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topplus Spezial Schweineimpfung

Tipps: So verabreichen Sie Impfstoffe sicher

Es gibt vier Möglichkeiten, Impfstoffe zu verabreichen: Direkt ins Maul der Schweine, in den Muskel oder in bzw. unter die Haut der Tiere. Entscheidend sind die Hinweise auf dem Beipackzettel.

Lesezeit: 9 Minuten

Unsere Autoren: Dr. Carolin Holling und Jakob Aundrup, Schweinegesundheitsdienst Niedersachsen

Durch Impfungen soll das Immunsystem der Schweine zur Bildung einer starken Abwehr gegen Krankheitserreger angeregt werden. Dazu enthalten die Impfstoffe abgeschwächte oder abgetötete Krank-heitserreger bzw. deren Zellbestandteile oder Toxine. Grundsätzlich gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie Impfstoffe verabreicht werden können:

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  • oral über das Maul der Tiere;
  • intramuskulär in den Muskel;
  • subkutan unter die Haut;
  • oder intradermal in die Haut.

Genaue Informationen, für welches Verabreichungsverfahren sich der jeweilige Impfstoff eignet, findet man in der Fachinformation des Impfstoffs, dem sogenannten Beipackzettel.

1. Impfung über das Maul

Die orale Impfung wird insbesondere gegen krankmachende Darmerreger angewendet. Bei Darmerkrankungen wie der Porzinen Intestinalen Adenomatose (PIA) können zum Beispiel Bakterien (Lawsonien) die Zellen des Darmes befallen und zu unterschiedlichen Krankheitsausprägungen führen. Hier kann vorbeugend ein Ileitisimpfstoff eingesetzt werden.

Darüber hinaus wird die orale Impfung bei Absetzdurchfällen eingesetzt, die durch E. coli-Bakterien (Escherichia coli) verursacht werden. Bei der Wahl des Impfstoffs muss man jedoch darauf achten, über welche Eigenschaften die für den Durchfall verantwortlichen E. coli-Stämme verfügen. Hier unterscheidet man zwischen den Fimbrien-typen F4 und F18. Darüber hinaus können Schweine durch die orale Impfung gegen Salmonelleninfektionen (Salmonella Typhimurium und Salmonella Choleraesuis) immunisiert werden.

Als Köderimpfung kann die orale Impfung auch bei einem Ausbruch der Klassischen Schweinepest (KSP) zum Impfen der Wildschweine angewendet werden. In Hauschweinebeständen ist die prophylaktische Impfung dagegen derzeit verboten. Im Seuchenfall kann es auf behördliche Anordnung jedoch zu einer Notimpfung kommen. Übersicht 1 gibt einen Überblick über derzeit zugelassene orale Impfstoffe.

Die oralen Vakzine werden von den Schweinen über das Maul aufgenommen und gelangen von dort in den Verdauungstrakt der Tiere, wo sie das Immunsystem anregen. Die Verabreichung ist unterschiedlich. Genaue Infos dazu stehen im Beipackzettel des Impfstoffs.

Der Ileitisimpfstoff z. B. kann entweder tierindividuell per Drenchpistole angewendet werden oder gruppenweise über die Tränke bzw. die Flüssigfütterung. Mit der Drenchpistole kann sichergestellt werden,dass jedes Tier auch die erforderliche Impfdosis erhält. Allerdings ist das Verfahren arbeitsaufwendig und es ist wichtig, dass die Spitze der Drenchpistole auf dem Zungenwulst platziert und so der Schluckreflex der Tiere ausgelöst wird.

Per Tränke oder Futter impfen

Über die Tränke- oder Flüssigfutterleitung geht das wesentlich bequemer. Eine große Anzahl von Schweinen kann gleichzeitig geimpft werden. Das Verfahren setzt allerdings voraus, dass die Tiere bestimmte Wasser- oder Flüs­sigfuttermengen aufnehmen. Deshalb kann dieses Impfverfahren frühestens in der Ferkelaufzucht angewendet werden. Jüngere Ferkel oder Tiere, bei denen eine gute Futter- bzw. Wasseraufnahme nicht gesichert ist, müssen per Drencher geimpft werden.

Generell ist bei der oralen Impfung darauf zu achten, dass über die jeweilige Leitung im Zeitraum von drei Tagen vor bis drei Tage nach der Impfung keine Antibiotika verabreicht wurden, denn sie können den Lebendimpfstoff schädigen. Auch bei anderen Futter- und Wasserzusätzen ist Vorsicht geboten. Am besten erkundigt man sich zuvor beim Hoftierarzt.

2. Impfung in den Muskel

Die meisten kommerziell verfügbaren Impfstoffe für Schweine werden in den Muskel (intramuskulär) verabreicht. Das Muskelgewebe ist mit vielen Blut- und Lymphgefäßen ausgestattet. Sie nehmen den Impfstoff auf und präsentieren ihn dem Immunsystem. Anschließend kann die körpereigene Abwehr eine entsprechende Immunantwort entwickeln und das Tier vor einer Infektion bzw. der Ausbildung klinischer Krankheitssymptome schützen.

Meistens wird die Injektion in den Nackenmuskel empfohlen. Dabei wird die Kanüle im rechten Winkel zum Hals angesetzt. Am Übergang zur haarlosen Haut hinter dem Ohr wird eingestochen und die entsprechende Impfdosis platziert.

Entscheidend für den Impferfolg ist, dass man die richtige Kanülenlänge und den richtigen Durchmesser wählt. Die Injektionsnadel muss je nach Alter entsprechend lang sein, denn bevor man die Nackenmuskulatur erreicht, müssen die Haut, die Unterhaut und das Bindegewebe durchstochen werden. Das ist besonders bei Sauen wichtig. Auf der anderen Seite dürfen die Kanülen gerade bei kleinen Ferkeln auch nicht zu lang sein, da man sonst schnell den Wirbelkanal verletzt.

Wie oft Kanülen wechseln?

Jeder Einstich ins Gewebe birgt allerdings die Gefahr, dass mit der Kanüle auch Krankheitserreger von Tier zu Tier verschleppt werden. Zudem können stumpfe, beschädigte oder verunreinigte Kanülen zu Impfabszessen führen. Deshalb müssen die Kanülen regelmäßig gewechselt, desinfiziert und beschädigte Nadeln erneuert werden.

Bei Gruppenimpfungen von gesunden Schweinen ist es nicht zwingend nötig, die Kanülen innerhalb der Gruppe zu wechseln. Die Durchlässigkeit der Kanüle und die Spitze der Injektionsnadel sollten dennoch regelmäßig überprüft werden. Spätestens dann, wenn eine andere Gruppe, eine andere Altersklasse oder Schweine eines anderen Stalles geimpft werden, ist jedoch ein Kanülenwechsel zu empfehlen.

Seit Kurzem bieten Boehringer und Spritzenhersteller Henke-Sass Wolf mit dem FreVAX- bzw. EPIG-System ein nadelloses Impfgerät an, das den Impfstoff ebenfalls in den Muskel verabreicht. Hier wird über einen kleinen Elektromotor eine Feder gespannt und der Impfstoff dann per Federdruck und Kolben in den Muskel injiziert. Die FreVAX-Version ist über Boehringer und die EPIG-Variante im Agrarfachhandel erhältlich.

3. Impfung unter die Haut

Bei der subkutanen Impfung wird der Impfstoff oder das Arzneimittel in das lockere Bindegewebe unter die Haut injiziert. Im Vergleich zur intramuskulären Injektion sollten die Kanülen bei diesem Verfahren allerdings deutlich kürzer sein. Wenn die Nadel richtig sitzt, lässt sie sich unter der Haut deutlich fühlbar hin- und herbewegen.

Eine geeignete Injektionsstelle ist die lockere Haut am höchsten Punkt des Ohrgrundes. Im Gegensatz zur Injektion in den Muskel wird die Nadel bei diesem Verfahren aber nicht im rechten Winkel zur Hautoberfläche angesetzt. Der Einstich erfolgt stattdessen von oben nach unten möglichst senkrecht unter die Hautoberfläche. Bei Saugferkeln kann aber auch in die Kniefalte oder bei fixierten Schweinen unter die lockere Haut am Ellenbogengelenk gespritzt werden.

Impfreaktion langsamer

Bei der Impfung unter die Haut erfolgt die Impfreaktion etwas langsamer als bei der intramuskulären Injektion. Das liegt daran, dass sich im lockeren Bindegewebe relativ wenig Blutgefäße befinden. Bei subkutaner Verabreichung sind die Impfstoffe in der Regel besser verträglich. Impfreaktionen wie Fieber oder im schlimmsten Fall ein allergischer Schock werden dadurch deutlich abgemildert bzw. treten gar nicht auf.

Zudem können subkutan auch größere Impfstoffmengen verabreicht werden, da sich der Impfstoff großflächig im Unterhautgewebe zwischen der Haut- und Muskelschicht verteilt. Wenn zum Beispiel wie bei der Erstimpfung von Sauen mit einem bestimmten Impfstoff 5 ml verabreicht werden müssen, ist das von Vorteil.

Übung erforderlich

Nachteil der Impfung unter die Haut ist hingegen, dass die Impftechnik etwas mehr Übung erfordert, gerade bei nicht fixierten Schweinen. Wenn man den Impfstoff dann ungewollt in die Muskulatur einbringt, erhöht sich das Risiko von Nebenwirkungen. Ausschließlich für die subkutane Verabreichung zugelassen sind zum Beispiel die Impfstoffe Improvac von Zoetis zur Verminderung des Ebergeruchs und der Impfstoff Salmoporc von Ceva gegen Salmonella Typhimurium bei älteren Schweinen.

4. Verabreichung in die Haut

Bei der intradermalen Injektion wird der Impfstoff oder das Arzneimittel direkt in die Haut gespritzt. Da sich in der Haut viele Zellen des Immunsystems befinden, ist dieses Verfahren ebenso wirksam wie eine Injektion in den Muskel.

Bei den heute üblichen nadellosen Druckluftinjektoren wird ein Flüssigkeitsstrahl durch eine sehr kleine Düse mithilfe von Druckluft in die Haut verabreicht. Bei der Wahl der Injektionsstelle sollten die Angaben des jeweiligen Geräteherstellers berücksichtigt werden. In der Regel wird eine Verabreichung im Bereich des Nackens oder des Schinkens empfohlen.

Weniger Stress fürs Tier

Ein großer Vorteil der intradermalen Verabreichung ist die geringere Stressbelastung für die Tiere. In Untersuchungen hielten sich intradermal geimpfte Ferkel häufiger am Gesäuge auf und waren insgesamt aktiver als mit der Nadel geimpfte Tiere. Auch ältere Schweine zeigten beim nadellosen Impfen weniger Abwehrbewegungen. Das erleichtert das Impfen von Sauen, die im Rahmen der Auffrischungsimpfungen regelmäßig alle vier bis sechs Monate behandelt werden müssen, deutlich. Das gilt besonders für die Gruppenhaltung, wenn sich die zu impfenden Tiere nicht fixieren lassen.

Der Verzicht auf die Nadel bietet zudem hygienische Vorteile. Bei nadellosen Verfahren ist die Gefahr deutlich vermindert, dass Erreger von Tier zu Tier verschleppt werden. Es treten weniger Spritzabszesse auf. Zudem können keine Nadeln abbrechen, die eine große Gefahr für die Lebensmittelsicherheit darstellen.

Von Nachteil ist allerdings, dass bei der intradermalen Injektion nur geringe Injektionsvolumen (0,2 ml) verabreicht werden können. Deshalb sind spezielle Impfstoffe erforderlich, die einen höheren Antigengehalt aufweisen und für die Impfung in die Haut zugelassen sein müssen.

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Was tun, wenn die Nadel abbricht?

Eine ruckartige Bewegung des zu impfenden Schweines genügt und schon ist die Nadel abgebrochen. Häufig lassen sich abgebrochene Nadeln jedoch nicht mehr entfernen. In diesem Fall ist es wichtig, das Tier bis zur Schlachtung eindeutig zu kennzeichnen, z. B. durch eine zweite Ohrmarke.

Beim Verkauf des Tieres muss die Information über die abgebrochene Nadel unbedingt in der sogenannten Lebensmittelketteninformation oder in der Standarderklärung (Information zur Lebensmittelsicherheit nach Verordnung (EG) Nr. 853/2004) vermerkt werden. Denn im Tierkörper verbliebene Nadeln können in Lebensmittel gelangen und stellen eine Sicherheitsgefahr dar.

Nebenwirkungen: Schwellung, Rötung und Abszesse

Beim Schwein treten Nebenwirkungen nach der Impfung im Vergleich zu anderen Tierarten eher selten auf. An der Injektionsstelle kann man mitunter eine Schwellung, Rötung oder Druckempfindlichkeit beobachten. Das sind jedoch typische Anzeichen dafür, dass sich der Organismus mit dem Impfstoff auseinandersetzt. Diese Symptome werden häufig auch bei der Impfung in die Haut beobachtet.

Eitrige Abszesse hingegen entstehen häufig durch Fehler im Umgang mit dem Impfstoff oder bei der Injektion. Die häufigste Ursache dafür sind bakterielle Verunreinigungen des Impfstoffs, nachdem das Impfstoffgebinde angebrochen wurde sowie verunreinigte Spritzen oder Kanülen.

Lokale Reaktionen an der Injektionsstelle können nach dem Schlachten zu Beanstandungen bei der Fleischbeschau führen. Wenn in die Nackenmuskulatur geimpft wurde, halten sich die wirtschaftlichen Verluste in der Regel jedoch in Grenzen, da nur ein kleiner Teil des Schlachtkörpers verworfen werden muss.

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