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Holzmarkt: Geht es weiter nach oben?

Lesezeit: 5 Minuten

Nach dem Absturz der Rundholzpreise in den letzten Jahren steigen sie seit Herbst 2020 wieder. Forstexperte Ferdinand Oberer beleuchtet den süddeutschen Markt und gibt Tipps für den Verkauf.


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Fichten-Sägerundholz von B-Qualität erzielt seit April in fast allen Regionen Bayerns wieder Festmeterpreise von 90 € und mehr. Die Abschläge für Käferholz betragen allerdings immer noch rund 30 € pro Festmeter (fm) und der Papierholzpreis liegt mit 25 € pro Raummeter (rm) am Boden (1 rm Fichte entspricht 1,55 fm).


Bayern: Vom Überschuss zum Engpass


Alle bedeutenden Waldregionen Bayerns liegen im Einzugsgebiet von Großsägereien mit jährlichen Einschnittkapazitäten von über 1 Mio. fm. Bis letztes Jahr konnten aber auch diese die seit 2018 anfallenden Mengen an Käfer- und Sturmholz nicht vollständig aufnehmen.


In der Folge sanken die Preise in den Keller. So wurden 2019 mit 19 Mio. fm über 2 Mio. fm mehr eingeschlagen als im Mittel der vorigen zehn Jahre. Aus Tschechien flossen ebenfalls große Rohholzmengen nach Bayern.


Seit in Europa und in den USA die Nachfrage nach Bauholz stark gestiegen ist und seit auch das Kalamitätsholzaufkommen in Bayern abgenommen hat, haben Forstbetriebe und Sägereien ihre Rohholzlager wieder abgebaut.


Die Säge- und Holzindustrie klagt sogar über Versorgungsengpässe beim Rohholz. Dafür machten sie auch die seit April geltende Bundesverordnung über die Beschränkung des ordentlichen Holzeinschlags verantwortlich. Diese sorgte vor allem bei Kleinwaldbesitzern für Unmut, weil Forstbetriebe von September 2020 bis Oktober 2021 bei Fichte den Einschlag auf 85% ihres ordentlichen Holzeinschlags beschränken müssen. Basis ist der durchschnittliche Einschlag von 2013 bis 2017.


Die Verordnung trifft die Kleinwaldbesitzer besonders, weil sie nur sporadisch Holz ernten. Vor allem in Südbayern, wo die Wälder von den Kalamitäten der letzten Jahre weitgehend verschont geblieben sind, wollen viele Kleinwaldbesitzer angesichts steigender Rohholzpreise in den nächsten Monaten gern mehr Holz ernten als es ihnen die Verordnung erlaubt hätte.


Allerdings hat Bayern Mitte Mai bei der Bundesregierung eine Ausnahmeregelung für Kleinwaldbesitzer erreicht. Waldbesitzer ohne Buchführungspflicht dürfen dieses Jahr 75 fm frisches Fichtenholz unabhängig von den Beschränkungen einschlagen. Alternativ gilt unverändert, dass 4,25 fm je ha Betriebsfläche geschlagen und vermarktet werden dürfen.


Baden-Württemberg: Trendwende nach Preissturz


Auch in Baden-Württemberg sind nach mehrjährigem Preisverfall die Preise für Nadelholz guter Qualität seit letztem Herbst stark gestiegen. Vertreter der Waldbesitzer sind mit Forderungen nach weiteren Preiserhöhungen zurückhaltend, denn das Schadholzaufkommen im Land ist nach wie vor hoch.


Baden-Württemberg gehört eigentlich zu den Regionen mit den höchsten Preisen für Sägerundholz in Europa. Der 2018 einsetzende Preisverfall traf jedoch auch die baden-württembergische Forstwirtschaft hart. Denn wegen der Trocken-, Sturm- und Borkenkäferschäden in den Wäldern wurde seitdem jedes Jahr im Land deutlich mehr Holz eingeschlagen als die übliche Jahresernte von rund 8 Mio. fm.


In der ersten Jahreshälfte 2020 verkaufte sich 1 fm Nadel-Sägerundholz für weniger als 60 €. Mitte 2020 leitete dann die wachsende Nachfrage nach Bauholz in Europa und Nordamerika die Trendwende ein: Im Sommer letzten Jahres begannen zuerst die Schnittholzpreise zu steigen, in den folgenden Herbstmonaten auch die Preise für Rundholz. Im April erreichten in einigen Regionen Ostwürttembergs und im Schwarzwald die Preise für Fichtenrundholz guter Sägequalität (L2B-L4B) 90 € pro fm, und damit das Niveau der Zeit vor dem Trockensommer 2018.


Waldbesitzerverbände fordern angesichts der rasant steigenden Bauholzpreise weitere Preiserhöhungen für Rohholz. Der Deutsche Forstwirtschaftsrat rief Waldbesitzer sogar dazu auf, Lieferungen an Sägewerke zu stoppen.


Die Forstkammer Baden-Württemberg, die Vertretung der privaten und kommunalen Waldbesitzer, mahnt dagegen, man dürfe die Sägeindustrie nicht als Gegner betrachten. Ohne diese wäre der starke Preisanstieg in den vergangenen Monaten nicht möglich gewesen. Zudem falle in Baden-Württemberg derzeit noch viel Schadholz an.


„Bald Bessere Konditionen“


Joachim Prinzbach, Geschäftsführer der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Schwarzwald, beurteilt die Marktlage positiver: „Die Nasslager sind abgebaut, Kalamitätsholz fällt momentan nur in geringen Mengen an. Es besteht also für Forstbetriebe aktuell die Möglichkeit, bei wieder deutlich besseren Konditionen zu wirtschaften.“


Prinzbach mahnt allerdings auch, das Geschehen auf dem Holzmarkt differenziert zu betrachten: „Die exorbitanten Preiserhöhungen beim Schnittholz betreffen überwiegend Produkte für den Exportmarkt, den vor allem die Holzkonzerne mit ihren Grosssägewerken bedienen. Unsere regionalen Kunden sind nicht auf diesen Märkten aktiv.“ Dennoch profitierten auch sie von den Preisanstiegen, die zwar weniger dynamisch verliefen wie auf den Überseemärkten, aber wegen der regionalen Nachfrage nach Bauholz ebenfalls deutlich spürbar seien.


Wie geht es weiter?


Wie sich die Preise in den kommenden Monaten entwickeln, hängt neben der Nachfrage nach Bauholz vor allem von weiteren Käferschäden in den Wäldern ab. Dank der kalten Witterung der letzten Monate ist starker Borkenkäferbefall dieses Jahr bislang ausgeblieben.


Positiv auf die Rohholzpreise könnte sich zudem ein von der Papierindustrie erwarteter Konjunkturaufschwung auf den Papiermärkten auswirken. Mit dem Ausbruch der Coronakrise war nämlich die Nachfrage nach Papier eingebrochen, und damit auch die Nachfrage nach Sägerestholz. Weil das Restholzaufkommen 40 bis 60% der Stammvolumen ausmacht, würden die niedrigen Preise für Restholz die Gewinnmargen der Sägereien drücken, argumentieren die Vertreter der Sägereien. Doch das könnte sich nun bald ändern.


klaus.dorsch@topagrar.com

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