Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau DLG-Feldtage 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

Aus dem Heft

So halten Sie Ihr Sommergetreide sauber

Lesezeit: 7 Minuten

Achten Sie beim Herbizideinsatz in Sommerungen vor allem auf die Verträglichkeit. Empfehlungen gibt Josef Parzefall, N.U. Agrar GmbH, Neufahrn.


Das Wichtigste zum Thema Süd extra freitags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Gerät Sommergetreide wegen eines zu scharfen Herbizideinsatzes in Stress, ist die Ertragsspitze bereits verloren. Die Verträglichkeit der eingesetzten Mischungen spielt bei Sommergerste, -weizen, Hafer und Durum eine viel größere Rolle als bei den Winterungen.


Ursache dafür ist die kürzere Vegetationszeit, in der sich mögliche Herbizidbelastungen weniger gut auswachsen können. Die meisten Mittel sind bis EC 30, dem Ende der Bestockung, zugelassen. Verursachen die Wirkstoffe während dieser Phase Stress, entwickeln sich die Pflanzen verzögert und bilden weniger Triebe. Da Sommerungen eine reduzierte Triebdichte weder über eine erhöhte Kornzahl/Ähre noch über ein höheres TKG kompensieren können, sollte man solche Risiken von vornherein ausschalten. Mehr dazu lesen Sie im Kasten auf Seite 22.


Herbizide früh anwenden:

Bewährt hat sich ein früher Termin bereits ab dem 6- bis 8-Blattstadium des Sommergetreides. Viele Ungräser und Unkräuter sind dann aufgelaufen. Ideal sind Einsätze innerhalb einer Schönwetterperiode. Sitzt diese Maßnahme, sind Nachbehandlungen, z. B. gegen Disteln, nur noch selten notwendig.


Der Termin passt auch gut für die vorzugsweise eingesetzten Sulfonylharnstoffe bzw. ALS-Hemmer. Sie wirken gegen Unkräuter am besten, wenn diese sich verzweigen und noch nicht strecken. Gehen die Unkräuter dagegen erst einmal in die Streckung über, ist das Wirkmaximum der ALS-Hemmer vorbei. Dasselbe gilt prinzipiell für alle Gräsermittel. Auch hier sollten die Ungräser noch nicht schossen.


Um das Wirkspektrum der Gräserherbizide zu vervollständigen, sind Mischpartner erforderlich. Sehr verträgliche Mittel sind v. a. Biathlon 4 D (bis 70 g/ha), Starane XL (bis 1,25 l/ha), Primus (bis 80 ml/ha), im Falle der Zulassung das neue Pointer Plus (bis 50 g je ha) oder eine Kombination aus Hoestar + Pointer SX (jeweils 20 bis 25 g/ha).


Broadway, das nur im Durum zugelassen ist, benötigt nur gegen größere, ältere Taubnessel eine Ergänzung. Geeignet ist in diesen Fällen 20 bis 25 g/ha Pointer SX. Als Mischpartner zum Husar OD oder Hoestar Super bietet sich neben Pointer SX auch Concert SX mit 50 bis 75 g/ha an. Husar OD und Hoestar Super sind auch in Durum zugelassen, in Hafer aber nicht. Andersherum ist der Einsatz von Concert SX zwar in Hafer, nicht aber in Durum möglich. Achten Sie beim Herbizideinsatz daher genau darauf, ob das Mittel in der zu behandelnden Sommerung auch zugelassen ist.


Grundsätzlich empfiehlt es sich, nur Mittel mit gleichen Wirkmechanismen zu mischen, wie z. B. ALS-Hemmer untereinander. Mit Biathlon 4 D, Pointer SX, (Pointer Plus), Primus oder Concert SX in Mischung mit Hoestar Super, Husar OD oder auch Lexus ist das der Fall.


Tipps für Gerste und Weizen:

Das Herbizid Axial 50 ist nach langjährigen Praxiserfahrungen das verträglichste Gräsermittel. Es ist mit vielen Präparaten sehr gut mischbar. Kritisch kann ein Axial-Einsatz allerdings werden, wenn man es mit „Abbrennern“ wie Artus oder Oratio bei kritischer Witterung spritzt. Großer Vorteil des Axials ist der sehr lange Einsatzzeitraum. In Sommergerste, Sommerweizen und Durum lässt es sich bis EC 39 anwenden.


In Sommergerste ist Axial 50 gegen Ackerfuchsschwanz alternativlos. Setzen Sie es aus Resistenzgründen früh ein, am besten spätestens bis zum 4-Blattstadium des Fuchsschwanzes. Ist dieser bereits stärker bestockt, empfiehlt sich die volle Aufwandmenge von 1,2 l/ha. Achten Sie vor allem bei größeren Kandidaten auf eine möglichst gute Benetzung.


Auf stark mit Ackerfuchsschwanz verseuchten Flächen ist vor allem nach frühen Aussaaten der Sommergerste eine Vorlage von 2 bis 3 l/ha Boxer direkt nach der Saat sinnvoll. Das schädigt bzw. sensibilisiert das Ungras so stark, dass die nachfolgende Axial-Spritzung auch bei starkem Druck sehr gut wirkt (Ausnahme: Standorte mit FOP-/DIM-Resistenz). Ob nach einer Boxer-Vorlage im Vorauflauf noch ein Mischpartner zum Axial notwendig ist (z. B. Biathlon 4 D, Pointer SX oder Starane XL in reduzierten Mengen), hängt vom Unkrautbesatz ab. Die Strategien gegen Unkräuter und Ungräser in Sommergerste und -weizen entnehmen Sie der Übersicht 1.


Konzepte für Hafer und Durum:

In Hafer ist die Ungrasbekämpfung vor allem dann problematisch, wenn Flughafer auftritt. Geeignet ist in diesen Fällen Lexus mit 20 g/ha (+ Additiv) kombiniert mit Biathlon 4 D oder Hoestar + Pointer SX. Berücksichtigen Sie dabei, dass die Wirkung von Lexus gegen Flughafer bereits ab dessen 3-Blattstadium stark nachlässt. Bessere Wirkungsgrade erzielt diese Mischung gegen Ackerfuchsschwanz. Weitere Infos sind in Übersicht 2 dargestellt.


Durum verhält sich gegenüber Herbiziden wie eine Mimose: Seine Herbizid-Verträglichkeit ist generell als sehr kritisch einzuschätzen. Wegen des hohen Durumpreises müssen Sie auf bestmögliche Verträglichkeit größten Wert legen. Vermeiden Sie daher Spritzungen bei kritischer Witterung (Frost, Kälte etc.) und mischen Sie keinesfalls „Abbrenner“ zu. Setzen Sie in Durum auch keine Wuchsstoffe ein, um Ausdünnungen zu vermeiden.


Als verträgliche Gräsermittel kommen nur Broadway mit 220 g/ha und Axial 50 infrage. Axial benötigt einen verträglichen Mischpartner wie z. B. 70 g/ha Biathlon 4 D. Bei ungünstigen Bedingungen oder in Spätsaaten ist Axial zu bevorzugen. Während Axial allerdings etwas wärmebedürftiger ist, können Sie Broadway auch bei Temperaturen um 10 °C noch einsetzen. Wird es kälter, wäre die Wirkung zwar noch gegeben, die Verträglichkeit verschlechtert sich dann aber zunehmend.


Mischen Sie bei beiden Herbiziden keine weiteren Additive zu (außer das im Broadway bereits enthaltene Additiv). Der Grund: Nimmt Durum den Wirkstoff des Herbizids zu schnell auf, können die Pflanzen ihn nicht zügig genug metabolisieren. Als Folge steigt das Verträglichkeitsrisiko!


Am empfindlichsten reagiert Durum auf Herbizideinsätze während der Schossphase, vor allem, wenn es sich um Wuchsstoffe handelt. Wegen seiner oft kurzen Ähre kann er Verluste an Spindelstufen kaum ausgleichen. Daher muss bei Durum die Herbizidmaßnahme unbedingt während der Bestockung erfolgen. Die möglichen Kombinationen finden Sie in Übersicht 3.


Rezepte gegen Disteln:

Schwierigkeiten bereiten in Sommergetreide insbesondere die Disteln. Wegen der schwachen Konkurrenz sind sie in Sommerungen wesentlich wüchsiger und vitaler als in Wintergetreide. Viele Mittel wie z. B. Ariane C, Primus Perfect, Duanti, Pointer SX oder Biathlon 4 D wirken sehr gut gegen Disteln. In Durum erzielt Broadway gute Wirkungsgrade. Das Problem in der Praxis ist auch weniger die Bekämpfungsleistung der Herbizide, sondern vielmehr der ideale Einsatzzeitpunkt!


In Frühjahren mit langsamerer Erwärmung wie in 2010 oder 2013 laufen die Disteln verzögert auf und sind vor EC 30 der Kulturen selten vollständig bekämpfbar. Wird es dagegen früh und schnell warm (wie im März 2014), ist der Großteil der Disteln bis Bestockungsende der Sommerung aufgelaufen und damit innerhalb der Zulassungszeiträume aller Herbizide sehr gut bekämpfbar. Nachbehandlungen sind dann nur selten notwendig.


In kühleren Frühjahren oder auf pfluglos bewirtschafteten Flächen mit höherem Distelbesatz ist ein Nachbehandeln aber oft unumgänglich. Das Problem dabei ist allerdings, dass einige sehr wirksame Distelmittel (Ariane C, Primus Perfect, U 46 M-Fluid, 2,4 D) nur bis EC 29 bzw. EC 30 zugelassen sind. Für die typischen Nachbehandlungstermine bis EC 39 kommen demnach nur U 46 M-Fluid (bis 1,5 l/ha), Duanti (2,5 bis 3 l/ha, bis EC 32), im Falle einer Zulassung Pointer Plus (bis 50 g/ha) oder auch die volle Aufwandmenge von 70 g je ha Biathlon 4 D infrage. Während die Wuchsstoffmittel U 46 M-Fluid und Duanti auf ein bereits gutes Längenwachstum der Distel und wuchsstofffördernde Wärme angewiesen sind, lässt sich Biathlon 4D (oder Pointer Plus) auch bei stagnierendem Distelwachstum einsetzen. Kombinieren Sie Wuchsstoffe nicht mit Wachstumsreglern wie Moddus, Medax Top oder Composan extra! Zu groß ist das Risiko von Kornverlusten bei der bereits angelegten Ähre. Das gilt vor allem bei hohen Temperaturen.


Einige Landwirte versuchen, den Herbizidtermin wegen der Distelbekämpfung zu verzögern. Kommt es dann ungeplant zu einer Schlechtwetter- oder gar Kälteperiode, kann sich die Spritzung bis in die beginnende Schossphase verschieben. Abgesehen davon, dass man dann oft außerhalb der Zulassung spritzt, resultiert daraus eine unkalkulierbar „scharfe“ Mehrfachmischung aus Herbizid + Wachstumsregler + Fungizid. Das ist das Schlimmste, was Sie Ihrem Sommergetreide antun können.

Die Redaktion empfiehlt

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.