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Kollege Roboter wäscht den Stall

Der Waschroboter „Evo Cleaner“ von Schippers soll Schweinehaltern die anstrengende Stallreinigung abnehmen. Wie gut schlägt sich der neue Mitarbeiter im Abferkelstall?

Lesezeit: 5 Minuten

Körperlich anstrengend, zeitintensiv und schmutzig: Die Stallreinigung zählt gewiss nicht zu den beliebtesten Arbeiten eines Schweinehalters. Und dennoch ist sie nach jedem Durchgang nötig. Für Schweinehalter wird es jedoch immer schwieriger, Mitarbeiter für die Stallwäsche zu finden. Hinzu kommt, dass die Stallreinigung durch externe Firmen oft teuer ist.

Wie wäre es, diese Arbeit einfach von einem Roboter erledigen zu lassen? Das ist längst keine Zukunftsmusik mehr.

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Mit dem Evo Cleaner bietet die Firma Schippers genau das an: Einen Waschroboter, der nach einem Lern­vorgang die Stallabteile eigenständig reinigt. Doch wie gut lässt sich die Reinigungsarbeit überhaupt automatisieren und in die Hände eines Roboters legen? Das habe ich in einer „Caro testet“-Folge in einem Sauenbetrieb im Abferkelstall getestet. Denn vor allem dort lauert mit Ferkelnest, Ferkelschutzkorb und Trog ein hoher Reinigungsaufwand.

Sechs Meter Arbeitsbereich

Das Herzstück des Evo Cleaners ist der Ausleger mit Teleskopwascharm und Rotordüse. Der Roboter kann den Wascharm maximal vier Meter ausfahren. Der Arbeitsbereich liegt dann bei bis zu sechs Metern. Damit kommt der Roboter bei der Reinigung in gängigen Buchten­größen gut zurecht. Pluspunkt ist zudem, dass er sofort loslegen kann. Das heißt, man muss keine Zeit und Mühe investieren, um den Stall vorab ein­zuweichen.

Der Evo Cleaner arbeitet mit ­einem sehr hohen Druck von 180 bis 210 bar, der den Schmutz mühelos entfernt. Das schlägt sich allerdings auch im Schallpegel von 94 dB nieder. Nach Angaben der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft entspricht dies in etwa dem Lärm einer Schlagbohrmaschine. Da man sich während der Reinigung aber nicht im Abteil aufhält, ist die Lautstärke zu verkraften.

Strom bezieht der Roboter von zwei 12 V-Batterien. Der Batteriebetrieb ist vorteilhaft, da dann keine Stolperfallen in den Stallgängen entstehen. Die Batterielaufzeit beträgt satte 24 Stunden, damit ist der Roboter zu jeder Tages- und Nachtzeit einsetzbar.

Bewegen lässt sich der Roboter durch Menschenkraft oder am Bedienpult durch die Nutzung der Transportmo­toren. Mit 270 kg und einer Länge von 2,1 m ist der Roboter ein echtes Schwergewicht und im Vergleich zu ­üblichen mobilen Hochdruckreinigern in verwinkelten Ställen weniger wendig. Mit einer Breite von 61 cm passt er jedoch durch nahezu jeden Gang und jede Tür.

Aufwendiger Lernprozess

Wie jeden neuen Mitarbeiter muss man auch den maschinellen Kollegen zunächst einarbeiten. Dabei ist es wichtig, den Evo Cleaner im schmutzigen Stall anzulernen. Dann lässt sich der Verlauf des Wasserstrahls und das Reinigungsergebnis einfacher überprüfen.

Das „Hirn“ des Roboters sitzt im Bedienpult. Per Joystick kann ich ihm individuell für jedes Abteil beibringen, wie er sich bewegen und reinigen soll. Dafür muss ich zunächst magnetische Positionsmarkierungen an die Buchtenwand hängen. Erreicht der Roboter diese Markierung, ruft er die Positionsinformationen für den Stallabschnitt ab und die angelernte Waschroutine läuft automatisch ab.

Wichtig ist dabei, dass der Evo Cleaner einfache Bewegungen ausführt und mehrere kürzere Waschprogramme hintereinander ablaufen – beispielsweise ein Programm für die Wände, eines für die Aufstallung und eines für den Boden. Der Vorteil ist dann, dass sich dadurch Fehler oder nicht zufriedenstellende Reinigungsergebnisse beim Lernprozess schnell korrigieren lassen.

Auch auf Hindernisse wie Rohre oder tief hängende Abluftschächte muss man beim Anlernen achten. Bei der Reinigung sollten die Ferkelschutzkörbe zudem geschlossen sein. Ist das ­Reinigungsresultat zufriedenstellend, kann ich die Waschroutine sowohl lokal als auch in der Cloud speichern.

Die gesamte Programmierung ist sehr zeitaufwendig. Deshalb begleiten Servicetechniker von Schippers die Einführung und den Anlernprozess für zwei Tage. Damit kommt man für die Einarbeitung je nach Bauweise des Stalls aber nicht immer aus.

Geringer Wasserverbrauch

Das Wasser bezieht der Evo Cleaner von einer externen Hochdruckwasserversorgung über einen 50-m-Schlauch. Dieser ist an eine Trommel angeschlossen, die das Gerät entsprechend seiner Bewegung selbstständig betreibt.

Steht die Leitung, heißt es Wasser marsch im Abferkelabteil! Sobald ich den Startknopf im Bedienpult drücke, fährt der Roboter ein paar Meter vorwärts bis zur ersten Positionsmar­kierung. Der Evo Cleaner fährt den Wascharm aus und reinigt systematisch die Wände, Stalleinrichtung, Tröge und den Fußboden der Abferkelbucht.

Der Wasserverbrauch liegt bei 15 bis 18 l/min und ist damit relativ gering im Vergleich zu üblichen mobilen Hochdruckreinigern. Sobald der Roboter fertig ist, sendet er eine SMS.

Rückstände nacharbeiten

Für die Reinigung des 10er-Abferkelabteils in unserem Praxistest benötigte der Kollege Roboter etwa drei Stunden. Das Resultat: Die Aufstallung und der Boden sind weitgehend gereinigt. Das Abteil ist zu 80 bis 90 % sauber. Im Bereich hinter der Sau sind jedoch noch einige Kotverschmutzungen übrig geblieben. Und auch in den üblichen kritischen Ecken wie unter dem Trog der Sau finden sich noch einige Schmutz- bzw. Futterreste. Diese lassen sich beim Nacharbeiten jedoch einfach entfernen. Für das 10er-Abferkelabteil in unserem Praxistest benötigt man für das Nachspülen etwa 15 Minuten.

Zu bedenken ist, dass der Evo Cleaner ausschließlich mit Wasser reinigen kann. Andere Funktionen wie das Einschäumen oder Desinfizieren der Abteile kann der Roboter (noch) nicht übernehmen.

Mit rund 40.000 € ist der Waschroboter zudem keine günstige Anschaffung. Nach Angaben von Schippers arbeitet der Roboter kostendeckend, wenn er wöchentlich mindestens sechs Stunden eingesetzt wird.

Mein Fazit

Unter dem Strich stellt der Wasch­roboter zunächst eine große Investition dar. Vor dem Hintergrund des Mitarbeitermangels kann der Evo Cleaner jedoch Arbeitsentlastung und Zeitersparnis liefern und obendrein für eine höhere Attraktivität des Arbeitsplatzes sorgen. Während der Roboter den Stall reinigt, kann man sich getrost auf andere Arbeiten im Stall oder im Büro konzentrieren.

Dennoch ist der Evo Cleaner kein Alleskönner. Zusätzlich einschäumen und desinfizieren kann er nicht. Der Kollege Roboter reinigt nicht unbedingt besser oder schneller als ein Mensch – aber er nimmt ihm den unangenehmsten Teil der Stallwäsche ab.

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