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Tipps für Ferkelerzeuger und Mäster

"Ich wollte bei der Planung meines Tierwohlstalls flexibel bleiben"

In einem Vortrag der GFS und LWK NRW hat Ökonomieberater Stefan Leuer die Kosten für den Einstieg in ein Tierwohllabel kalkuliert. Mäster Jörg Struve stellte seinen Stall der Haltungsform 3 vor.

Lesezeit: 5 Minuten

Tierwohl gibt es nicht zum Nulltarif“ lautete das Motto einer Online-Vortragsveranstaltung von der Genossenschaft zur Förderung der Schweinehaltung (GFS) und der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen (LWK NRW). Rund 260 Zuschauer verfolgten die Ausführungen von Stefan Leuer, Referent für Betriebswirtschaft in der Schweineproduktion bei der LWK NRW. Er erklärte den Zuschauern, worauf Veredelungsbetriebe beim Einstieg in eine höhere Haltungsstufe bzw. ein Label achten sollten.

Der durchschnittliche Schweinepreis hat sich in den vergangenen Jahrzehnten laut Leuer kaum verändert. Pro 1 kg Schlachtgewicht erhielten Mäster in den letzten 30 Jahren im Jahresdurchschnitt immer knapp 1,50 €. Allerdings sind die Anforderungen für die Haltung der Schweine im gleichen Zeitraum immer weiter gestiegen. „Den damit verbundenen Anstieg der Produktionskosten konnten die Schweinehalter bislang immer durch eine Leistungssteigerung ausgleichen“, erklärte der Berater.

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Den Anstieg der Produktionskosten konnten Schweinehalter bislang immer durch eine Leistungssteigerung ausgleichen. Das wird sich in Zukunft ändern." - Stefan Leuer

Künftig werde sich dies ändern, lautete seine Einschätzung. „Die verschiedenen Labelprogramme und auch die gesetzlichen Vorgaben wollen künftig statt immer höherer Leistungen vor allem mehr Tierwohl. Das geht einher mit z.B. längeren Säugezeiten und Mastperioden“, beschrieb der Experte die Entwicklung. Vor diesem Hintergrund müssen Mäster nach anderen Möglichkeiten suchen, um ihre Mehrkosten zu kompensieren.

Laufzeiten der Labelprogramme beachten!

Eine Option dafür kann laut dem Ökonomieberater der Umbau der Schweinehaltung auf eine höhere Haltungsform und damit der Einstieg in ein Tierwohllabel sein. Leuer hat dafür die Wirtschaftlichkeit der konventionellen Schweinemast mit den Haltungsstufen des Lebensmitteleinzelhandel (LEH) sowie dem staatlichen Tierwohllabel verglichen. Durch den in den oberen Haltungsstufen höheren Platzbedarf für die Tiere, müssen Landwirte entweder weniger Schweine aufstallen oder durch den Anbau eines Auslaufs mehr Platz schaffen. Zweiteres erfüllt gleichzeitig das Kriterium des geforderten Außenklimareizes in Haltungsstufe 3 und 4. „Schaut man sich die Direktkostenfreie Leistung der einzelnen Varianten an, so ist es in der Regel wirtschaftlicher die Tierzahl beizubehalten und durch einen Anbau mehr Platz zu schaffen“, lautete ein Ergebnis von Berater Leuer.

Allerdings sind die Investitionskosten für den Um- bzw. Neubau der Ställe momentan extrem hoch. „Die Investitionskosten steigen mit zunehmender Haltungsstufe. Die Spannweite reicht von ca. 60 bis 370 € pro Mastplatz“, erklärte der Berater. Derartige Summen zahlen Landwirte über lange Zeiträume ab. Die Laufzeiten der Labelprogramme sind dahingegen deutlich kürzer. „Die meisten Programme sichern den Landwirten Bonuszahlungen für drei bis fünf Jahre zu. Das bietet den Schweinehaltern wenig Planungssicherheit bei derart hohen Investitionskosten und entsprechend langen Abschreibungszeiträumen“, kritisierte Leuer. Hier appellierte er an den Lebensmitteleinzelhandel, die Vermarktungskonditionen anzupassen, um die Akzeptanz der Landwirte zu steigern und Umbauanreize zu schaffen.

Grundsätzlich riet der den Schweinehaltern, sich mit mehr Tierwohl zu beschäftigen und die Umsetzungsmöglichkeiten auf den eigenen Betrieben auszuloten. „Denn Bauanträge und andere Genehmigungsverfahren brauchen viel Zeit“, erinnerte er an die Vorlaufzeiten bis zum Baustart eines Stalls. Um die wirtschaftliche Situation der Schweinehaltung zu verbessern, können zunächst auch Teilumstellungen in einzelnen Gebäuden interessant sein.

Haltungsstufe 3 punktet

Schweinemäster Jörg Struve aus Nübel in Schleswig-Holstein stellte den Zuschauern anschließend das Konzept seines 2020 gebauten Schweinestalls der Haltungsstufe 3 vor. Die Schweine haben darin 40 % mehr Platz und Zugang zu einem Außenauslauf. 50 % der Grundfläche des Stalls hat einen Schlitzanteil von nur 4 %. Darauf streut eine automatische Anlage regelmäßig Stroh. Ein Unterflurschieber sorgt für die Entmistung. Zur Beschäftigung steht den Schweinen u. a. ein Wühlbereich mit Rohfaser Bodenfütterung sowie eine Dusche zur Abkühlung zur Verfügung. Dank einer Sortierschleuse am Zentralgang kann der Landwirt seine Schweine vor dem Verkaufen in extra Buchten von der Großgruppe trennen.

„Bei der Planung des Konzepts wollte ich möglichst viel Tierwohl umsetzen. Ebenso wollte ich flexibel bleiben und mich durch die Investition nicht nur auf eine Haltungsform festlegen“, erklärt Struve den Hintergrund des Stallkonzepts. Das System funktioniert bislang gut. „Die Tiere sind deutlich aktiver und augenscheinlich zufriedener. Ebenso verzeichnen wir weniger Krankheiten bei den Schweinen, was die Tierkontrolle vereinfacht“, fasste der Landwirt zusammen.

Organisation der Vermarktung kostet Zeit

Struve vermarktet seine Schweine an das „Strohschwein“-Programm der Edeka Nord. Zusätzlich zu den Haltungsauflagen muss er die Schweine GVO-frei füttern. Dafür bekommt er im Rahmen eines 5-Jahres Vertrags einen festen Aufschlag von ca. 40 € pro Schwein. Darüber hinaus garantiert Edeka Nord einen Mindestpreis von 1,40 € pro kg Schlachtgewicht. „Ich habe sehr viel Zeit in die Suche nach einem passenden Vermarktungspartner investiert. Diesen Aufwand darf man bei der Planung eines Tierwohlsstalls nicht unterschätzen“, mahnt Struve. Bei einem solchen Projekt sei ein Landwirt vor allem als Unternehmer und nicht bloß als Tierhalter gefragt.

Ich habe sehr viel Zeit in die Suche nach einem passenden Vermarktungspartner investiert."- Jörg Struve

Auch Struve rät Schweinehaltern, die über den Einstieg in ein Tierwohllabel nachdenken, schrittweise umzustellen. Momentan hält der Mäster 20 % seiner Tiere in Haltungsstufe 3. Bis Mitte dieses Jahres sollen es durch weitere Umbaumaßnahmen knapp 50 % der Schweine werden. „Es bietet sich an, zunächst in einem Stall Erfahrungen zu sammeln. Denn vor allem bei Altgebäuden braucht jeder Stall seine individuelle Lösung“, lautet Struves Fazit.

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