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Edeka Südwest: 34 € extra für Gutfleisch-Schweine

Die Unabhängige Erzeugergemeinschaft (UEG) Hohenlohe-Franken vermarktet 4.600 Schweine/Woche über das Gutfleisch-Programm der Edeka Südwest. Wir haben über LEH, Boni und Herkunft diskutiert.

Lesezeit: 6 Minuten

Zum Gespräch über die deutsche Schweinehaltung, die Vermartktung, die Preise, 5D und das Verhältnis von Handel zu den Bauern haben wir diskutiert mit Jürgen Mäder (Geschäftsführer Edeka Südwest), ­Andreas Pöschel und Edwin Mantel (beide Geschäftsführer Edeka ­Südwest Fleisch) sowie Matthias Frieß (Landwirt und UEG-Vorsitzender), Herbert Klein und Uwe Rüttiger (beide ­UEG-Geschäftsführer).

Viele Bauern fühlen sich vom Lebensmitteleinzelhandel (LEH) unter Druck gesetzt. Wie sehen Sie das Verhältnis?

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Frieß: Wir Landwirte dürfen nicht ständig auf den LEH eindreschen. Die Händler sind Partner der Bauern, sie verkaufen unser Schweinefleisch. Im Alltagsgeschäft wird das immer mehr zu einer Herausforderung. Denn der Verzehr sinkt, Fleischersatzprodukte drängen auf den Markt und die Verbraucher verlangen höhere Tierwohlstandards, zahlen dafür aber nicht.

Diese Hürden meistern wir nur, wenn wir als Kette funktionieren. Mit der Edeka Südwest hat die Erzeugergemeinschaft UEG Hohenlohe-Franken seit fast 20 Jahren einen verlässlichen Partner an der Hand, mit dem wir gemeinsam den Absatz forcieren.

Wir dürfen nicht immer nur auf den Handel eindreschen - Matthias Frieß, UEG

Wie wird das Thema Erzeuger-Partnerschaft bei Edeka Südwest gelebt?

Mantel: Für uns ist der enge Draht zu den Bauern extrem wichtig. Wir hören zu, wo der Schuh bei den Landwirten drückt und sitzen mit allen Erzeuger­gemeinschaften an einem Tisch, mit denen wir zusammenarbeiten. Die Gespräche zeigen uns, dass die Umsetzung von mehr Tierwohl auf vielen Höfen angesichts der Probleme im Bau- und Emissionsschutzrecht ein Marathon ist. Gerade gewachsene Betriebe mit Alt­gebäuden und in Ortslage können die gesellschaftlich geforderten Ausläufe derzeit kaum realisieren.

Mäder: Partnerschaft mit den Erzeugern bedeutet für uns auch, verlässlich zu sein. Wir bieten unseren Landwirten beim Hofglück-Programm Zehnjahresverträge, im Gutfleisch-Programm sind es drei Jahre.

Die kurze Laufzeit bietet beiden Seiten die Möglichkeit, die Verträge an die sich rasant ändernden Rahmenbedingungen an­zupassen. Und dass kurze Vertragslauf­zeiten nicht per se schlecht sind, zeigt die knapp 20-jährige Zusammenarbeit mit der UEG im Gutfleisch-Programm.

Wie viele Tierwohl-Schweine ver­markten Sie und zu welchem Preis?

Mantel: Im Gutfleisch-Programm, ­das der Haltungsform 2 entspricht, vermarkten wir ca. 13.000 Schweine pro Woche bzw. über 670.000 pro Jahr. Knapp 240.000 Tiere liefert die UEG. Der Preisaufschlag an der Ladentheke liegt bei ca. 10 %.

Alle Tiere beziehen wir von 360 Höfen, die im Vertriebsgebiet der Edeka Südwest liegen. Um die Ferkelerzeugung zu stärken, müssen Gutfleisch-Schweine in Deutschland ­geboren, aufgezogen, gemästet, ­geschlachtet und zerlegt werden.

Weitere 1.600 Schweine werden wöchentlich über das Programm Hofglück vermarktet. Die Vorgaben entsprechen der Haltungsform 4. Der Verkaufspreis ist im Vergleich zu kon­ventioneller Ware etwa doppelt so hoch.

Die Wertschöpfung im Handel steigt, wenn möglichst der gesamte Schlachtkörper vermarktet wird. Wie weit sind Sie bei der Ganzschweinvermarktung?

Pöschel: Die Edeka Südwest ist in vier Werbegebiete unterteilt. Dadurch können wir die Werbung für Schweinefleischartikel so steuern, dass in jedem Gebiet andere Teile des Schlachtkörpers im Fokus stehen. Grob geschätzt können wir dadurch gut 75 % des Schlachtkörpers selbst vermarkten.

Edeka Südwest stockt die VEZG-­Notierung derzeit auf und zahlt einen Mindestpreis von 1,40 € je kg SG. Das hilft den Bauern nicht wirklich weiter.

Pöschel: Uns ist es wichtig, einen Beitrag zum Erhalt der Landwirtschaft zu leisten. Wir bewegen uns aber in einem harten Wettbewerb und können die Verkaufspreise nicht beliebig anheben. Wir müssen letztlich von der Ladenkasse rückwärts rechnen.

Frieß: Ich sehe das als Zeichen der ­Solidarität. Immerhin kostet der Mindestpreisausgleich von 20 € je Tier die Edeka Südwest wöchentlich mehr als 250.000 €. Hinzu kommt der Bonus für höhere Tierwohlauflagen von 14 € pro Tier. Das sind weitere 170.000 € pro Woche. Diese Preisstützung muss dauerhaft über den Marktpreis an den Fleischtheken erwirtschaftet werden.

Können Sie so den drohenden ­Strukturbruch in der Schweinebranche in Süddeutschland verhindern?

Klein: Natürlich nicht! Aber wir mildern ihn etwas ab, weil der Gutfleisch-Lieferant derzeit 34 € je Schwein extra bekommt. Das Ziel muss jetzt sein, die Wertschöpfung durch den Fokus auf Fleischqualität und Regiona­lität dauerhaft zu erhöhen. Am Ende muss der Verbraucher die Last tragen.

In der Kette müssen Erlöse fair verteilt werden. Zwischen Erzeuger- und Verbraucherpreis liegen derzeit gut 6 €. Das ist 1 € mehr als vor Corona. Verdient sich der Handel auf Kosten der Bauern eine goldene Nase?

Pöschel: Die Marktspanne, die die ­Agrarmarkt Informations Gesellschaft (AMI) ausweist, passt für die Geschäftsbeziehung mit der UEG schon lange nicht mehr, weil die AMI immer nur den offiziellen Marktpreis betrachtet. Wir als Edeka Südwest zahlen den Bauern Konditionen, die weit über dem Marktpreis liegen. Dazu zählen Boni oder Mindestpreise.

Wir bieten den Landwirten schon jetzt 10-jährige Lieferverträge - Jürgen Mäder, Edeka Südwest

Bekommt der Ferkelerzeuger, der ­wirtschaftlich am Abgrund steht, ­etwas vom Kuchen ab?

Klein: 65 % vom Bonus landen beim Sauenhalter, 35 % erhält der Mäster. Der höhere Anteil des Ferkelerzeugers ist darin begründet, dass der Mäster die Ferkel bereits sehr günstig ein­gekauft hat und der Ferkelerzeuger ­somit die Hauptlast trägt.

Die Sauenhaltung bricht derzeit ­dennoch massiv weg. Ist 5 x D schneller Geschichte als wir glauben?

Klein: Die Gefahr besteht. Wir müssen mit dem Handel jetzt Lösungen finden, wie wir die Sauenhaltung gezielt unterstützen können. Wenn wir 5 x D nicht schnell und flächendeckend einführen, haben wir bald keine deutschen Ferkel mehr für Labelprogramme.

Wie sehen Sie die Partnerschaft zwischen LEH und Handel in fünf Jahren?

Frieß: Wir werden als Kette noch ­stärker zusammengerückt sein. Eine Zukunft haben wir aber nur, wenn wir drei Dinge in den Griff bekommen: Erstens die Ökonomie, zweitens die Kommunikation in Richtung Verbraucher und drittens die Einigkeit in der Kette.Mäder: Wir werden als Handel viel mehr als heute mit Lieferverträgen ­arbeiten. Nur so können wir uns die heimischen Rohstoffe sichern.

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