnell und effektiv einleiten zu können.

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