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Darum ist das sorgfältige Impfen von Schweinen so wichtig!

Schweinehalter investieren drei Viertel der Tiergesundheitskosten in vorsorgliche Impfungen. Und die Ergebnisse sprechen für sich. Impfungen sind jedoch kein Selbstläufer und erfordern große Sorgfalt.

Lesezeit: 9 Minuten

Vorbeugende Impfungen und konsequent umgesetzte Hygienemaßnahmen bieten den besten Schutz vor Infektionserregern. Das wussten die deutschen Nutztierhalter lange vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie.

Inzwischen geben sie daher drei Viertel der Tiergesundheitskosten für vorsorgliche Impfungen aus. Der Erfolg kann sich sehen lassen: Der Antibiotikaverbrauch ist bei kontinuierlich verbesserten Tierleistungen in den letzten zehn Jahren um 60 % gesunken. Das kommt sowohl dem Tierwohl als auch den Verbrauchern zugute. So lesen sich Erfolgsgeschichten!

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Impfungen sind jedoch kein Selbstläufer. Denn in jedem Bestand und in jeder Region können die Erregerlage und der Infektionsdruck ganz unterschiedlich ausfallen. Deshalb müssen Hoftierarzt und Tierhalter gemeinsam für jeden Bestand ein individuelles Impfkonzepterarbeiten. Dieses Impfkonzept muss vom Tierhalter dann aber auch systematisch abgearbeitet, der Erfolg vom Tierarzt überwacht und die Impfstrategie bei Bedarf angepasst werden.

Zudem verlangt das Impfen große Sorgfalt. Denn bereits kleinste Unachtsamkeiten beim Lagern, Aufbereiten und Verimpfen der Vakzine können sich negativ auf den Impferfolg auswirken. Entscheidend ist eine exakte Erregerbestimmung und die Wahl des optimalen Impftermins. Außerdem muss der Impfstoff genau dosiert und fachgerecht verabreicht werden.

Großen Einfluss hat auch die Impfhygiene. Injektionskanülen sollten regelmäßig gewechselt und das Impfbesteck nach jedem Gebrauch gründlich gereinigt und sterilisiert werden. Wird das alles beherzigt, sollte dem Impferfolg nicht mehr viel im Wege stehen.

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Impfungen trainieren das Immunsystem

Impfungen sollen das Immunsystem gegen Angriffe bestimmter Krankheitserreger wappnen. Eine Infektion mit dem Keim können sie zwar nicht verhindern, aber den Ausbruch der Erkrankung.

Unser Autor: Dr. Hendrik Nienhoff, Schweinegesundheitsdienst Niedersachsen

Damit Schweine gesund bleiben, hat ihr Körper ein ausgeklügeltes Abwehrsystem entwickelt. Das geschieht sowohl an der Oberfläche des Körpers als auch im Inneren. Mikroorganismen, die auf der Haut gesunder Schweine leben, erschweren z. B. die Ansiedlung von krankheitserregenden Pilzen und Bakterien. Bronchialschleim und Flimmerhärchen reinigen die Atemluft. Und auch der Speichel sowie die Tränenflüssigkeit gehören zu diesen Barrieren, die den Körper äußerlich vor Infektionen schützen.

Gedächtnis des Immunsystems

Sind trotz dieser Abwehrmechanismen krankmachende Erreger ins Innere des Körpers vorgedrungen, reagiert das Immunsystem. Bestimmte Zellen des Immunsystems, zu denen unter anderem Makrophagen sowie sogenannte T- und B-Zellen gehören, erkennen die Eindringlinge und greifen sie an.

Das Immunsystem hat zudem ein Gedächtnis. Wiederholen sich Infektionen mit demselben Erreger, ist der Körper darauf vorbereitet und kann sie schneller und effektiver bekämpfen. Denn der Organismus der Schweine bildet nach jedem Erstkontakt mit einem Erreger spezielle Abwehrstoffe aus, die Antikörper, die sich dann gegen den Krankheitserreger richten.

Das Prinzip der körpereigenen Abwehr nutzt die Medizin bei Impfungen. Dem Tier wird ein Impfstoff (Vakzin) verabreicht, der abgeschwächte oder abgetötete Krankheitserreger enthält, gegen die das Immunsystem entsprechende Abwehrstoffe bildet. Kommt es später dann zum Kontakt mit dem Krankheitserreger, kann der Körper die eigene Abwehr schneller aktivieren und den Erreger ausschalten. Die Schweine zeigen, wenn überhaupt, nur schwache Krankheitssymptome.

Passive Immunisierung

Man unterscheidet zwei Wege der Immunisierung, die passive und die aktive. Nach der Geburt werden die Ferkel zunächst passiv über die Biestmilch der Sau immunisiert. Dabei nehmen sie die von der Muttersau gebildeten Schutzstoffe (Antikörper) auf. Dadurch sind die Ferkel in den ersten Lebenswochen gegen die gleichen Erkrankungen geschützt wie ihre Mutter.

Das setzt zwei Dinge voraus:

  • Erstens muss die Sau durch ihre erworbene Immunität oder entsprechende Impfungen selbst geschützt sein.
  • Und zweitens müssen die Ferkel genügend Kolostrum aufnehmen können.

Bei den Sauenimpfungen unterscheidet man zwischen Bestands- bzw. reproduktionsorientierten Impfungen sowie sogenannten Mutterschutzimpfungen. Bei Sauen werden häufig Impfstoffkombinationen eingesetzt. Übersicht 1 zeigt einen Auszug gängiger Kombiimpfstoffe.

Mutterschutzimpfungen, zu denen auch die Coli- und Clostridienimpfungen gehören, sollten zwei bis drei Wochen vor dem Geburtstermin abgeschlossen sein, damit die Biestmilch möglichst viele Antikörper enthält.

Voraussetzung für die passive Immunisierung ist allerdings, dass die Ferkel früh Biestmilch aufnehmen, denn die Darmwand der Ferkel ist bereits 48 Stunden nach der Geburt nicht mehr für die großen Moleküle der mütterlichen Antikörper durchlässig.

Aktive Immunisierung

Doch auch bei noch so guter Kolostrumversorgung wirken die mütterlichen Antikörper nicht ewig. Bei den meisten Erkrankungen reicht der mütterliche Schutz gerade mal bis zum Absetzen, wie Übersicht 2 verdeutlicht.

Um die Ferkel auf ein mögliches Krankheitsgeschehen in der Aufzucht und Mast optimal vorzubereiten, müssen die Ferkel deshalb selbst (aktiv) durch Impfungen immunisiert werden. In Übersicht 3 ist aufgelistet, welche Einzelimpfstoffe für Ferkel derzeit verfügbar sind.

Bei Erregern, für die es keine zugelassenen Impfstoffe gibt, können zudem stallspezifische Vakzine eine sinnvolle Ergänzung sein.

Bei der aktiven Immunisierung wird bei den Tieren durch die Verabreichung eines Krankheitserregers eine Immunreaktion ausgelöst. Zu diesem Zweck werden sowohl abgetötete als auch lebende Erreger eingesetzt. Enthält das Vakzin abgetötete Erreger, spricht man von einem Totimpfstoff. Die darin enthaltenen Krankheitserreger können sich nicht mehr vermehren. 

Bei der Gabe von lebenden Erregern, spricht man von Lebendimpfstoffen. Die Keime sind jedoch in ihrer Wirkung abgeschwächt, sodass es nicht mehr zum Ausbruch der Erkrankung kommt. Es wird vielmehr eine abgeschwächte Form der Krankheit erzeugt, um das Immunsystem zur Bekämpfung und zur Bildung von Antikörpern anzuregen. Abgeschwächte Lebendimpfstoffe werden zum Beispiel zum Schutz vor PRRS eingesetzt. Und Totimpfstoffe kommen unter anderem bei der Impfung gegen Influenza, E. coli und Mykoplasma hyopneumoniae zum Einsatz.

Es gibt aber auch noch andere Impfstoffvarianten, die bei Schweinen eingesetzt werden. Bei der Impfung gegen PCV 2 zum Beispiel sind bei einigen Vakzinen nur einzelne Bestandteile des (toten) Erregers im Einsatz. Und bei APP werden zusätzlich noch die vom Erreger gebildeten Toxine mit im Impfstoff verabreicht.

Wozu dienen Adjuvantien?

Als Adjuvantien werden Hilfsstoffe bezeichnet, die den Impfstoffen zugesetzt werden. Sie sollen die Reaktion des Immunsystems verstärken. Das ist wichtig, denn viele der in Impfstoffen verwendeten Antigene (Stoffe, gegen die der Organismus Antikörper entwickelt) lösen allein keine wirksame Reaktion des Immunsystems aus. Das gilt insbesondere für die meisten Totimpfstoffe.

Häufig verwendete Adjuvantien in Impfstoffen für Schweine sind Aluminiumsalze, alpha-Tocopherol oder Mineralöle. Auch natürliche Stoffe wie nichtinfektiöse Bestandteile der Zellwand von Bakterien kommen zum Einsatz.

Das erklärt auch, warum Lebendimpfstoffe, die ganze Organismen enthalten (zelluläre Impfstoffe), in der Regel weitaus wirksamer sind als Totimpfstoffe. Denn sie können durch ihre zellulären Bestandteile die Abwehrmechanismen des Immunsystems besser aktivieren und damit eine stärkere Immunantwort hervorrufen, ohne dass zusätzliche Hilfsstoffe nötig wären.

Der richtige Impfzeitpunkt

Je nach Impfstoff kann es nach der Verabreichung mehrere Wochen dauern, bis sich eine belastbare Immunität entwickelt hat. Beim Schwein sind es in der Regel zehn bis vierzehn Tage. Manchmal sind mehrere Teilimpfungen nötig, um den vollen Impfschutz zu erreichen, wie Übersicht 4 verdeutlicht.

Denn bei einer einzigen Impfung wird meist nur eine relativ schwache Immunisierung ausgelöst, die schnell wieder nachlässt. Das gilt zumindest für die meisten Totimpfstoffe. Erst wenn alle vorgegebenen Teilimpfungen verabreicht wurden, ist der Körper längere Zeit unempfindlich gegen den Erreger.

Entscheidend ist, dass der Impfschutz spätestens dann besteht, wenn die Infektion mit dem Erreger stattfindet bzw. zu erwarten ist. Zieht man den Zeitraum ab, den der Körper für die Immunitätsbildung benötigt, ergibt sich da-raus der spätmöglichste Impftermin.

Bleibt die Frage, wann die Erstimpfung frühestmöglich erfolgen kann. Das lässt sich jedoch nicht pauschal beantworten. Der frühestmögliche Impftermin hängt vielmehr vom Erreger, der maternalen Immunität und vom verwendeten Impfstoff ab.

Das Problem: Die mit der Biestmilch aufgenommenen mütterlichen Antikörper können die eigene, aktive Immunisierung beeinträchtigen. Deshalb ist es wichtig, zu wissen, wie lange die Schutzwirkung der maternalen Antikörper anhält (siehe Übersicht 2). So ist z. B. eine frühe Impfung in der ersten Lebenswoche gegen Mykoplasma hyopneumoniae und PRRS möglich, bei den meisten Impfstoffen jedoch nicht vor dem 14. Lebenstag.

Impfstoffe kombinieren?

Gerade bei dreiwöchiger Säugezeit ist das Zeitfenster für Impfungen sehr eng. Deshalb muss zusammen mit dem Hoftierarzt ein betriebsindividuelles Impfkonzept erstellt werden. Dabei ist entscheidend:

  • Welche Impfungen sind aufgrund der Erregersituation im Betrieb nötig?
  • Welche Impfungen verlangt der Vermarkter bzw. Ferkelabnehmer?
  • Wann müssen die erforderlichen Vakzine verabreicht werden?
  • Und welche Impfungen lassen sich kombiniert verabreichen?

Gerade bei der M.hyo-, PCV 2- und PRRS-Impfung ergeben sich hier durch neue Zulassungen zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten. Etliche Impfstoffhersteller bieten dazu Kombiimpfstoffoder Baukastensysteme an. Bei einer kombinierten Verabreichung müssen jedoch einige grundsätzliche Dinge beachtet werden:

Es dürfen ausschließlich Impfstoffe gemischt verabreicht werden, die dafür auch zugelassen sind! Ansonsten kann es zu unerwünschten Wechselwirkungen kommen, die im Extremfall dazu führen, dass der ein oder andere enthaltene Impfstoff nicht vollständig wirkt. Und wenn es nach dem Verkauf derart geimpfter Ferkel zu Regressansprüchen kommt, wird der Gutachter immer dem Regressfordernden recht geben, weil das Mischen unzulässig war.

Die zum Mischen zugelassenen Impfstoffe sollten immer frisch angesetzt werden, um ihre volle Wirksamkeit zu entfalten. Das Gleiche gilt für angebrochene Flaschen von Kombiimpfstoffen. Sie müssen im vom Hersteller angegebenen Zeitraum verbraucht werden. Insbesondere Lebendimpfstoffe müssen immer frisch angesetzt und zügig verbraucht werden.

Es sollte nur gegen Erreger geimpft werden, die entweder im Ferkelerzeuger- oder im späteren Mastbetrieb nachgewiesenermaßen Probleme bereiten. Vor dem Impfen muss deshalb eine gründliche Diagnostik durch den Hoftierarzt erfolgen.

Zudem muss geklärt werden, ob die vom Impfstoffhersteller vorgegebenen Impfzeitpunkte zu den betrieblichen Abläufen und Infektionszeitpunkten passen. Beispiel: Die Kombiimpfstoffe und Baukastensysteme sind alle ab der dritten Lebenswoche zugelassen. Will der Ferkelerzeuger aber aus betrieblichen Gründen gegen PCV 2 erst deutlich später impfen, kommt er mit der im Kombiimpfstoff enthaltenen Mykoplasmenimpfung vielleicht zu spät. Im Zweifelsfall sollte er deshalb auf Einzelimpfstoffe zurückgreifen.

Erfolgskontrolle: Über Blutproben lässt sich der Impferfolg nur schwer kontrollieren. Deshalb sollten die Leistungsentwicklung der Tiere, ihre Krankheitsanfälligkeit und die Häufigkeit der Behandlungen erfasst und zur Erfolgskontrolle herangezogen werden. Hierfür ist ein regelmäßiger Austausch mit dem Tierarzt erforderlich.

Auffrischung erforderlich

Nach einiger Zeit lässt die Wirksamkeit fast aller Impfungen nach. Deshalb müssen die Sauen- und Eberimpfungen nach einigen Monaten aufgefrischt (geboostert) werden (siehe Übersicht 4). Nach der Auffrischung ist der Körper dann wieder für längere Zeit gegen den Erreger immun.

Darüber hinaus gibt es auch Krankheitserreger, die sich verändern, wie zum Beispiel die PRRS- oder Influenzaviren. In diesen Fällen können nach einigen Jahren Impfungen mit einem anderen Vakzin erforderlich sein, um den Schutz der Herde aufrechtzuerhalten.

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